Rege Beteiligung bei der Regionalkonferenz Nord des Projektes „Mädchen- und Frauenschach“
Die Reihe der Regionalkonferenzen wurde am 23. November für den Norden in den Räumen des SK Lehrte (Niedersachsen) fortgesetzt. 13 Teilnehmende aus Niedersachsen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen kamen als Vereins-, Bezirks- und als Verbandsvertreter zusammen, um sich von 3 Referenten über das Projekt zu informieren und die bisherigen Ergebnisse zu diskutieren.
Gestartet wurde damit, dass die Teilnehmenden ein Hindernis benennen sollten, das mitverantwortlich ist für den geringen weiblichen Anteil unter den Mitgliedern der Vereine. Zudem sollten sie jeweils eine Maßnahme aufführen, mit der man den Anteil weiblicher Mitglieder steigern kann. Diese Gründe und Ideen wurden dann im Laufe des Tages abgeglichen mit den Ergebnissen der fünf Onlieneumfragen, die von der Projektgruppe im Zeitraum Juni bis August dieses Jahres initiiert worden waren.
Abwechselnd stellten aus der Projektgruppe Karoline Gröschel (Mädchenreferentin der DSJ), Malte Ibs und Jörg Schulz die Ergebnisse der Umfragen vor und leiteten die Diskussionen, in die vor allem die Erfahrungen aus dem Kreis der Teilnehmenden einflossen.
Deutlich wurde in den Diskussionen, dass es eine wichtige Aufgabe ist, das Selbstbewusstsein der Mädchen zu stärken, um zum einen sich im männerdominierten Schach zu behaupten, und zum anderen sich dem Wettkampf zu stellen. Bei dieser Aufgabe kommt den Trainern und vor allem den Trainerinnen eine große Bedeutung zu. Sie haben generell, aber vor allem im Mädchenbereich, mehr Aufgaben als nur das reine Schachwissen zu vermitteln. Sie müssen sich der Aufgabe stellen, die Persönlichkeiten der Mädchen und Frauen zu stärken.
Mehrfach angesprochen wurde, dass es neben den Spielbetriebs- und Leistungsangeboten vor allem leichte Angebote für Einsteigerinnen geben muss, dass dem Spielerischen mehr Raum eingeräumt werden muss. Nicht jede sucht im Schach die sportliche Herausforderung, oftmals steht im Mittelpunkt das Schach spielen mit Freundinnen in einem angenehmen Rahmen, für den die Vereine sorgen sollten.
Das Umfeld im Schach, in dem man sich als Mädchen oder Frau oftmals als Fremdkörper fühlt, ihnen deutlich gezeigt wird nicht gewollt zu sein, in dem sich Mädchen und Frauen sexistische Sprüche anhören müssen, ohne das dem offen entgegengetreten wird, muss geändert werden. Und zwar angefangen ganz oben in den Verbandsstrukturen bis hinunter in den Kindertrainingsgruppen der Vereine, Schulen, Kindergärten. Ohne eine Kehrtwende in diesem Bereich wird es keinen nennenswerten Anstieg von weiblichen Mitgliedern geben.
In der Abschlussrunde wurde die offene Diskussionskultur gelobt. Ebenso der Input, der durch die Projektgruppe gegeben wurde. Dieser wurde begleitet durch kritische Nachfragen und Wünschen nach weiteren Detailuntersuchungen.
Die Teilnehmenden fuhren gestärkt und motiviert nach Hause, was auch an der Gastfreundschaft des SK Lehrte lag. Begrüßt wurden alle an diesem kalten Wintertag mit belegten Brötchen und warmen Kaffee und Tee. Mittags bekämpften die großen Familienpizzen den Hunger. Stellvertretend für die vielen Helfer und Helferinnen im Verein seien hier genannt der Vorsitzende Jan Salzmann und Jule Wolterink, verantwortlich im Vorstand des SK Lehrte für Mädchen- und Frauenschach.
Mit der Konferenz in Lehrte wurde die Reihe der Regionalkonferenzen nach dem Auftakt in Stuttgart erfolgreich fortgesetzt. Sie hat gezeigt, dass ein Austausch, das Netzwerken und Kooperationen im Bereich Mädchen- und Frauenschach gewünscht sind.
Die Projektgruppe arbeitet daran, die Reihe im neuen Jahr fortzusetzen. Die Regionalkonferenzen sollen dann in der ersten Jahreshälfte 2026 in eine bundesweite Abschlusskonferenz münden.
Die neu gewonnen Ergebnisse und Erkenntnisse fließen nun in die weitere Projektarbeit, sowie die geplante Abschlusskonferenz 2026 ein.
Wenn ich folgenden Satz lese: „dass es eine wichtige Aufgabe ist, das Selbstbewusstsein der Mädchen zu stärken, um zum einen sich im männerdominierten Schach zu behaupten, und zum anderen sich dem Wettkampf zu stellen.“, dann muss ich feststellen, dass sich hier die Katze in den Schwanz beißt. Denn gerade durch Wettkampferfolge wird ja das Selbstbewusstsein enorm gestärkt. Wenn das Selbstbewusstsein so niedrig ist, dass man sich von Haus aus ungern dem Wettkampf stellt, dann kann es auch durch Wettkämpfe schlecht gestärkt werden.
Problematisch finde ich auch die Aussage, dass Trainer „sich der Aufgabe stellen, die Persönlichkeiten der Mädchen und Frauen zu stärken.“ Das ist zwar ein hehres Ziel, aber ein Trainer ist ja kein ausgebildeter Psychologe, und sein Schwerpunkt liegt im schachlichen Bereich. Natürlich bildet die Beschäftigung mit Schach eine starke Persönlichkeit, wenn sie ernsthaft betrieben wird. Aber das müsste von innen herauskommen und nicht von außen aufgezwungen werden.
Das sind so meine Gedanken zu dem Thema.