
Nach der Sasion Vor der Saison
Gerade erst wurde die Zentralrunde der Bundesliga in Deggendorf gespielt, und die Aufsteiger und Absteigerstehen fest, und schon stehen die nächsten Entscheidungen für die Vereine an. Es ist wirklich so, dass für einen Bundesligaverein die Uhr im Grunde rund ums Jahr tickt. Betrachten wir das Ganze am Beispiel von Zugzwang, also meinem Verein, der es geschafft hat, in die erste Bundesliga ausfzusteigen. Tatsächlich hat sich hier in den letzten Wochen schon ziemlich viel bewegt!
Als erstes musste die alte Saison gegenüber dem Sponsor abgerechnet werden. Das haben wir natürlich gemacht. da erfährt man dann auch, ob man gut oder schlecht kalkuliert hat.
Als zweites musste die Kalkulation für die neue Saison erstellt werden. In der ersten Bundesliga ist das Budget viel höher als in der zweiten Liga, u.a. weil mehr Runden gespielt werden. Im Anschluss muss natürlich der Vertrag mit dem Sponsor abgeschlossen werden, ansonsten würde es ein gewagtes Abenteuer.
Damit nicht genug. Gemäß Turnierordnung muss bis zum 1. Mai der Beitritt zum Bundesliga e.V. erklärt werden. Wir erinnern uns: der Deutsche Schachbund hatte vor vielen Jahren die Verwaltung der Bundesliga weitgehend in die Hände der Bundesliga Vereine abgegeben. Jeder Verein, der an der höchsten Liga teilnehmen möchte, muss also Mitglied werden, und eine (faire) Mitgliedsgebühr von jetzt 1.000 entrichten.
Auch das Thema der Kaution ist hierbei zu klären. jeder Verein muss nämlich bis vor der Saison eine Kaution von 3.000 Euro beim Bundesliga e.V. hinterlegen. die er nach Saisonende wieder zurück erhält. Außer er hat zurückgezogen, dann kann es sein, dass die Kaution einbehalten wird. Kommt in der Praxis eher selten vor.
Das sind die formalen Aspekte. Doch noch viel wichtiger ist das Mannschaftsgefüge. Hören Spieler auf, oder kommen neue hinzu? Bei Zugzwang zum Beispiel war schon seit einiger Zeit besprochen, dass das Münchner Jungtalent Leonardo Costa vom HSK 1830 zu München Zugzwang wechselt. Also muss sich jetzt der HSK fragen, ob er nach Ersatz sucht oder nicht. Und Zugzwang hat sich schon mal gut verstärkt, was beruhigend ist.
Aber vielleicht kommt noch ein weiterer Spieler im Interesse einer Verstärkung dazu? Die erste Bundesliga ist kein Zuckerschlecken. Da sind Verstärkungen grundsätzlich willkommen. Man kann auch sagen überlebenswichtig. Aber will man das bestehende Mannschaftsgefüge so durcheinander bringen? Wie wirkt sich das zum Beispiel auf die Zahl der Einsätze der Spieler aus? Kurz gesagt, man muss einen gesunden Mittelweg finden. Alte Mannschaft halten und mit Augenmaß neue Spieler integrieren. Und vor allem die Mannschaft einbeziehen.
Hat man all dies hinter sich, dann kann man sich schon mit der Auslosung beschäftigen. Wo sind die Auswärtsspiele, reist man mit dem Zug an oder nicht? Welche Hotels bieten sich vor Ort an, und soll man jetzt schon erste Buchungen tätigen, nachdem die Termine ja sicher sind? Gibt es günstige Hotels in der Nähe vom Spiellokal?
Ganz wichtig: hat man eine Heimrunde zu organisieren? Dann möglichst schnell das Spiellokal reservieren, damit es an dem Termin auch zur Verfügung steht! Und hoffentlich entspricht es den Anforderungen an die 1. Liga, denn da wird schon genau hingeschaut. Größe, Beleuchtung, Analyseraum usw. Und natürlich muss auch die elektronische Übertragung gesichert werden.
Eine knifflige Sache kann auch die Mannschaftsaufstellung sein, die bis zum 1. August abzugeben ist. Besonders wenn zwei oder mehr Spieler annähernd die gleiche Elozahl haben, wer entscheidet dann über die Reihung? Der Käptn oder die Spieler? Und setzt man einen neu hinzugekommenen Spieler nicht zu weit vorne ein? Oder rücken die alten Hasen murrend und grummelnd immer weiter nach hinten? Auch keine gute Sache!
Kurzum – all dies passiert in den Monaten nach Ende der Saison. Und dabei beginnt die neue Sasion erst im September! Und fehlt noch was? Ach ja, die sogenannten Spielervereinbarungen. Hier muss jeder Spieler schriftlich bescheinigen, dass er sich im Verdachtsfall und auch ohne Anlass körperlich untersuchen lässt. Stichwort Fair Play.
Nun gut, dann warten wir mal ab, wie es dem MSA Zugzwang kommende Sasion in der ersten Bundesliga, der wohl stärksten Liga der Welt, ergeht!
Hallo Gerry
Sehr interessanter Bericht mit deinen Ausführungen. Ich wünsche Dir und der Mannschaft MSA Zugzwang viel Erfolg und gut Gelingen für die neue Saison und vor allem viele interessante Partien.
Beste Grüsse aus der Schweiz, Stefan
Vielen Dank Stefan! Ein Ritt in die 1. Bundesliga ist ein wilder Ritt.
Interessante Übersicht, dabei hat Zugzwang ja bereits Erfahrungen mit dem wilden Ritt 1. Bundesliga. Dito für SF Berlin, für Wolfhagen ist es Neuland aber die sind generell anders aufgestellt.
Natürlich nicht alles aber einiges aus der zweiten Hälfte des Artikels kenne ich auch im Amateurbereich. Saison in Hessen läuft ja noch (einige Entscheidungen bereits gefallen, eine zu Ungunsten meines Vereins) aber auch bei uns gilt „wer spielt nächste Saison an welchem Brett in welcher Mannschaft?“. Anreise zu Auswärtsspielen (Entfernungen bis ca. 100km) ist dabei generell per Auto, da gegnerische Spielorte im ländlichen Raum mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum erreichbar. Da ist „zwei Fahrer“ mitunter ein Problem. Der ganze Rest ist natürlich vereinsintern.
Natürlich waren die Schachfreunde Berlin auch schon ganz lange in der 1. Bundesliga