
Bericht 17. IBCA-Olympiade – Dominik Müller holt Gold am Brett 2!
(von Frank Schellmann, Halle)
Die 17. IBCA -Olympiade führte unsere Delegation, bestehend aus Mirko Eichstaedt, Dominik Müller, Thorsten Mueller, Frank Schellmann und Olaf Dobierzin sowie 3 Begleitpersonen und als Gast Frank Eichstaedt in den serbischen Kurort Vrnjacka Banja.
Vrnjacka Banja ist ca. 200 km von Belgrad, Serbiens Hauptstadt, entfernt. In Schachkreisen bestens bekannt, es wurden dort, damals noch Jugoslawien, in den 1970er und 80er Jahren viele internationale Turniere ausgetragen.
Zuletzt richtete die FIDE 2023 die Europameisterschaft hier aus.
Vrnjacka Banja ist in Serbien als „Königin der Kurorte“ bekannt, vor allem durch seine Mineralquellen. Erwähnenswert ist auch die Brücke der Liebe, die durch eine Liebesgeschichte während des 1.Weltkriegs entstand, und als Tradition hängen die Verliebten Schlösser mit ihren Initialen um das Geländer und werfen den Schlüssel in den darunter fließenden Bach. Inzwischen hängen unzählige Schlösser schichtweise am Geländer und erregen die Aufmerksamkeit der Touristen und Fotografen. Einen Besuch des japanischen Gartens kann man ebenfalls empfehlen.
Austragungsort der 17. IBCA-Olympiade war das 4 Sterne Hotel „FONTANA“, unmittelbar am Kurpark und an der Kurpromenade gelegen.
Unsere Anreise am 16.6. war beschwerlich und lang. Nach Zugreise und gemeinsamem Flug ab Frankfurt Flughafen folgte eine etwa 4stündige Busfahrt zum Hotel, wo wir endlich 21.30h hungrig und durstig eintrafen und glücklich über das Abendessen waren.
Das Hotel war ausgestattet mit einem Wellnessbereich mit Pool, Whirlpool und Sauna, einer Bar, einem Fitnesscenter, wo sich jeder nach seinen Bedürfnissen nach den Kämpfen entspannen konnte.
Unsere Zimmer befanden sich alle nebeneinander in der 5.Etage, waren zwar etwas klein, aber zweckmäßig eingerichtet.
Das gesamte Hotel war klimatisiert, so dass wir gut die hohen Temperaturen überstanden haben. Man konnte das WLAN des Hotels kostenlos nutzen.
Zum Turnier:
Wie vor vier Jahren in Rhodos traten 22 Mannschaften an, nachdem leider 6 angemeldete Länder, Indien, Philippinen, Pakistan, Iran, Kenia und Usbekistan keine Einreisegenehmigungen erhielten. Schade, denn darunter befinden sich Länder, die noch nie an einer IBCA-Olympiade teilgenommen haben.
Der Gastgeber präsentierte am 17.6. eine kulturell begleitete Eröffnung mit vielen Gastrednern aus Sport und Politik. Die IBCA wurde im Präsidium durch unseren Präsidenten Jörgen Magnusson vertreten.
Der Spielsaal war geräumig und hell. Das Turnier wurde von serbischen Arbitern, die wie vermuten lässt, sich nicht umfassend mit den IBCA-Regularien auskannten, geleitet. Z. B. reisten Teams ohne eigene Bretter an, so dass in Einzelfällen auf einem Brett gespielt wurde. Die Regelung über das Aussetzen der Mitschreibpflicht in den letzten fünf Minuten wurde nicht umgesetzt.
Der Veranstalter stellte für alle die Schachuhr DGT-Echo zur Verfügung. Auf Grund der Ansage in nur englischer Sprache konnten aber einige Teams diese Uhren nicht nutzen.
Der Veranstalter hatte an den ersten drei Tischen Kameras für die Live-Übertragung eingesetzt. Im Nachhinein muss jedoch festgestellt werden, dass diese Technik noch nicht ganz ausgereift war.
Unser Team hatte in den Runden 1 bis 3 einige Anlaufschwierigkeiten, es erzielte zwei Unentschieden und eine Niederlage. Dann konnten 3 Siege in Folge eingefahren werden und die Lage entspannte sich etwas. Doch gegen die Setzplatzfavoriten 1 und 2, Polen und Ukraine, in den Runden 7 und 8 wurden wir von der Realität eingeholt, da unser Team in beiden Fällen etwas unglücklich den Kürzeren zog.
