
Bremen – Berlin – Hamburg – London. Natürlich war ich – wie könnte es anders sein – in diesen Städten zum Schachspielen.

Am 22./23. Februar spielte ich für meinen Verein SV Werder Bremen in der 1. Bundesliga. Es war unser Heimspielwochenende, welches im Atlantic Hotel an der Galopprennbann in Bremen stattfand. Unser erster Gegner war Kirchweyhe, danach folgte SV Mühlheim Nord. Meine Ergebnisse waren zwei Remis: über das erste war ich etwas unglücklich, denn ich hatte mir zunächst mit genauem Spiel gegen GM Kovacevic eine Gewinnstellung erarbeitet, dann aber den entscheidenden taktischen Schlag nicht gefunden.

Ich nahm hier auf h7, danach bleibt der schwarzfeldrige Läufer auf g7 eine starke Verteidigungsfigur. Stattdessen gewonnen hätte g6! So bekommt man entweder einen Bauern nach h7 oder den schwarzfeldrigen Läufer, wonach der schwarze König nicht mehr genug Schutz hat. Die Mannschaft verlor mit 3,5-4,5, schade!
Am Sonntag war ich über mein Remis gegen FM Sasa Albers dafür umso glücklicker! Mein Gegner opferte eine Qualität, ich traf einige ungenaue Entscheidungen und fand mich in einer völlig verloren Stellung wieder:

Hier kann Weiß nach und nach die verbundenen c- und d-Bauern nach vorne bringen, meine Türme sind dagegen völlig machtlos. Ich versuchte mich so gut es geht zu verteidigen, möglichst viele kleine (Schein-)Drohungen aufzustellen und immer einen Zug zu machen, nach dem ich zumindest noch nicht sofort aufgeben muss. Meine Strategie funktionierte und mein Gegner wickelte in Zeitnot in ein Endspiel mit Dame gegen zwei Türme ab. Dieses Endspiel war zwar immer noch verloren für mich, aber ich schöpfte Hoffnung, denn ein derartiges Endspiel war viel schwieriger zu gewinnen als die Stellung mit den verbundenen Bauern.

Tatsächlich bekam ich meine Chance und nutze sie. Das Ende war ein ansehnliches Patt: Hier wickelte ich mit Txg5 ab. Nach Dxf7 ist nach Th7+ Kg6 Tg7+ die Dame weg und nach Kxg5 gibt der Turm unendliche Schachs auf der g-Linie. Immer wenn der Turm geschlagen wird, ist es Patt.
Die Mannschaft gewann überzeugend mit 5,5-2,5.
Danach ging es für mich direkt weiter nach Berlin, wo ich vom 24.2.-2.3. an einem IM Turnier teilgenommen habe. Dieses Turnier hatte es in sich: viele starke Gegner, alle wollten die Norm. Ich endete mit 4/9 Punkten, was genau meinem Rating entsprach, also genau Elo +/- 0. In einigen Partien konnte ich verlorene Stellungen noch ins Remis retten. In anderen schaffte ich es nicht, meine Gewinnstellung zu verwerten. Es war also alles mit dabei.
Das Turnier war top organisiert und hat sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank an Paul Meyer-Dunker für die Einladung zu diesem tollen Turnier!



In der Frauen-Bundesliga spiele ich als Gastspielerin für TuRa Harksheide Norderstedt. Wir waren beim Hamburger Schachklub zu Gast und spielten zuerst gegen Deizisau: Meine Gegnerin war Jovana Rapport, WGM und Frau von Super-GM Richard Rapport. Sie überraschte mich mit einer Philidor-Verteidigung. Ich erspielte mir eine sehr angenehme Stellung, in der meine Gegnerin Schwierigkeiten hatte, einen guten Plan für ihre Figuren zu finden. Das führte dazu, dass sie ihre Figuren eher schlechter stellte wie hier mit Sh7. Nun war ein geeigneter Augenblick meine schlechteste Figur zu verbessern:

Der Springer auf c3 macht bisher am wenigsten. Sein Traumfeld wäre c4, dort würde er zusammen mit der Dame den schwer zu deckenden Bauern a5 angreifen und außerdem auch d6 im Blick haben. Also: Sb1-a3-c4. Wenig später brach die schwarze Stellung auseinander und ich gewann. Leider verlor meine Mannschaft knapp mit 2,5-3,5.
Umso besser lief es dafür für die Mannschaft am Sonntag gegen Schwäbisch Hall. Unsere Gegner waren elo-technisch haushohe Favoriten, dennoch schafften wir ein 3-3. Ich steuerte ein Remis gegen GM Bela Khotenashvili bei.
Für die Mannschaft sprang also ein Mannschaftspunkt heraus, der unseren Platz in der Tabellenmitte absicherte. Für mich persönlich brachte dieses Wochenende ein Plus von 13 Elopunkten.


Zwei Tage später machte ich mich dann auf den Weg nach London zum 10.Vera Menchik Memorial. Vor drei Jahren spielte ich beim 1. Vera Menchik Memorial mit, von daher waren mir Hotel und Räumlichkeiten im Londoner Stadtteil Hammersmith bereits bekannt.

Auch hier erwartete mich eine harte Gegnerschaft: das Feld war sehr ausgeglichen, da im Prinzip alle Spielerinnen die gleiche Elo hatten. Ich erspielte 4,5/9, auch hiermit verändert sich meine Elo nicht wirklich. Mit den Partien war ich größtenteils zufrieden: Besonders in der letzten Runde gegen WGM Katarzyna Toma gelang mir ein toller taktischer Schlag.

Txg6!
Nun gibt es einige Varianten zu berechnen: Schwarz hat zwei Möglichkeiten das Opfer abzulehnen: Kf8 oder Kh7.
Kh7 scheitert an Txe6+ Lxe4 Lxe4+ Kg7 Txd6 +-
Kf8 ist die beste Verteidigung, verliert aber ersatzlos einen Bauern nach De5! Dxe5 fxe5 und der f-Bauer ist gefesselt, sodass der Tg6 überlebt.

In der Partie nahm meine Gegnerin das Opfer an: fxg6 Dxg6 Kf8 und nun der wichtige Zug f5! Damit kann der Tf1 entscheidend zum Angriff dazustoßen. Es folgte De5 fxe6+ Ke7 Tf7+ Kd6 e7+ Kc5 Tf5. Ich gewann die Dame und wenig später auch die Partie.
Danke an Agnieszka „Aga“ Milewska für die Einladung zu diesem besonderen Turnier!



Weiter geht es für mich beim Grenke Open in Karlsruhe über Ostern.
Bis bald,
eure Lara
Meine Homepage:http://www.laraschulze.de
Die Redaktion des Schachkickers begrüßt Lara im Team!
Danke schön, ich freue mich dabei zu sein!
Dem schließe ich mich an! Kleine Korrektur/Ergänzung zum dritten Diagramm: Gemeint ist natürlich „nach Dxf7 kommen Turmschachs auf der g-Linie“ (-Tg6+ usw.) – Kxg5 Tg7 ist analog zur ersten Variante Abwicklung zu König gegen König.
Derlei Flüchtigkeitsfehler passieren Autorinnen und Autoren, letzteres weiß ich aus eigener Erfahrung … .
Danke für den Hinweis, schon korrigiert 🙂