Die Schach-Influencerin WFM Anna Cramling
Schon lange beobachten wir mit einer Mischung aus Faszination und ungläubigem Erstaunen den unaufhaltsamen Aufstieg der Schach-Influencer. Als old school Schachspieler ist es oft gewöhnungsbedürftig, den Kommentaren dieser oft eher jungen Youtuber und selbsternannten Schachbotschafter zu folgen. Eines ist klar: wenn man Schach online präsentiert, dann steht nicht die Spielstärke im Vordergrund, sondern die Fähigkeit, Zuschauer aller Spielklassen zu unterhalten! Und was darüber hinaus natürlich auch nicht schadet, wenn man fotogen ist. Beides beherrscht Anna Cramling, die Tochter von GM Pia Cramling und GM Juan Bellon zweifellos. Um ehrlich zu sein, was sie weniger verkörpert, ist ein tiefes Schachverständnis, denn ihre Elozahl liegt nur bei 2.000, und ihre Maximalzahl lag unter 2200. Aber dafür hat sie viele Follower: allein über 1,5 Millionen auf Youtube! Welcher Schachspieler kann das von sich behaupten?
Aber wie gesagt, auf die Spielstärke kommt es gar nicht an, denn es geht in erster Linie darum, Menschen für Schach zu begeistern, und das tut sie zweifellos. Es könnten noch so viele Menschen auf der Welt für Schach begeistert werden, und das ist eben die Aufgabe der Schach-Influencer, die mit frischen Ideen und unkonventionellen Methoden Schachfreunde anlocken!
Nachfolgend drucken wir einen Text über Anna Cramling ab, den wir auf Facebook gefunden haben. Autor ist ein gewisser Adji Wahyudi, der offensichtlich ein großer Fan von ihr ist. Selbst könnten wir es gar nicht so schön formulieren.
Anna Cramling – Das Mädchen, das Schach süchtig machte…
Anna Cramling wurde in eine Familie hineingeboren, in der das Schachbrett quasi der Esstisch war. Ihre Mutter ist GM Pia Cramling – eine der besten Spielerinnen aller Zeiten – und ihr Vater, GM Juan Bellon, ist ebenfalls Großmeister. Die Leute dachten, Annas Schicksal sei besiegelt: „Sie wird Profispielerin werden.“
Aber ihre Geschichte verlief viel interessanter.
Vom Druck der Familie zur puren Freude am Brett…
Im Schatten zweier Legenden aufzuwachsen, war nicht einfach. Anstatt nur zu versuchen, „dem Namen gerecht zu werden“, beschloss Anna, Schach nach ihren eigenen Vorstellungen zu genießen. Die frühen Siege in Jugendturnieren zeigten ihr etwas Wichtiges: „Das ist meine Reise – die von niemand anderem.“
Als Anna online ging und das Spiel veränderte..
Dann kam Twitch. Dann kam YouTube.
Anna spielte nicht nur Schach – sie brachte die Leute zum Lachen, während sie Schach schauten. Ihre Energie, ihr Humor und ihre ruhigen, aber tödlichen Züge machten die Streams zu globalen Ereignissen. Und wenn sie übermütige Gegner vernichtete, tobte der Chat:
💬 „Ich habe diesen Clip zehn Mal wiederholt!“
💬 „Anna ist die Königin der ruhigen Schachzüge.“
Zwei entscheidende Momente…
1️⃣ Gibraltar Women 2020 – Anna verblüffte das Publikum, besiegte viel stärkere Gegner und bewies, dass sie nicht nur eine charmante Streamerin, sondern eine echte Schachkämpferin ist.
2️⃣ Ihre viralen „Comeback“-Partien im Stream, in denen sie hoffnungslose Stellungen in brillante Schachzüge verwandelte – Millionen sahen zu, Tausende kommentierten:
„Deshalb liebe ich Schach!“
👑 Heute ist Anna die Brücke zwischen der ernsten Welt des Schachs und der lebensfrohen Energie der Generation Z. Sie ist der Beweis dafür, dass Schach zum Nachdenken, Lächeln und Jubeln anregen kann – alles gleichzeitig.
Eine der Top-Ten im Schachentertainment. Wenn Schach an Aufmerksamkeit gewinnen soll, dann braucht es diese Botschafterinnen und Botschafter.
Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die Emotionen im Schach und machen das Spiel einer breiten Öffentlichkeit nahbar.
Ich finde das königliche Spiel hat diese Aufmerksamkeit mehr als Verdient. Nicht umsonst erfreut es die Menschheit bereits 1500 Jahre.
Was ich daran so krass finde, ist die Masse der Follower. Man hätte nicht gedacht, dass man mit Schach so viel Aufmerksamkeit gewinnen kann. Ja vielleicht ein paar tausend, aber eine Million? Ein weiterer Aspekt ist, dass diese Schachvideos in gewissem Maße Ersatz für Schachbücher geworden sind, jedenfalls für die jüngere Generation. Und die nächste Frage ist die nach den Inhalten. Man muss sich spannende oder lustige Themen suchen.
In der Tat werden die jungen Leute besonders angesprochen und häufig mit schachlichem Mehrwert und Erfolg.
Mittlerweile lerne ich immer mal wieder von meinen Schülern, da sie einige Kniffs genau von diesen Influenzerinnen und Influenzern beziehen.
Ich finde es gut, wenn diese Schachentertainer Begeisterung für das Königliche Spiel generieren. Sie motivieren die junge Generation und sie teilen ihr Wissen und Ihre Begeisterung immer mal wieder mit mir.
Win-Win generationsübergreifend, ich finde es gut.
Ganz nebenbei können wir uns hier etwas abschauen: Verpacke das Schachwissen in ein ansprechendes Narrativ und es wird mit Freude verinnerlicht.