August 24, 2025

7 thoughts on “Die alternden und oft inaktiven Großmeister – ein Überblick

  1. Zwei Anmerkungen:
    1. Warum die Beschränkung auf männliche GM? Das Gesamtbild ändert sich natürlich nicht, wenn auch Pia Cramling (aktiv), Maia Chiburdanidze (inaktiv) und Nona Gaprindashvili (aktiv) berücksichtigt werden, aber ich sehe keinen Grund, diese Spielerinnen unter den Tisch fallen zu lassen.
    2. Bei den aktiven 65+ Spielern fehlen ein paar Namen: Artur Jussupow und Predrag Nikolic sind noch aktiv und wären zwischen Christiansen und Timman aufzulisten, ebenso ist auch Eric Lobron aktiv, dieser steht in der Elo-Rangliste zwischen Speelman und Bönsch.

    1. Hallo Holger, danke für die Anmerkungen, zu den Frauen, das geschah einfach nach Lust und Laune, weil ich mich in dem Beitrag auf die männlichen GM fokussieren wollte. Und richtig, das Geburtsjahr 1960 fiel wohl raus bei der Auswertung. Diese Statistik bei der FIDE ist immer etwas tricky.

  2. Punkt 2. von Holger liegt vermutlich daran, dass Gerald bei der FIDE Advanced Search neben „Exclude Inactive“ Geburtsjahr 1912-1960 angegeben hat, und dann wird 1960 nicht berücksichtigt. Jussupow spielte nach fast fünf Jahren Elo-Inaktivität mit klassischer Bedenkzeit (durchaus einige Schnell- und Blitzturniere) zuletzt bei der Mannschafts-WM der Senioren. Nikolic spielt noch Mannschaftskämpfe in Deutschland, den Niederlanden und Bosnien. Lobron spielt auch noch Mannschaftskämpfe für Schott Mainz. Turniere spielten Nikolic und Lobron offenbar zuletzt 2019.

    Generell interessant (dabei nicht auf die Schnelle ermittelbar, wohl auch nicht ohne weiteres automatisiert mit Skripten), was die Senioren-GMs noch spielen. Ein paar Stichproben:
    Gurevich – neben Mannschaftskämpfen jedes Jahr an Pfingsten das Limburg Open in Maastricht
    Christiansen – tatsächlich nur noch regelmäßig die US-Seniorenmeisterschaft (üppiges Preisgeld dank Rex $inquefield)
    Andersson – neben eher sporadisch Mannschaftskämpfen noch recht viele Schnellturniere
    Spraggett – wohnt wohl nun in Portugal, spielt da relativ viele Opens

    weiter unten (war mir bekannt): Romanishin (*1952) spielt noch sehr viele Opens „für alle“ in diversen europäischen Ländern. Wohl dadurch ist er nun auf 2270 abgestürzt. Er tut sich schwer, Spieler mit 2000-2200 zu besiegen, wobei er (wenn er derlei Gegner bekommt) gegen 2400+ durchaus noch Remis halten kann. Vor Jahren (muss vor 2019 gewesen sein) gab er mal eine Masterclass in der Amsterdamer Schachakademie und sagte schon damals „ich bin alt, mein Computer ist alt, meine Datenbank ist alt, …“.

    Noch eine kleine Spielerei: Weltweit gibt es für Jahrgang 1935 und davor immerhin 184 aktive Spieler, darunter 42 Deutsche (davon 10 in der top12 der Altersklasse 90+). Weltweit gibt es in dieser Altersklasse 3449 Spieler(innen), die mal FIDE-gewertete Partien gespielt haben und noch leben (oder FIDE hat nicht mitbekommen, dass sie verstorben sind). Diese deutsche Liste (insgesamt 879) wird angeführt von GM Klaus Darga (*1934, spielte offenbar zuletzt 2001).