In der Runde 9 konnten wir Schadensbegrenzung betreiben und kamen auf Platz 6 (Setzliste Platz 5) an. Eine bessere Platzierung war diesmal auf Grund der unausgewogenen Einzelleistungen nicht möglich.
Nachfolgend unsere Mannschaftsergebnisse:
Runde 1 Kasachstan 2: 2
Runde 2 Serbien 2 2: 2
Runde 3 Venezuela 1,5 : 2,5
Runde 4 Turkmenistan 3 : 1 Runde 5 Litauen 3 : 1
Runde 6 Montenegro 3,5: 0,5
Runde 7 Polen 1: 3
Runde 8 Ukraine 1,5: 2,5
Runde 9 Slowenien 3 : 1
Erstmals nahm Dominik Müller an einer internationalen Mannschaftsveranstaltung teil und präsentierte sich am 2. Brett mit einem sehr guten Ergebnis 6 aus 7 (5 Siege, 2 Unentschieden), was ihm am Brett 2 die Goldmedaille bescherte. Dabei gewann er u.a. gegen FM Vulevic, IM Dukaczewski und FM Wassin und erreichte eine Performance von etwa 2370.
Herzlichen Glückwunsch!
Unsere übrigen Teilnehmer spielten ein durchwachsenes Turnier, aber fügten sich in das homogene Team ein.
Im Folgenden die Brettergebnisse:
Brett 1Mirko Eichstaedt (ELO 2232) 4,5 Punkte aus 9 Partien
Brett 2 Dominik Müller (ELO 2225) 6 Punkte aus 7 Partien
Brett 3 Thorsten Mueller (ELO 2007) 3 Punkte aus 7 Partien
Brett 4 Frank Schellmann (ELO 1982) 3,5 Punkte aus 7 Partien
Brett 5 Olaf Dobierzin (ELO 1956) 3 Punkte aus 6 Partien.
Bei Vierermannschaften haben die Einzelergebnisse großen Einfluss auf das Mannschaftsergebnis.
Letztendlich kann man sagen, dass unserer Mannschaft im Vergleich zur letzten Olympiade auf Rhodos das nötige Glück gefehlt hat. Unser Bundestrainer Wilfried Bode war aus persönlichen Gründen diesmal nicht dabei. Inwieweit das Einfluss auf unsere Leistungen hatte, kann nicht eingeschätzt werden.
Zum Turnierverlauf:
Der Favorit Polen behauptete von Beginn an die Spitze, u.a. mit GM Tazbir, IM Dukaczewski und IM Stachanczyk, und leistete sich nur drei Unentschieden.
Das hatte jedoch zur Folge, dass der Titelkampf bis zuletzt offenblieb. Venezuela, nur auf Platz 10 gesetzt, spielte ein großartiges Turnier und verlor nur gegen Spanien (dort spielt mittlerweile ihr ehemaliges Spitzenbrett IM Pulvett), leistete aber Polen hartnäckigen Widerstand und kam letztendlich auf Platz 2 mit nur einem Mannschaftspunkt weniger als der Spitzenreiter ein.
Die Bronzemedaille gewann das Team aus Spanien
Die Ukraine und Gastgeber Serbien gingen diesmal leer aus. Detaillierte Ergebnisübersichten kann man bei Chess Results im Internet nachschauen.
Gesamteinschätzung:
Wie schon erwähnt, das Hotel bot gute Voraussetzungen für einen angenehmen Aufenthalt.
Die Verpflegung war umfangreich, es gab leckeres Fleisch und leckeren Fisch der verschiedensten Art und Zubereitung, Gemüse als Rohkost und gegart sowie abwechslungsreiche Beilagen, Obst sowie Süßspeisen. Es war für jeden etwas dabei.
Leider fanden der angekündigte Ausflug und die Abschlussgala nicht statt. Über die Gründe informierte der Veranstalter nicht.
Ungeachtet dessen gebührt dem Veranstalter Dank für die erfolgreiche Durchführung der 17. IBCA-Olympiade.
Unser Team setzte sich jeden Abend im Etagenbereich zusammen, um gemeinsam den Tag auszuwerten und sich auf den nächsten Tag vorzubereiten.
Gleichzeitig möchten wir den Dank an unsere Organisatoren und Begleitpersonen richten.
Die Assistenz auf beiden Flughäfen war sehr gut organisiert. Danke auch dafür.