Matthias auf dem Weg zum Kandidatenturnier. KI-Bild, erzeugt von Thorsten Cmiel
Zum Jahresende rufen wir uns den Erfolg von GM Matthias Blübaum in Erinnerung, der sich auf dem Swiss Grand Prix überraschend für das Kandidatenturnier qualifiziert hat. Dabei ist er doch „KeinSehrStarkerSpieler“, so lautet die lustige Anekdote, ein Zitat von Akadij Naiditsch von vor etwa 10 Jahren über seinen ehemaligen Nationalmannschaftskollegen. Dieses Zitat gefiel Matthias so, dass er den Namen als Pseudonym auf seinem Online-Profil bei Twitch wählte. Nun, das despektierliche Zitat reifte nicht gut mit der Zeit, denn heute (Stand Dezember 2025) ist Matthias Nummer 51 der Welt (Elo 2679), und Arkadij Nummer 311 der Welt (Elo 2574). Die beiden trennen über 100 Punkte, wobei Arkadij über 10 Jahre älter ist.
Ein Artikel vom Deutschen Schachbund beschreibt die beeindruckende Unterstützung für unseren Helden bei seiner Vorbereitung auf das Kandidatenturnier 2026.
Crowdfunding-Erfolg
Der Schachverband Württemberg (SVW) initiierte die Spendenaktion auf betterplace.org am 23. Oktober 2025 in Abstimmung mit dem Deutschen Schachbund (DSB), da Blübaum für den Verein SF Deizisau in der Bundesliga spielt. SVW-Präsident Dr. Carsten Karthaus hatte zunächst mit 3.000 Euro gerechnet, den Maximalbetrag von 9.999 Euro eingegeben – eine Summe, die inzwischen zweimal erreicht wurde, mit einem dritten Block im Gange. Die Aktion läuft bis 31. Dezember 2025. Aktuell sieht es so aus:

Finanzbedarf und Vorbereitung
Für ein professionelles Team aus Trainern und Sekundanten benötigt Blübaum rund 50.000 Euro, um sich für das Achterturnier auf Zypern vom 28. März bis 16. April 2026 im Cap St. Georges Resort bei Paphos vorzubereiten und sich von Sekundanten volle 20 Tage beraten zu lassen. Bisher gelang Blübaum Erfolge ohne festes Team, doch gegen die Weltelite ist eine optimale Vorbereitung essenziell. Blübaum sagt dankbar: „Dieser Betrag ist für die Kosten meiner Vorbereitung schon eine extrem große Hilfe.“
Matthias verrät sein Sekundantenteam natürlich nicht, sondern betont, dass er es geheim hält, um keine Wettbewerbsvorteile zu geben. Man darf aber wohl vermuten, dass er sich im Kreise der deutschen Nationalmannschaft umgehört hat, da er sich gut mit den Spielern versteht. Ob aber ein Vincent Keymer, der natürlich eine sehr wertvolle Unterstützung wäre, so ein Angebot annehmen würde, ist eine spannende Frage!
Unterstützung des Bundesverbands und Landesverbands
Der DSB leistet eigene Zuschüsse aus Leistungssportmitteln und hat Bundeszuschussanträge gestellt; DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach betont den Stolz auf Blübaum als ersten Deutschen seit 34 Jahren im Kandidantenfeld. Der SVW stellte einen Landessportförderantrag in Baden-Württemberg und plant eigenen Beitrag.
Blübaum erhielt im September auch den Goldenen Lorbeerkranz für seinen zweiten Europameistertitel. Ergänzend sponsert die Haarpflegemarke Cystiphane den 28-Jährigen privat – ein Erfolgseffekt nach dem Grand Swiss. Überhaupt konnte er feststellen, dass ihm mittlerweile sehr viele Personen ihre Hilfe angeboten hätten, damit er das Kandidatenturnier möglichst erfolgreich bestreiten könne.
Blübaums Perspektive
Der aus Lemgo stammende „halbe Württemberger“ (seit 2017 beim Bundesligaverein Deizisau) sieht das Turnier als „wahrscheinlichen Höhepunkt meiner Karriere“ und Außenseiterchance „aus dem Nichts“. Trotz seiner gewohnten Bescheidenheit freut er sich über die unerwartet hohe Solidarität aus der Schachwelt.
Spenden für Matthias sind noch möglich unter https://www.betterplace.org/de/projects/162733?wirwunder=231.