
Wir stießen auf einen interessanten Artikel auf Lichess, in dem Autor, offenbar ein Lichess Entwickler, beschreibt, wie die Engine Stockfish die Figurenwerte berechnet, und zwar dynamisch und nicht statisch, also in jeder Stellung völlig neu – hier ein Beispiel:
Einige interessante Dinge sind laut dem Autor sofort ersichtlich:
- die Werte entsprechen nicht den klassischen Figurenwerten, zumindest nicht in der Ausgangsstellung
- es gibt Unterschiede zwischen den Bauernwerten
- es gibt Unterschiede zwischen Bauern und Figuren von verschiedenen Seiten und verschiedenen Farben
In dem Diagramm geht Stockfish sogar so weit, den h-Bauern als wertlos zu erklären (dynamische Bewertung 0.0).
Man kann daraus schließen, dass nicht mehr der eigentliche Materialwert für die Bewertung zugrunde gelegt wird, sondern nur noch der dynamische Wert.
Ehrlich gesagt glauben wir nicht, dass sich diese Bewertung durchsetzen wird, aber interessant ist die Debatte allemal, da sie Bewegung in festgefahrene Überzeugungen bringt.
Der Autor endet mit den Worten:
Ich werde weiter damit spielen, und der Befehl wird ab Version v2.4.56 für alle in LiChess Tools verfügbar sein, aber ich denke, dass dies eine großartige Möglichkeit ist, Positionen zu betrachten. Es ist teuer, was die Ressourcen der Engine und die Zeit angeht, aber stellen Sie sich eine Geschichte vor, die zeigt, was die Figuren während einer Partie tun, wie sie an Wert gewinnen oder verlieren, manche sterben vorzeitig, andere nehmen einfach nicht teil. Eine Lebensgeschichte der Spielfiguren, wenn Sie so wollen.
Dieser grundlegende Artikel von 1988 enthält dynamische Globalbewertungen durch Mustererkennung und assoziativem Gedächtnis / Speicher mit Bezug auf menschliche neuronale Netze:
Neuro-Schachcomputer
Spekulationen über zukünftige Generationen schachspielender Automaten
https://computerschach.de/neuro-schachcomputer/
Frage zur Debatte: Ist der im Beitrag über Stockfisch vorgestellte Ansatz auch auf menschliche Spieler übertragbar? Bzw. mit meiner Darstellung von 1988 vereinbar?
Beste Grüße,
Dr. Reinhard Munzert
Nun, dieser Ansatz ist interessant. Aber wie aussagekräftig? Wenn ich die Sache richtig verstanden habe, dann wird jeweils eine Figur bzw. ein Bauer aus der Stellung entfernt, und dann mit Stockfish ein Wert für diesen Stein berechnet, um wieviel schlechter die Stellung ohne diesen Stein zu bewerten ist. (Also geht es nicht um Stellungen, die in den nächsten Zügen durch eine Zugfolge so einfach entstehen könnten, sondern um Stellungen mit einem „geklauten“ Stein…)
Dabei mag im Ergebnis dabei sogar ein Bauer auf dem Brett sein, der geopfert und Linien öffnend, die Sache besser machen würde und eine negativen Wert bekommt. Ein anderer Bauer deckt gerade seinen Turm — er erhält der Wert +4, weil ohne ihn der Turm halt sofort weg wäre.
Ich bleibe neugierig aber bin skeptisch,
Christoph Pfrommer
Ich bleibe natürlich auch skeptisch, ich glaube, das ist nur technische Spielerei ohne Praxisrelevanz!