Symbolbild Schach als Männersport. KI-Bild von Gemini
Auf der Homepage das DSB findet sich ein Interview mit Jannik Kiesel, dem Vizepräsidenten für Verbandsentwicklung, in dem er erste Ergebnisse des laufenden Projekts mitteilt, hier die Kernaussagen:
- Wir haben offengelegt, welche Hürden es gibt – von Leistungsdruck und fehlenden Gleichaltrigen bis hin zu zeitlichen Belastungen und männlich geprägten Vereinsstrukturen.
- die Auswertungen der Online-Befragung und der DSB-Statistik, dass der Anteil weiblicher Mitglieder im deutschen Schach weiterhin besorgniserregend gering ist: Der Anteil an weiblichen Mitgliedern in Schachvereinen in Deutschland liegt bei gerade einmal 10 Prozent, bei U20-Mitgliedern aber immerhin bei 16 Prozent.
- Dramatisch ist der „Drop-out“: Ab dem Alter von elf bis 12 Jahren verlieren wir die meisten Spielerinnen und Spieler. Die Mädchen hören tendenziell ein bis zwei Jahre früher mit Schach auf als die Jungs.
- Auch bemerkenswert: Im Bereich des Renteneintrittsalters erhalten wir einen starken Zuwachs von männlichen Schachspielern, bei weiblichen Schachspielerinnen bleibt dieser Trend leider aus.
- Die Zahlen legen offen, dass wir es schaffen, Mädchen über Schulschachprojekte oder erste Vereinserfahrungen zu gewinnen – wir können sie aber nicht langfristig im organisierten Schach halten.
- Es gibt zwei strukturelle Probleme. Erstens: mangelnde weibliche Vorbilder in Trainer-, Funktionärs- und oft auch Spielerrollen.
- Und zweitens: männlich geprägte Vereinsstrukturen, die in vielen Fällen keine einladende oder geschützte Atmosphäre für Mädchen und junge Frauen bieten.
- Zudem fehlen oft gezielte Einstiegsangebote für erwachsene Frauen und Seniorinnen, die das Schachspiel erst später für sich entdecken.
- Viele Mädchen und Frauen berichten, dass nicht nur die sportliche Herausforderung, sondern vor allem die Vereinskultur und das Gefühl der Zugehörigkeit über den Verbleib entscheiden.
- Die Abschlusskonferenz als Bundeskonferenz planen wir für Sommer 2026. Dort werden wir die Ergebnisse aller Regionalkonferenzen zusammenführen und daraus einen Maßnahmenkatalog entwickeln.
- Der Erfolg der Frauen-Nationalmannschaft ist ein immens wichtiges Signal: Er beweist, dass Frauen im Schach Außergewöhnliches leisten können, und motiviert Mädchen, diesen Weg selbst einzuschlagen.
In der Bewertung dieser Aussagen kommt man allerdings zu dem Schluss, dass die meisten Fakten nicht neu sind, und dass es ganz entscheidend darauf ankommen wird, ob man an den Ursachen der Fehlentwicklung ansetzen kann.
Was den Leistungsdruck betrifft, so muss man aber sagen, dass Schach ja ein Wettkampfsport ist, und dass es ganz natürlich ist, dass dieser dem Leistungsprinzip folgt. Hier müssten manche Frauen wohl etwas mehr Ehrgeiz zeigen.
Und bei den männlich geprägten Vereinsstrukturen beißt sich die Katze in den Schwanz: wären mehr Frauen in den Schachvereinen, dann wäre das Umfeld auch weniger männlich.
Zu den mangelnden weibliche Vorbildern fragt man sich, ob Elisabeth Pähtz oder Dinara Wagner keine Vorbilder sind, um nur die prominentesten zu nennen. Und im Trainer- und Ausbildungsbereich zum Beispiel Nadja Jussupow und Tatjana Melamed.
Woran man aus unserer Sicht in jedem Fall arbeiten könnte, wäre niederschwellige Einstiegsangebote für Ältere.
Wieso denkt die KI Gemini eigentlich, dass Anzug, Krawatte, diese Frisur und generell Einheitslook (nur bei der Krawatte ein bisschen Abwechslung und Farbe) im Schach üblich ist? Mit welchen Bilddaten wurde sie gefüttert, etwa nur Weltklasseturniere im letzten Jahrtausend?
Inhaltlich: Weibliche Vorbilder bräuchte man wohl vor allem auf Vereinsebene, da fängt es ja an und die wenigsten Neulinge kennen die genannten weiblichen Vorbilder wohl überhaupt. Mit Online-Schachtraining der genannten Personen erreichen sie recht viele Mädels, aber nur „bereits vorhandene“ mit Ambitionen, „Leistungsdruck“ (gibt es den eigentlich auf Vereinsebene in unteren Ligen?) eher kein Problem. Wenn einer über die Schachblase hinaus bekannt ist, dann Vincent Keymer – wird auch in Massenmedien erwähnt, im aktuellen Ausmaß dabei erst seit kurzem.
„Niedrigschwellige Einstiegsangebote für Ältere“ gibt es wohl weder für Frauen noch für Männer. Wer hat da gute Ideen? Meistens wäre es wohl vor Einzelpersonen, nur ausnahmsweise mal für Gruppen.