
Großmeister Lev Gutman. Quelle: SchachTraining
Heute ist ein besonderer Tag, jedenfalls für das alte Schlachtross Großmeister Lev Gutman, denn er wird heute 80 Jahre alt.
Hier ein kurzer Blick auf seine Biographie, entnommen der Homepage des Deutschen Schachbunds:
- geb. 26.09 1945 in Riga, Lettland
- 1970 – 1979 Trainer im Zentralschachklub Lettlands
- 1980 Emigration mit der Familie nach Israel
- 1982 und 1984 Mitglied der israelischen Olympiamannschaft
- 1980 – 1981 Spieler in der 1. Bundesliga für Enger/Spenge
- 1986 Verleihung des Großmeistertitels
Bis heute unterrichtet und spielt er für verschiedene deutsche Vereine, seit langem aber für den SV Lingen. Von 1980 bis 1983 hat er mit Viktor Kortschnoi gearbeitet und war sein Sekundant bei Wettkämpfen gegen Hübner, Portisch, Karpow und Kasparow.
Legendär ist seine DWZ-Auswertung, wo er aktuell auf 414 gewertete Turniere kommt. Es gibt nur wenige Spieler in Deutschland, die so viele Auswertungen haben!
Ausgewählte Turniererfolge:
- 1. Platz Wuppertal 1986
- 1. Platz Wiener Meisterschaft 1986
- 1. Platz Biel 1987
- 1. Platz Paris 1988
- 1. Platz Biel 1989
- 1. Platz Wiesbaden 1990
- 1. Platz Münster 1990
- 1. Platz Dresden 1999
- Deutscher Schnellschachmeister 1991 – 1995
Zu seinem 75. Geburtstag hatte André Schulz von Chessbase ein Interview mit ihm geführt, das hier in Auszügen wiedergegeben wird:
Könnten Sie uns etwas über Ihre Kindheit und Jugend in der Sowjetunion erzählen?
Ja, aber das liegt schon lange zurück. Mit 16 Jahren war ich in Riga der beste Kandidaten-Meister im Schach. Doch ich musste arbeiten und begann ein Studium. Während meiner Zeit beim Militär schaffte ich dann den Sprung zum Schachmeister.
Was hat Sie dazu bewegt, sich für Schach zu entscheiden?
Der einflussreiche lettische Schachtrainer Alexander Koblenz hat meine Entscheidung stark geprägt.
1980 haben Sie die Sowjetunion verlassen. Wie gelang Ihnen das und was war der Grund für Ihren Entschluss?
Als starker Spieler durfte ich danach an internationalen Turnieren teilnehmen, und ich wollte die Welt erkunden.
Eine Zeitlang lebten Sie in Israel und spielten dort Schach. Warum haben Sie sich schließlich für Deutschland als neue Heimat entschieden?
Es gab einige Probleme mit dem israelischen Schachverband.
Wie unterscheiden sich die Schachwelten in der Sowjetunion, Israel und Deutschland?
Im Vergleich gesehen wird Schach in Deutschland weniger respektiert und oft unterschätzt.
Kann man in Deutschland gut als Schachprofi und Trainer leben? Wie gestalten Sie das?
Es ist nicht leicht. Ich hatte das Glück, einen Sponsor zu haben.
Ich habe Sie stets als sehr freundlichen Menschen kennengelernt. Manche behaupten jedoch, Sie könnten Niederlagen nur schwer verkraften. Ist das wahr?
Leider stimmt das!
Herzlichen Glückwunsch an Lev auch von mir zu seinem 80. Geburtstag!
In der deutsch-sprachigen Computerschach-Szene gab es im Sommer 2024 eine intensive Diskussion zur Eröffnungsvariante nach 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. d4 exd4 4. Sxd4 Dh4. Es begann mit folgender Frage:
Vor 20-30 Jahren gab es eine Mode-Variante in der schottischen Eröffnung:
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. d4 exd4 4. Sxd4 und jetzt 4 … Dh4.
Darüber gab es sogar zwei ganze Bücher:
* eines aus 1995 von Sid Pickard und John Hall und
* ein bekannteres von Lew Gutman, 1999; erweitert in Englisch 2001 …
Ist die Stellung nach 4… Dh4 remis oder verliert Schwarz bei bestem Spiel von Weiß?
Am Ende wurden sogar einige Fernschach-Partien von Ulrich Haug und Peter Martan mit starker Computer-Unterstützung ausgetragen. Als Folge ist die CSS-Szene überzeugt, dass die Stellung nach 4… Dh4 für Schwarz verloren ist. [CSS steht für „ComputerSchach & Spiele“. Das war von 1984 bis 2005 ein Magazin mit Themenschwerpunkt Computerschach.]
Viele Grüße, Ingo Althöfer.