
Im Jahr 2010 passierte etwas Großes in der Schachwelt. Der Schachserver Lichess, eine nichtkommerzielle Schachplattform wurde gegründet. Doch wer hatte dazu die Idee und die Mittel? Heutztage – 15 Jahre später – ist Lichess einer der führenden Schachserver der Welt und erfreut Millionen von Menschen.
Schauen wir uns den Mann näher an, der Lichess erfunden hat – den Franzosen Thibault Duplessis.
Geboren wurde er im Jahr 1984 und entwickelte schnell eine Liebe zum Programmieren, ohne dass er sich von Firmen einspannen ließ. Wie er in einem Interview mit Sagar Shah mitteilt, war das Projekt anfangs gar nicht ernst gemeint, sondern mehr eine Spielerei. Doch dann stiegen andere auf die Ideee ein. Er sagt sogar wörtlich: „Ich hatte nie die Idee, einen Schachserver zu prgrammieren! Ich legte nur zufällig die Grundlagen dafür“.
Und dabei war ihm eines wichtig: die Plattform ist von Schachspielern für Schachspieler gemacht. Hundert Prozent ohne kommerziellen Hintergrund. Warum er auf Lichess keine Werbung schaltet? Er sagt: „Weil du keine Werbung magst und weil auch ich keine Werbung mag!“
Zugleich muss es ihn aber auch viel Arbeit gekostet haben, denn er sagt: es war ein Ein-Mann-Projekt für mehrere Jahre, bevor sich Mitstreiter gemeldet haben, und das Projekt richtig Schwung aufnahm. Der endgültige Durchbruch kam dann, als Weltmeister Carlsen auf Lichess aktiv wurde.
Als größten Konkurrenten sieht Duplessis die amerikanische Plattform chess.com, die eine völlig unterschiedliche Philosophie habe, nämlich Geld zu verdienen, und einen shareholder value zu erzeugen. Was ja an sich auch nicht verkehrt ist. Aber gerade chess.com kauft auch gerne andere Schach-Plattformen auf, wie die Vergangenheit gezeigt hat, und so ist es besser, dass es einen Konkurrenten auf dem Markt gibt, der nicht käuflich ist!
Da Lichess mit all seinen Funktionen völlig kostenlos ist, wird es auch immer wieder Einsteigern empfohlen, die wenig Geld haben, und bringt so mehr Menschen zum Schach!
Über sich selbst sagt Thibault Duplessis, dass er ein Globetrotter und im Geiste ein Hippie ist. Ansonsten macht er eher ein Geheminis um sein Privatleben.
Hier noch die Frage nach den Betriebskosten von Lichess. Die Server kosten entwa 60.000 Dollar p.a., teurer ist natürlich das Personal. Alles in allem kommt Lichess auf rund 43.000 Dollar monatlich oder rund eine halbe Million Dollar (517.000) p.a. Extrem wenig Geld für so eine mächtige und nützliche Plattform! Man beachte, dass man freiwillig für die Plattform spenden kann, und so für einen Monat zum Patron wird.
Ein schönes Feature ist auch der Lichess Blog, auf dem immer wieder interessante Artikel aus der Welt des Schachs erscheinen!
Fazit für diesen Beitrag: es gibt wohl wenige Menschen in der Schachwelt, die so viel für Schach getan haben, wie Thibault und seine Mannschaft.
Hier noch ein tabellarischer Vergleich zwischen Chess.com und Lichess:
Schnittstelle und Design: | |
Chess.com hat eine ausgefeilte und professionelle Schnittstelle, mit verschiedenen Themen, Kosmetika und Anpassungen, die für Premium-Mitglieder verfügbar sind. | Lichess.org bietet ein saubereres und einfacheres Design, das für seinen Minimalismus bekannt ist, und alle Anpassungen sind kostenlos verfügbar. |
Die Kosten |
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Chess.com bietet sowohl kostenlose als auch Premium-Mitgliedschaften (Gold, Platin und Diamant) an, mit verschiedenen zusätzlichen Funktionen und Inhalten für Premium-Mitglieder. | Lichess.org ist völlig kostenlos und quelloffen, mit allen Funktionen, die für jeden ohne Bezahlung oder Abonnement verfügbar sind. |
Funktionalitäten |
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Chess.com bietet eine breite Palette von Funktionen, einschließlich Partieanalysen, Puzzles, Lektionen, Videoinhalte, Eröffnungsexplorer und mehr. Einige Funktionen sind nur für Premium-Mitglieder zugänglich. | Lichess.org bietet die meisten der Hauptfunktionen von Chess.com, aber der Inhalt ist nicht so umfangreich. Es gibt Rätsel, Eröffnungsforscher und Partieanalysen, aber die Video- und Unterrichtsinhalte sind begrenzter. |
Spieloptionen |
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Beide Plattformen bieten verschiedene Zeitkontrollen, Varianten und die Möglichkeit, gegen den Computer mit anpassbaren Schwierigkeitseinstellungen zu spielen. | Die Computerbots von Chess.com sind gestaffelt, und einige Optionen sind nur für Premium-Mitglieder verfügbar. |
Gemeinschaft und Spielerbasis: |
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Chess.com hat insgesamt eine größere Spielerbasis, was mehr Gegner und ein breiteres Spektrum an Spielfähigkeiten ermöglicht. | Lichess.org hat eine engagierte und freundliche Gemeinschaft, und viele Spitzenspieler wählen diese Plattform aufgrund ihres Open-Source-Charakters und ihres Engagements für freien Zugang. |