In einer intensiven Retrospektive beleuchteten die Internationalen Meister Jonathan „Jonny“ Carlstedt und Dirk „Poldi“ Poldauf im „Schachtalk am Sonntag“ die prägenden Momente des Jahres 2025. Die Analyse orientierte sich an den zwölf Titelseiten der Zeitschrift SCHACH und bot exklusive Einblicke sowohl in den Profisport als auch in das Innenleben der Redaktion.
Die deutschen Stars: Blübaum und Keymer im Fokus
Das Jahr 2025 markiert eine Zäsur für das deutsche Schach, maßgeblich vorangetrieben durch zwei Ausnahmespieler:
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Matthias Blübaums historischer Lauf: Sein Sieg bei der Europameisterschaft war erst der Anfang einer beeindruckenden Serie. Den emotionalen Höhepunkt bildete seine Qualifikation für das Kandidatenturnier – ein Erfolg, der Deutschland nach langer Zeit wieder einen direkten Mitbewohner im Olymp des Weltschachs beschert. Poldi hob besonders die nervenaufreibende Entscheidungspartie gegen Vincent Keymer hervor.
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Vincent Keymers kreative Exzellenz: Keymer glänzte 2025 vor allem dort, wo theoretisches Wissen endet und Intuition beginnt. Sein Triumph beim „Freestyle Chess“ in Weißenhaus unterstrich seine Weltklasse im Schach 960. Zudem festigte er seinen Status als nationale Nummer eins durch den Gewinn der Deutschen Meisterschaft in München.
Breitensport und Weltklasse beim grenke Chess Festival
Ein zentraler Fixpunkt im Kalender war das grenke Chess Festival. Poldi schwärmte von der einzigartigen Atmosphäre, in der über 3000 Amateure Seite an Seite mit der Elite spielten. Sportlich überstrahlte Magnus Carlsen alles, als er mit einer perfekten Ausbeute von 9 Punkten aus 9 Partien Geschichte schrieb.
Redaktionsgeheimnisse: Zwischen Deadline und Exklusivität
Dirk Poldauf, seit drei Jahrzehnten Redakteur des Magazins, gab seltene Einblicke in die Herausforderungen des Print-Journalismus:
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Die Jagd nach dem „Goldnugget“: Poldi betonte sein Credo, immer auf der Suche nach exklusiven Inhalten zu sein, die über die sofort verfügbaren Online-Datenbanken hinausgehen. Nur durch tiefgehende Analysen könne Print heute noch bestehen.
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Das Druckerei-Drama (Ausgabe 1/2025): Ein logistischer Kraftakt war die Berichterstattung zur WM zwischen Ding und Gukesh. Da der Sieger bei Redaktionsschluss noch nicht feststand, musste Jonny Carlstedt kurzfristig zusätzliche Seiten nachbestellen, um die Aktualität des Heftes in letzter Sekunde zu retten.
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Abschied einer Ära: Das Jahr war auch geprägt vom Rückzug Raj Tischbiereks, dessen kompromisslose Qualitätsansprüche das Magazin über Jahrzehnte geformt hatten.
Licht und Schatten: Emotionen und Verluste
Schach ist mehr als nur Züge auf einem Brett – es sind menschliche Geschichten:
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Frederik Svanes Zeitnot-Drama: Trotz großer Erfolge wie EM-Silber bleibt sein Auftritt in Biel in Erinnerung, wo er in extremer Zeitnot mehrfach gewonnene Stellungen gegen die Weltelite noch aus der Hand gab.
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Frauenschach & Legenden: Die Sichtbarkeit von Spielerinnen wie Claudia Kulon wurde durch gezielte Cover-Themen gestärkt. Gleichzeitig nahm die Schachwelt Abschied von Ikonen: Neben Boris Spassky, den Poldi als humorvollen Charakter würdigte, verstarben auch die Legenden Robert Hübner und Vlastimil Hort.
Die Roadmap für 2026
Der Blick nach vorn verspricht ein deutsches „Sommermärchen“ im Schach:
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Kandidatenturnier: Die gesamte deutsche Community hofft auf eine Überraschung durch Matthias Blübaum.
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Olympiade-Euphorie: Poldi sieht Deutschland mit der „Goldenen Generation“ (Keymer, Blübaum, die Svane-Brüder) so stark aufgestellt wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
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Bundesliga-Highlight: Für das Finale in Berlin wurde ein spezielles VIP-Platin-Programm aufgelegt, um Fans ein exklusives Erlebnis zu bieten.
Fazit: 2025 war ein Jahr des Wachstums. Wie Poldi es treffend formulierte: „Der Kuchen wird für alle größer“ – die Begeisterung für das Spiel ist ungebrochen.