Symbolbild Großmeisterstatistik. KI Grok.
Die Frage wird immer wieder gestellt: wie viele Großmeister gibt es auf der Welt? Wir laden uns die FDE-Rangliste vom Oktober herunter, lesen diese unter Excel ein, formatieren sie ordentlich, und fangen an mit unseren Auswertungen.
Aktuell sind es genau 1865 Großmeister. Und 525 Großmeisterinnen! Man muss sagen, die Frauen haben stark aufgeholt: 78 Prozent der Großmeister dieser Welt sind Männer und 22 Prozent der Großmeister(innen) Frauen!
Allerdings wenn man das Kriterium so setzt, dass eine Frau den männlichen GM-Titel (statt des WGM-Titels) erreicht haben muss, dann verbleiben nur noch 38, die dies geschafft haben, das sind gerade einmal 2 Prozent.
Doch schauen wir uns genauer an, wie diese sich zusammensetzen.
Aus welchen Staaten kommen zum Beispiel die meisten Großmeister? Wir erraten es schon, aus Russland natürlich, denn die waren Jahrzehnte die führende Schachnation! Doch wie sieht es dahinter aus? Hier glänzt Deutschland so richtig: Nummer 3 hinter Russland und den USA:
| Top Länder GM | |
| RUS | 183 |
| USA | 112 |
| GER | 102 |
| IND | 87 |
| UKR | 86 |
| ESP | 62 |
| FRA | 59 |
| POL | 55 |
| SRB | 55 |
| CHN | 53 |
| HUN | 53 |
Schön bunt wird es in folgender Grafik – hier ist für jeden Staat die Anzahl der Großmeister (inkl. WGM, die GM sind) abgebildet:

Bei den Staaten, die nur wenige oder sogar nur einen Großmeister haben, kann man dies natürlich in der Auflösung nicht mehr vernünftig darstellen.
Und bei den Frauengroßmeisterinnen analog? Auch hier führt Russland vor China! Doch auch Deutschland kann sich mit Platz 3 (geteilt mit der Ukraine und den USA) sehen lassen.
| RUS | 58 |
| CHN | 31 |
| GER | 28 |
| UKR | 28 |
| USA | 28 |
| IND | 25 |
| GEO | 24 |
| POL | 20 |
| HUN | 19 |
| SRB | 18 |
Und wieder setzen wir auf unsere bunte Grafik für die Gesamtverteilung:

Wieder gilt: Bei den Staaten, die nur wenige oder sogar nur eine Frauen-Großmeisterin haben, kann man dies natürlich in der Auflösung nicht mehr vernünftig darstellen.
Doch nicht nur die Anzahl und die Verteilung auf Staaten sind interessante Kennzahlen, sondern kann man noch weitere Auswertungen machen, vor allem nach der Elozahl (Eloschnitt) und nach dem Geburtsjahr. Hier sind allerdings bei allen Auswertungen Daten entfernt worden, hinter denen nur ein oder zwei Datenpunkte standen, um die Statistik nicht zu verzerren. Erst ab drei Treffern wurde die Föderation in die Föderation aufgenommen. Ein absurdes Gegenbeispiel: auf den Fidschi-Inseln gäbe es genau einen Großmeister mit Elo 2800, der erst 13 Jahre alt ist dann wäre Fidschi im Schnitt die stärkste und jüngste Schachnation der Welt – ein eher unsinniges Ergebnis.
Was sind also nun die elostärksten Schachnationen der Welt – und zwar bei den Frauen und bei den Männern? Eben nicht Russland vor den USA, sondern China vor Russland. Auch bei den Männern! Bei den Frauen ist es ja eh klar, wenn man sich die Weltrangliste ansieht, weil dort nur Chinesinnen vorne stehen. Und wie sieht es mit Indien aus? Auch nicht so wie man denken würde: bei den GM nur auf Platz 8 und bei den Frauen nicht unter den Top 10!

Als nächstes möchten wir gerne wissen, wo die jüngsten GM und WGM herkommen. Doch wohl aus Indien?
Keineswegs: bei den Großmeistern liegt Indien „nur“ auf Platz 2 hinter dem Iran, und geteilt mit der Türkei!
Immerhin ist hier auch Russland bei den Männern mit Platz 11 und bei den Frauen mit Platz 4 vertreten.

Natürlich möchten wir nun auch wissen, welche Verbände die ältesten Großmeister(innen) ins Rennen schicken, und auch hier gibt es erstaunliche Ergebnisse. Tunesien und Finnland führen bei den Männern die Liste an, und Moldawien und Australien bei den Frauen. Deutschland ist bei den Frauen auch vertreten, und zwar auf Rang 9, bei den Männern jedoch nicht, was sicher auch unserer jungen Nationalmannschaft zu verdanken ist.

