
Kirill Shevchenko
Wir erinnern uns: letztes Jahr wurde Großmeister Shevchenko verdächtigt, in der spanischen Mannschaftsmeisterschaft betrogen zu haben, nachdem sein Handy auf der Toilette gefunden wurde. Dies führte zu seiner Abreise vom Turnier und einer vorläufigen Turniersperre. Mit Spannung wurde die Entscheidung der FIDE (Fair Play Kommission) erwartet. Die Schachwelt musste fast 6 Monate auf die Entscheidung warten, doch nun ist es offiziell: Shevchenko erhält eine Sperre von drei Jahren, wovon eines ausgesetzt wird, und ihm wird der GM-Titel nicht entzogen! Tatsächlich hatte die Fair-Play-Kommission beantragt, ihm auch den GM-Titel zu entziehen.
Manche halten diese Entscheidung für eher milde, denn Handy-Betrug ist kein Kavaliersdelikt, und außerdem muss in solchen Fällen auf eine abschreckende Wirkung geachtet werden, um Wiederholungstäter zu vergraulen.
Hier nun der Wortlaut der von der FIDE veröffentlichten Meldung:
Die erstinstanzliche Kammer der FIDE-Ethik- und Disziplinarkommission (EDC-Kammer) ist nach einem Schriftwechsel und Online-Sitzungen zu einer einstimmigen Entscheidung bezüglich des Vorfalls mit GM Kirill Shevchenko (dem Beklagten) gekommen:
Der Beklagte wird des Verstoßes gegen Artikel 11.7(e) der Disziplinarordnung für schuldig befunden. Der Beklagte wird mit einer weltweiten Sperre von drei (3) Jahren bestraft, wobei ein (1) Jahr der Strafe ausgesetzt wird.
Am 26. Dezember 2024 erhielt die FIDE-Ethik- und Disziplinarkommission (EDC) einen Bericht der FIDE-Fairplay-Kommission (FPL) mit dem Titel „Report of the FPL-Investigatory Panel in the Kirill Shevchenko Case (Cheating Allegation)“. Der Beklagte, GM Kirill Shevchenko, wurde von der FIDE-Fairplay-Kommission beschuldigt, bei der Spanischen Mannschaftsmeisterschaft am oder um den 13. Oktober 2024 betrogen zu haben.
Die FPL empfahl als Sanktion eine weltweite Sperre von drei Jahren, davon ein Jahr auf Bewährung, sowie den Entzug des GM-Titels.
Der Beklagte erhielt die Möglichkeit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Am 3. Februar 2025 reichte der Anwalt von GM Shevchenko, Herr Sabin Gherdan, eine Antwort in seinem Namen ein.
GM Shevchenko gab zu, ein Telefon in der Toilette versteckt und benutzt zu haben, um auf Lichess zuzugreifen, bestritt aber, dass er „tatsächlich“ betrogen habe oder dass seine Handlungen das Spiel beeinflusst hätten. Er führte mehrere mildernde Umstände an:
a) Er hat bei den Ermittlungen uneingeschränkt kooperiert.
b) Er hat sein Fehlverhalten rechtzeitig zugegeben.
c) Er hatte eine saubere disziplinarische Akte.
d) Er war zum Zeitpunkt der Straftat 22 Jahre alt.
e) Sein Geisteszustand war beeinträchtigt, da er Morddrohungen erhalten hatte.
f) Er zeigte bei mehreren Gelegenheiten Reue.
g) Der Betrugsversuch wurde nicht vollständig ausgeführt.
Außerdem gab es nach den Feststellungen von Prof. Regan keine signifikanten statistischen Abweichungen in der Leistung des Spielers während dieses Turniers im Vergleich zu seiner üblichen Ratingleistung.
Die EDC-Kammer stellte fest, dass GM Shevchenko bei der spanischen Mannschaftsmeisterschaft tatsächlich ein Telefon in der Toilette versteckt hatte. Sie kam ferner zu dem Schluss, dass er versucht hat zu betrügen, konnte aber nicht mit ausreichender Sicherheit feststellen, dass tatsächlich ein Betrug vorlag.
Das EDC-Gremium erkannte die vom Beklagten vorgetragenen mildernden Umstände an, insbesondere seine Kooperation bei den Ermittlungen, sein Eingeständnis des Fehlverhaltens und seine Reue.
Da der Beklagte bereits vorläufig suspendiert war und seit der Spanischen Mannschaftsmeisterschaft nicht mehr an Wettkämpfen teilgenommen hatte, wird die Sperre am 19. Oktober 2024 beginnen und am 18. Oktober 2026 enden, wobei der suspendierte Teil am 18. Oktober 2027 endet. Der GM-Titel des Beschwerdegegners wird nicht widerrufen.
Die Entscheidung des EDС stellte die FPL nicht zufrieden. „Jede Strafe für Verstöße gegen das Fair Play sollte als starke Abschreckung dienen und die Null-Toleranz-Haltung der FIDE gegenüber Betrug bekräftigen. Diese Entscheidung erscheint zu milde und spiegelt unser Engagement für Integrität im Schach nicht vollständig wider. Wir werden die Angelegenheit sorgfältig prüfen und entscheiden, ob wir innerhalb der vorgeschriebenen Frist Berufung einlegen“, erklärte Andrew Howie, Vorsitzender der FIDE-Fairplay-Kommission.