
Wieder einmal ist es geschehen: ein Staat dieser Welt hat das Schachspiel aus religiösen Gründen verboten! Unwillkürlich denkt man sich, wie kann so eine harmlose Beschäftigung wie Schach verboten werden? Die Antwort lautet leider: immer dann wenn die Religion einen Allmachtsanspruch hat, und direkt in das Privatleben der Menschen eingreift. Den Namen des Ministeriums darf man sich auf der Zunge zergehen lassen: „für die Verbreitung von Tugenden und die Verhinderung von Lastern“. Aus westlicher Sicht müsste man wohl korrigieren: „für die Verbreitung von Untugenden und die Verhinderung von Tugenden.“
Doch ein Schachverbot zieht sich immer wieder durch die Geschichte. Bereits im Mittelalter wurde Schach immer wieder vom Klerus oder weltlichen Autoritäten verboten, weil es als gefährlich angesehen wurde. Befragt man dazu die AI (Perplexity), gibt sie folgenden Text aus:
Im Laufe der Jahrhunderte wurde Schach aus verschiedenen Gründen immer wieder verboten. Die Verbote hatten meist religiöse, politische oder gesellschaftliche Hintergründe und spiegelten die jeweiligen Werte und Sorgen der Zeit wider.
Religiöse Gründe
Im Mittelalter wurde Schach von verschiedenen Kirchenvertretern verboten, insbesondere für Geistliche. Gründe waren unter anderem die Nähe zu anderen als „sündhaft“ geltenden Spielen wie Würfeln und Kartenspielen, das Spielen um Geld und die damit verbundene Gefahr von Spielsucht sowie die Angst, dass das Spiel zu viel Zeit beanspruche und von religiösen Pflichten ablenke. So wurden beispielsweise auf Synoden im 13. und 14. Jahrhundert explizite Schachverbote für Mönche und Nonnen ausgesprochen.
Auch im Islam gab es immer wieder Verbote. Schach wurde teilweise als Glücksspiel angesehen und mit Wetten in Verbindung gebracht, was im Islam verboten ist. Es wurde argumentiert, das Spiel könne zu Rivalität, Feindschaft und Zeitverschwendung führen und Gläubige von ihren religiösen Pflichten abhalten. Fatwas, also religiöse Rechtsgutachten, haben das Schachspiel wiederholt untersagt, etwa in Saudi-Arabien und unter den Taliban in Afghanistan.
Politische und gesellschaftliche Gründe
Herrscher wie Ludwig IX. von Frankreich oder Ivan der Schreckliche in Russland verboten Schach, um Kontrolle über die Bevölkerung auszuüben oder weil sie das Spiel als dekadent oder gefährlich ansahen1.
Während der Kulturrevolution (1966–1976) verbot Mao Zedong das Schachspiel, weil es als „Spiel der Bourgeoisie“ galt und nicht mit den revolutionären Idealen vereinbar war1.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Fernschach (Schach per Post) in den USA und über den Atlantik verboten, um die Übermittlung geheimer Nachrichten zu verhindern1.
Gesellschaftliche Bedenken
Schachpartien konnten sehr lange dauern und wurden mitunter als Zeitverschwendung betrachtet. Es bestand die Sorge, dass das Spiel süchtig machen könnte und die Menschen dadurch ihre Pflichten vernachlässigen.
Da Schach oft um Geld gespielt wurde, wurde es von vielen Autoritäten in eine Reihe mit Glücksspielen gestellt und deshalb verboten.
Die Verbote von Schach im Lauf der Jahrhunderte waren also nie einheitlich und spiegelten stets die jeweiligen religiösen, politischen oder gesellschaftlichen Sorgen wider. Während das Spiel heute weitgehend akzeptiert ist, zeigen die historischen Verbote, wie eng Kultur, Religion und Politik mit scheinbar harmlosen Freizeitbeschäftigungen verflochten sein können.
Hier die offizielle gekürzte Mitteilung der ukrainischen Quelle UNN vom 10. Mai zum Verbot in Afghanistan:
„Das Taliban-Ministerium für die Verbreitung von Tugenden und die Verhinderung von Lastern hat das Schachspiel offiziell für haram (sündhaft) erklärt. Der afghanische Schachverband ist ebenfalls offiziell aufgelöst worden.
Das Taliban-Ministerium für die Verbreitung von Tugenden und die Verhinderung von Lastern hat Schach unter Berufung auf „religiöse Erwägungen“ offiziell zu einem verbotenen Spiel erklärt. Auch der afghanische Schachverband ist Geschichte. Dies berichtet die Zeitung Zamin.
Vertreter des afghanischen Schachverbands haben versucht, diese Entscheidung anzufechten. Am 9. Mai wandten sie sich an das Sportministerium mit der Bitte, die Fortführung von Schachklubs und die Organisation von Turnieren zu erlauben. Als Antwort wurde ihnen jedoch mitgeteilt, dass es einen Erlass des Emirs gibt, der das Schachspiel verbietet und dem Verband seinen rechtlichen Status entzieht.
Im Ergebnis appellierte der Schachverband an die Medien, die Aufmerksamkeit auf die Sportler zu lenken, die sich in einer unsicheren Lage befinden und von denen viele um die Zukunft einer der beständigsten intellektuellen Sportarten der Welt fürchten.“
Hier noch der Link auf die Pressemeldung.