
Marco Bode ist als Fußball-Europameister von 1996 und langjähriger Werder-Manager eine bekannte Persönlichkeit. Doch im „Schachtalk am Sonntag“ mit Michael Busse und IM Jonathan Carlstedt zeigte er, wie eng er auch mit dem Schach verbunden ist – als Spieler, als Förderer und als jemand, der über Fairness, Bildung und Strukturen nachdenkt.
Einstieg über Umwege
Seine Schachgeschichte begann kurios: In der Schule wollte er eigentlich in die Fußball-AG. Weil die voll war, landete er beim Schach – und blieb hängen. Für Bode war das der Beginn einer Leidenschaft, die ihn nie ganz losließ, auch wenn der Fußball später den Vorrang hatte.
Schach macht schlau – ein Herzensprojekt
Besonders ausführlich sprach Bode über das Bremer Projekt „Schach macht schlau“, das er als Schirmherr unterstützt. Ziel: Grundschulkinder sollen systematisch Schach lernen – nicht nur als Freizeitangebot, sondern fest im Unterricht. Studien belegen die Effekte: bessere Konzentration, Geduld, Ausdauer. Für Bode ist das ein Beitrag, Bildung chancengerechter zu machen.
„Das erste Buch“ – Bildung von Anfang an
Neben dem Schach setzt er sich mit „Das erste Buch“ für Lesekompetenz ein. Jedes Kind erhält sein erstes eigenes Buch – eine kleine Geste mit großer Wirkung. Lesen und Schach verbindet er mit dem gleichen Ziel: Kindern Werkzeuge für Denken und Fantasie an die Hand geben.
Fairness und der Fall Shevchenko
Ein weiteres großes Thema war die Frage nach Fairness im Schach. Bode, selbst als einer der fairsten Bundesliga-Profis bekannt, äußerte sich klar zur Debatte um Kirill Shevchenko. Der junge Großmeister war wegen Cheating-Vorwürfen gesperrt worden; nun wurde ihm sogar der GM-Titel entzogen. Für Bode ein Beispiel dafür, wie gefährlich die Versuchung sein kann, „wenn man dicht an der Weltspitze ist, den letzten Schritt aber nicht schafft“. Fairness ist für ihn unantastbar – im Fußball wie im Schach.
Der WM-Titel von Gukesh
Zur Sprache kam auch die jüngste Weltmeisterschaft von Gukesh – und die Kritik von Garri Kasparov, der den Wert des Titels öffentlich in Frage gestellt hatte. Bode reagierte diplomatisch, aber deutlich: Er verwies darauf, dass jeder Sport seine eigenen Wege und Formate finde, Weltmeister zu bestimmen. Entscheidend sei, dass die Spieler unter den gleichen Bedingungen antreten und der Titel am Ende auf faire Weise vergeben wird. Kasparovs Skepsis könne man nachvollziehen, meinte Bode, aber das schmälere nicht die Leistung von Gukesh.
Dresscode und Jeans-Frage
Auch die aktuelle Diskussion um den Dresscode bei Topturnieren kam auf den Tisch. Die FIDE hat die Regeln für den Grand Swiss 2025 gelockert – Jeans sind nun offiziell erlaubt. Bode nahm die Debatte mit einem Augenzwinkern auf, erinnerte aber daran, wie sehr Symbole mit Tradition verbunden sind. Für Bode zeigt die Frage, wie Schach immer zwischen Tradition und Moderne balanciert.
Offene Fragen: Präsidentschaft und Magath
Ob er sich einmal ein Amt als DSB-Präsident vorstellen könnte, wurde Bode direkt gefragt. Seine Antwort blieb diplomatisch – er schloss nichts aus, machte aber deutlich, dass er sich eine solche Rolle nur vorstellen könnte, wenn Rahmenbedingungen und Unterstützung stimmen.
Und warum es nie zu einem Schachduell mit Felix Magath kam? Auch das kam zur Sprache: Während seiner Werder-Zeit sei die Idee zwar immer wieder aufgetaucht – selbst Mitspieler hätten den Trainer beim Essen herausgefordert –, doch am Ende scheiterte es daran, dass Felix Magath nicht wollte.
Persönliche Haltung zum Spiel
Über sein eigenes Schachspiel sprach Bode offen: Er liebt die Partien, weiß aber, dass ihm die Lust auf intensive Theoriearbeit fehlt. Statt an Eröffnungs- und Endspielbüchern zu verzweifeln, genießt er das Spiel als kreativen Ausgleich.
Fazit
Das Gespräch mit Marco Bode zeigte, wie breit sein Blick auf das Schach ist. Bode verbindet dabei sportliche Erfahrung mit gesellschaftlichem Engagement und einem erkennbaren Interesse am Schach als Bildungsinstrument. „Es wäre schön, wenn es auch ein paar Marco Bodes in anderen Städten gäbe“, kommentierte ein Zuhörer treffend zum Schluss.