1) Hallo Thomas, bitte stelle dich kurz vor
Geboren und aufgewachsen in Berlin, bin ich seit 2004 in Fürth und unterrichte dort Mathematik, Physik und Schach an einer Realschule. Ich habe alle möglichen Kurse und Fortbildungen zu Schulschach besucht (Schulschachpatent I und II, Mädchenschachpatent, C-Trainer, ECU-Patent, Kongresse, Akademien…) und halte seit 2017 Schulschachpatentkurse. Außerdem war ich im Vorstand der DSS für die Schulschachpatente zuständig und bin Mitglied im AK Schulschach der DSJ.

2) Ich bin der Meinung, du hast ein Denkmal verdient, denn du hast Schach als Fach in deiner Schule eingeführt. Wie kam es dazu?
Es gab in Bayern die Möglichkeit, vepflichtende Profilfächer an der Realschule in Klasse 5 und 6 einzuführen. Das hat unsere Schule gemacht, und 2014 konnte ich unsere Schulleitung davon überzeugen, Schach als Profilfach hinzuzunehmen. Ohne die Unterstützung der Schulleitung – und die habe ich für Schach immer – funktioniert das natürlich nicht. Seit 2014 also gibt es bei uns in Klasse 5 und 6 zwei Stunden in der Woche Schach als Profilfach. Außerdem bieten wir natürlich Schach als Wahlfach an.
3) Wie sind deine Erfahrungen mit Schach als Fach?
Ziemlich gut. Die Kinder besuchen das Profilfach zwei Jahre lang, und können sich dann entscheiden, ob sie im Rahmen des Wahlfachs dabei bleiben möchten, oder ihren Ausflug in die Schachwelt (vorerst) beenden. Den meisten Kindern gefällt der Schachunterricht; einige empfinden es als zu fordernd. Die positiven Auswirkungen, die dem Schachunterricht zugeschrieben werden, nehmen wir auch so wahr: wir sehen positive Auswirkungen auf das Sozialverhalten, und natürlich sehen wir auch die Vorteile auf kognitivem Gebiet. Dadurch, dass recht viele Kinder den Schachunterricht durchlaufen, spielt Schach an der Schule eine größere Rolle: Unsere Schulmeisterschaft und auch die (Klassen)Teammeisterschaft sind immer gut besucht.
4) Wie kann man deiner Meinung nach das deutsche Schulschach auf ein höheres Niveau bringen?
Das ist eigentlich ganz einfach: An allen Grundschulen Schachunterricht anbieten. Alles andere ergibt sich dann wahrscheinlich fast von selbst. (Ok, das ist vielleicht ein wenig zu einfach gedacht – aber die Richtung ist sicher nicht falsch.)
5) Was sind deine schachlichen Ambitionen, schulisch und privat in der nächsten Zeit?
Schulisch: Wir werden weiter so arbeiten, dass wir auch in Zukunft das Siegel Deutsche Schachschule (in Silber, seit 2017) verdienen. Inzwischen ist ein Schach unterrichtender Kollege hinzugekommen, so dass die Kontinuität gewahrt bleibt.
Zwei, drei Ideen oder sogar Pläne habe ich noch, die ich gern umsetzen würde, auch im Rahmen der Weiterbildung. Ich arbeite daran.
Außerdem gibt es einige Ideen für Projekte im Raum Nürnberg/Fürth, zusammen mit dem (zweiten) mittelfränkischen Schulschachreferenten Mikhail Schlosberg, der an einer Nürnberger Realschule unterrichtet – wir schauen, was sich davon umsetzen lässt. Aber die Ideen sind gut 😉
Privat: Ich habe im Schach immer nur dilettiert und werde es auch weiter tun. Für alles andere fehlt mir Talent; und um das fehlende Talent zu kompensieren, fehlt mir Zeit (oder ehrlicherweise: haben andere Dinge eine höhere Priorität).