
Über den norwegischen Großmeister Elham Amar haben wir bereits berichtet – im Nachgang ging auch ein Interview mit ihm bei uns in der Redaktion ein, das wir hier veröffentlichen. Der Text stammt von Conrad Schormann.
Mit 7,5 Punkten aus 9 Partien hat der Norweger Elham Almar das Pfingst-Open in München vor 160 Spielerinnen und Spielern aus 38 Nationen gewonnen. Hinter der Nummer eins der Welt Magnus Carlsen gilt der 20-jährige Amar als eine der großen Hoffnungen des norwegischen Schachs. 2022 wurde er Internationaler Meister, 2024 Großmeister. Schon im November 2023 stand er bei 2586 Elo, ein Zwischenhoch. Im Frühjahr 2025 hat er die Bronzemedaille bei der Junioren-WM gewonnen. Jetzt in München hat er sich mit seinem Turniersieg in der Weltrangliste erstmals über Elo 2600 katapultiert – als sechster Norweger jemals, dem das gelungen ist.
Nach seinem Turniersieg in München fand Elham Almar die Zeit für ein kurzes Interview:
Elham, Glückwunsch zum Sieg in München. Nach einem Turniermarathon in den vergangenen Wochen warst du dir gar nicht sicher, ob du teilnimmst.
Stimmt. Aber am Tag, bevor es in München losging, bin ich aufgewacht und habe beschlossen mitzuspielen.
In Norwegen aufgewacht?
Ja. Es war eine ziemliche Reise, aber ich habe es rechtzeitig geschafft.
Und dann bist du mit fünf Siegen ins Turnier gestartet, der fünfte gegen den Turnierfavoriten und ehemaligen WM-Kandidaten Kirill Alekseenko.
Gegen Alekseenko war es ein glücklicher Punkt. Die einzige Partie hier, die ich nicht unter Kontrolle hatte.
Spektakulär war der Sieg gegen Ex-Europameister Anton Demchenko.
Könnte man sagen. Ich habe aber nicht das Gefühl, hier mein bestes Schach gespielt zu haben. Trotzdem hat es irgendwie gereicht, um meine Gegner zu besiegen.
Turniersieg mit 7,5/9, Weltklasseperformance 2733 – und du bist nicht zufrieden?
Ich habe kürzlich das Masters in Sharjah gespielt, da war die Qualität meiner Partien wohl höher. Objektiv kann ich meine Leistung hier noch nicht genau einordnen, aber gefühlt war es nicht so gut. Trotzdem hatte ich meine Partien unter Kontrolle und war stets derjenige, der bestimmt, wie sie laufen – mit Ausnahme der Partie gegen Alekseenko.
Du hast mit dem Münchner Ergebnis jetzt zum ersten Mal die Marke von Elo 2600 überschritten. Ein Meilenstein.
Vor etwa vier Monaten stand ich bei 2530, nun habe ich die 2600-Marke erreicht. Es ist schön, das geschafft zu haben. Jetzt freue ich mich auf den nächsten Schritt.
Läuft bei dir.
Ja, bisher schon. Aber ich versuche, nicht überheblich zu werden und mich auf das nächste Turnier zu konzentrieren. Im Moment sieht es ganz gut aus.
Was kommt als Nächstes?
Fest eingeplant habe ich die norwegische Meisterschaft nächsten Monat. Aber ich bin ziemlich spontan. Vielleicht spiele ich vorher noch etwas. Das habe ich noch nicht entschieden.
In Norwegen geht es für alle außer einem Norweger darum, wer die Nummer zwei im Lande ist. Bis dahin fehlen dir noch knapp 40 Elopunkte.
Ach, das ist ähnlich wie bei den 2600 Elo, ich verfolge solche Ziele gar nicht. Ich will einfach gut spielen, meine Partien gewinnen, besser werden.
Wie bist du zum Schach gekommen?
In der Schule. Ich wurde eingeladen, im Schachteam mitzuspielen. Ich habe nicht viel darüber nachgedacht, bin einfach hin – und es hat Spaß gemacht. Damals war ich eigentlich noch im Fußball aktiv, aber Schach hat langsam den Platz eingenommen, den vorher Fußball bei mir hatte. Bis 2100 Elo habe ich nur ein Jahr gebraucht und bin dabei geblieben.
Und auch das ohne Ziele?
Ja, es hat mir in erster Linie Freude bereitet. Aber ein paar konkrete Ziele gab es trotzdem. Ich bin ein Wettkampftyp, und als solcher wollte ich alle lokalen Turniere gewinnen.
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