Zum Abschluss noch Durschnitt-Elo und Durchschnittsalter weltweit.
Der durchschnittliche Großmeister auf der Welt ist 45 Jahre alt (1980 geboren), und hat eine Elozahl von 2479, also unter der GM-Grenze von 2500.
Die durchschnittliche Frauen-Großmeisterin ist etwas jünger, nämlich 42 Jahre alt (1982 geboren), und hat eine Elozahl von 2260, also auch hier unter der WGM-Grenze von 2300.
Daraus kann man erneut ableiten, dass zwischen Männern und Frauen im Leistungsschach die Differenz bei 200 bis 250 Punkten liegt.
Sehr interessante Statistiken! Man sollte allerdingsn nicht vergessen, dass es für die Spieler in verschiedenen Ländern unterschiedlich schwer ist, einen GM / WGM Titel zu erringen. Je zentraler Länder geographisch sind (Europa), desto mehr Möglichkeiten gibt es, während in fernen Ländern, die oft auch noch eine geringe Population haben, es aufwendiger ist. Bsp. Lateinamerika oder Kuba, das ja arm und isoliert ist. In der Sowjet-Union war es für viele starke Spieler früher praktisch unmöglich, einen GM-Titel zu erreichen, da Auslandsreisen kaum möglich waren und wegen des Ausländeranteils im Land keine Normen außer bei der nationalen Meisterschaft möglich waren.
Gerald hatte ja meine DWZ-Statistiken überprüft und hinterfragt, dann mache ich es nun auch bei ihm. Auf die Schnelle schaffte ich es nicht, die komplette FIDE-Liste in Excel zu importieren. Aber es gibt ja auch https://ratings.fide.com/advanced_search.phtml wo man herum experimentieren kann.
Zur Datenbasis: demnach gibt es aktuell 1867 GMs (fast identisch) aber nur 335 WGMs. Das liegt wohl vor allem daran, dass nur der höchste Schachtitel berücksichtigt wird – schon IM ist mehr wert als WGM. Es gibt laut dieser Quelle 140 weibliche IMs (von insgesamt 4216) und 44 weibliche GMs. Zusammen sind es dann 519. Das ist vergleichbar, wobei einige offenbar nie den WGM-Titel beantragt hatten – bei den weiblichen GMs u.a. Judit und Susan Polgar, Cramling und Stefanova, bei den weiblichen IMs Oliwia Kiolbasa und Eline Roebers.
„Kreativere Statistik“ mit bedingt aussagekräftigen Ergebnissen ist dann offenbar die durchschnittliche Elo und das durchschnittliche Alter ALLER GMs. Da werden Länder „statistisch bestraft“, die schon seit langem GMs haben – einige nun naturgemäß älter mit oft auch nachlassender Spielstärke. Bei den USA fließt wohl, als extremster Wert, auch ein gewisser Raset Ziatdinov ein: *1958, GM wurde er 2005, aktuell hat er noch Elo 2063. Aktiv ist er immer noch, dabei übrigens aktuell fast nur in Indien (da wohnt er wohl nun).
Ich habe mir mal angeschaut, wie viele GMs Jahrgang 2000 und jünger einige Länder haben: Indien 28 von 87, Iran 6 von 17, Türkei 4 von 17, Deutschland 5 von 102 (Vincent Keymer, Frederik Svane, Luis Engel, Leonardo Costa, Roven Vogel), USA 20 von 112 – Iran und Türkei hatten eben bis vor kurzem noch „fast niemand“. Indien hat eben weiterhin z.B. Vishy Anand, Deutschland hat weiterhin u.a. Gerald Hertneck
Verteilung der insgesamt 49 GMs Jahrgang 2005 und jünger: 13 aus Indien, 7 aus den USA, 5 FIDE/Russland, doppelt vertreten noch Türkei, Iran, Polen, Usbekistan und China, und 13 Länder mit einem so jungen GM.
Eher aussagekräftig ist dann wohl wieder die Rubrik „Älteste GMs nach Föderation“. England und Koratien (die auch im Vergleich zu den serbischen Nachbarn) haben kaum „Nachwuchs“. Und die meisten deutschen WGMs sind „nicht mehr jung“. Das gilt auch für Georgien wo relativ viele bekannte Namen aus der Vergangenheit die Statistik beeinflussen (Chiburdanidze, Gaprindashvili, Ioseliani, Alexandria). Dass Deutschland bei den Männern in dieser Tabelle nicht vertreten ist liegt sicher nicht nur an der jungen Nationalmannschaft – das sind ja nur (mit einem, der jeweils außen vor bleiben muss) 6 von 102 GMs.
Ich habe Enders, der Anfang des Jahres verstorben ist und Naroditsky aus der Liste gelöscht, damit verblieben nur noch 1865. Und bei den Frauen lautete das Thema WGM als Analogie zum GM-Titel.Dass es Frauen gibt, die auf den WGM-Titel verzichtet haben, ist nicht mein Problem 🙂