  3. Interessanter Artikel der mir aufzeigt, dass berühmte Spieler (in diesem Fall männliche Personen) meiner eigenen (!!) Altersgruppe oft schon – Turnierschachlich – inaktiv geworden sind, und nicht dem berühmtesten Gegenbeispiel von dem verstorbenen GM Viktor Kortschnoi nacheifern, der noch – bevor er seinen Schlaganfall bekam – im hohen Alter hochkarätige Schachturniere mitgespielt hatte.

    Wie fit ist man noch, wenn man 60 Jahr und älter ist? – Im Sportbereich – auch bei anderen Sportarten – kann das sehr unterschiedlich sein!

    Wichtig wäre natürlich auch weibliche Senioren-Spielerinnen der Altersklasse ab 60 zu erwähnen! Am eindrucksvollsten finde ich persönlich GM Pia Cramling, die Ratingmäßig immer noch unter den besten Frauen Top 40 der Weltrangliste gelistet wird.

    Danke für das interessante Thema! 🙂

    1. Ja die aktivste Großmeisterin der Welt über 60 ist tatsächlich Pia Cramling. Danach folgt die wesentlich ältere Nona Gaprindashvili, die jedoch viel weniger spielt. Maja Chiburdanidze ist dagegen schon seit längerem inaktiv, aus Gründen die mir nicht bekannt sind. Wikipedia vermerkt dazu trocken: Tschiburdanidse wird bei der FIDE als inaktiv geführt, da sie seit einem im Februar 2011 in Doha ausgetragenen Turnier des FIDE Grand Prix der Frauen 2009–2011 keine Elo-gewertete Partie mehr gespielt hat.

      Wertet man dagegen nach WGM statt GM aus, dann sind es über 53 Frauen, davon über die Hälfte inaktiv. Hier finden sich auch Brigitte Burchardt und Barbara Hund unter den aktiven Spielerinnen.

  4. Gerald, das Fakefoto zeigt keinen 80-Jährigen, sondern ehr einen 85 – 90-Jährigen, das nur nebenbei.

    Schon als jungen Spieler ärgerte es einen, daß man mal eine Wendung übersah, die man hätte sehen müssen, ja sogar eine, mit der man selbst oft gewonnen hatte.
    Im Alter wird das noch viel häufiger passieren.

  5. Wenn es so gemeint ist, kann ich die implizite Kritik an Inaktivität nicht nachvollziehen. Unabhängig von eventuellen gesundheitlichen Problemen (auch mit 60 schon denkbar und generell Privatsache): Jede(r) kann ja selbst entscheiden, ob man
    – nachlassende Spielstärke akzeptiert und trotzdem weitermacht, oder sagt „so macht es keinen Spaß mehr“
    – Interesse an Seniorenturnieren hat, bei denen Gegner ähnliche Probleme haben – dann leiden Ergebnisse nicht unbedingt, nur die Qualität der Partien
    – auch ansonsten bereit ist, andere Turniere zu spielen als zuvor. Wenn man keine Einladungen mehr bekommt bleiben Opens, was man dann auch selbst organisieren und (eventuell anders als zuvor) finanzieren muss. Wenn Schach mal Beruf war, kann es dann wieder reines Hobby werden? Auch eine individuelle Entscheidung.
    Und einiges andere kann eine Rolle spielen. Problematisch kann es werden, wenn man weiterhin auf Preisgelder und ggf. Startgelder angewiesen ist und derlei Einnahmen nicht mehr im selben Maß fließen.

    Chiburdanidze muss weder Wikipedia noch sonst jemand erklären, warum sie mit 50 und noch nahe am Höhepunkt ihrer Karriere aufgehört hat (2020 nochmal EM im Schnell- und Blitzschach) – offenbar ohne es offiziell zu verkünden. Andere verkündeten schon in jüngerem Alter ihren offiziellen Abschied, z.B. Judit Polgar, Kasparov und Kramnik. Anand und Topalov haben es meines Wissens nicht offiziell verkündet aber sind de fakto (fast) inaktiv. Pähtz will nun mit 40 jedenfalls deutlich kürzer treten – vielleicht wird sie noch Mannschaftskämpfe spielen (nicht für Deutschland aber für Vereine) und bleibt dann der Elo-Liste offiziell erhalten.

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