
Bedauerlicherweise musste die FIDE Ethik -Kommission erneut tätig werden, und eine vorläufige Turniersperre gegen einen prominenten Schachspieler und sogar Schachgroßmeister aussprechen. Lag der Schwerpunkt bisher eher auf Betrug (Anti-Cheating), so war es diesmal ungebührliches Verhalten gegenüber einer Spielerin.
Der 18-jährige US-amerikanische Großmeister (GM) Christopher Yoo wurde von der Ethik- und Disziplinarkommission der FIDE für 60 Tage vorläufig suspendiert, nachdem eine Spielerin auf Chess.com eine Beschwerde einreichte. Sie gab an, während des Schachfestivals auf Sardinien von dem Großmeister mehrfach belästigt worden zu sein.
Die FIDE veröffentlichte am letzten Freitag ihre Entscheidung, GM Yoo vorübergehend zu suspendieren. Dieses Vorgehen ist ungewöhnlich, da solche Maßnahmen normalerweise bei Verdacht auf Betrug ergriffen werden.
Die FIDE erklärte: Angesichts der Schwere der Vorwürfe hat der Vorsitzende der Kommission eine vorläufige Suspendierung von GM Yoo angeordnet, um die Integrität des Ermittlungsverfahrens zu gewährleisten. Sowohl GM Yoo als auch die US Chess Federation (USCF) wurden formell informiert. Die Suspendierung könnte verlängert werden, sollten innerhalb der 60-Tage-Frist keine endgültigen Ergebnisse vorliegen.
Was war passiert? Die betroffene Spielerin schilderte mehrere unangemessene Vorfälle mit GM Yoo, einschließlich unerwünschten Körperkontakts und der Veröffentlichung eines missverständlichen Bildes in sozialen Medien. Sie sagte, sie wolle verhindern, dass solche Vorfälle erneut passieren, und äußerte ihre Besorgnis über GM Yoos Verhalten.
Zwei namentlich nicht genannte Spieler bestätigten gegenüber Chess.com, dass sie ein Verhalten beobachtet haben, das den Vorwürfen entspricht. Einer bemerkte, dass sich die betroffene Spielerin so unwohl fühlte, dass sie den Raum verlassen wollte.
Rückblick: GM Yoo, einer der führenden Junior-Großmeister, war bereits im November 2024 vom US-Schachverband suspendiert worden, nachdem die Polizei St. Louis ihn wegen eines Angriffs auf eine Videofilmerin während der US-Schachmeisterschaft 2024 angezeigt hatte. Obwohl er national gesperrt war, konnte er international weiterspielen und nahm somit am Schachfestivial auf Sardinien teil. Dort erzielte er einen der wichtigsten Siege seiner Karriere mit 7,5/9 Punkten.
Die Ereignisse auf Sardinien führten zu einer kritischen Würdigung durch die Schachgemeinschaft, und Chess.com berichtete, dass die amerikanische Schachföderation bei der FIDE die Ausweitung des Verbots auf internationale Veranstaltungen beantragt hat.
Christopher Yoos Vater äußerte sich nicht zu den Vorwürfen und bedauerte, dass die Angelegenheit öffentlich diskutiert wird, bevor die Familie offiziell informiert wurde. Die Spielerin hatte ihre Beschwerde direkt am Tag nach Turnierende eingereicht und zeigt sich dankbar über die schnelle Reaktion seitens der FIDE und US Chess. Die Vorsitzende des EDC bestätigte, dass der Fall untersucht wird und in etwa sechs Wochen eine Entscheidung erwartet wird.
Ein ausführlicher Bericht zu dem Thema ist auch chess.com zu lesen.
Die FIDE hat sich aus meiner Sicht falsch verhalten, indem sie das Thema und den Namen bestätigt hat und durch die vorläufige Suspendierung den Ton gesetzt hat. Nach meinem Kenntnisstand begann es mit einem Text der Hindustan Times, der einseitig die Vorwürfe gemeldet hat. Die öffentlich bekannten Informationen wirken auf mich wie das Verhalten eines Teenagers, der sich verliebt hat, etwas falsch verstanden hat und dann damit nicht klar kommt. Das ist unschön. Aber man sollte erwähnen, dass Christopher 18 Jahre alt ist und die betroffene Spielerin 22 Jahre. In der Presse und in sozialen Medien wird daraus teilweise sexuelle Belästigung gemacht, was zumindest in den vorgetragenen Vorfällen nicht meine Schlussfolgerung wäre. Der Ton wird u.a. gesetzt in dem Vergleich, den die Spielerin selbst anstellt: Sie wurde als elfjährige Schülerin von ihrem Trainer angegangen. Das ist aber eine völlig andere Machtsituation und mag ihre Motivation den Fall anzuzeigen belegen, hat aber objektiv eine völlig andere Schwere.
Kommen wir zurück zur FIDE. Nach dem Auftakt wird es dem Gremium schwer fallen die Schwere des Vergehens hinter die eigene Gewichtung einzufangen. Der andere Vorfall und das Spielen von Christopher Yoo bei Grenke und in Sardinien sind auf das Versäumnis des US-Schachbundes zurück zu führen. Die haben den Antrag schlicht nicht gestellt. Die FIDE wird vermutlich dem Vorbild des US-Schachverbands folgen.
Fun Fact. Ich hatte vergessen. Dein Yoo von der AI generiert sieht mehr wie Ding Liren als Christopher aus.
Das KI-Bild war bewusst so generiert, dass es keine hundertprozentige Ähnlichkeit hat.