
In der elften Ausgabe des Live-Schachtalks am Sonntag der Chess Tigers drehte sich alles um das Schachgeschehen abseits des Spielbretts. Zu Gast bei Moderator Michael Busse war Sandra Schmidt – internationale Schiedsrichterin und langjährige Organisatorin großer Turniere wie der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM).
In einem offenen, detailreichen Gespräch berichtete sie von aktuellen Einsätzen, persönlichen Erfahrungen – und einem lang gehegten Traum.
Berührt – geführt? Ein Regelwerk mit Grauzonen
Zum Einstieg nahm Sandra zwei aktuelle Szenen von der Team-Weltmeisterschaft in London unter die Lupe, bei denen es Unklarheiten rund um die berühmte „Berührt-geführt“-Regel gab. Aus Sicht der Schiedsrichterin analysierte sie die Vorfälle und erklärte, wie solche Regelverstöße beurteilt werden – und wo es Interpretationsspielraum gibt.
Dabei stellte sich auch die Frage: Ist es tatsächlich möglich, dass Spieler nach einer Partie nicht mehr genau wissen, ob sie eine Figur berührt haben?
Flexibles Format, fester Standpunkt
Auch das besondere Format der Team-WM – wechselnde Besetzungen, Schnellschachmodus, internationale Durchmischung – wurde thematisiert. Sandra erläuterte ihre Sichtweise darauf und begründete, warum sie persönlich der Meinung ist, dass ein solches Turnier nicht den Titel „Weltmeisterschaft“ tragen sollte.
Schach im Großformat: Von Willingen bis Bella
Ein weiterer Schwerpunkt war die Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft (DJEM) in Willingen, bei der über 850 Kinder und Jugendliche sowie rund 1000 Begleitpersonen zusammenkamen. Sandra schilderte die organisatorischen Herausforderungen, die bei einem derartigen Turnier auftreten – von der Betreuung der Teilnehmer bis zur Turnierleitung.
Auch bei der DSAM ist sie seit Jahren eine feste Größe im Organisationsteam. Immer mit dabei: ihre Hündin Bella, die bei vielen Teilnehmern längst als inoffizielles Maskottchen gilt und auf kaum einem Turnier fehlt.
Zwischenfall in New York – und ein großer Traum
Für besondere Aufmerksamkeit sorgte ihr Bericht von der Blitz- und Rapid-Weltmeisterschaft in New York, bei der sie als Schiedsrichterin tätig war. Dort wurde sie Zeugin eines öffentlich diskutierten Zwischenfalls – dem sogenannten „Jeans-Skandal“ um Magnus Carlsen.
Zum Abschluss sprach Sandra über ihre kommenden Einsätze – unter anderem beim DSAM-Finale in Bad Wildungen und der Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaft (OIBM) am Tegernsee. Und sie verriet einen ganz persönlichen Wunsch: Eines Tages als Schiedsrichterin bei einer klassischen Schachweltmeisterschaft im Einsatz zu sein – Seite an Seite mit den besten Spielern der Welt. Ein Ziel, das greifbar scheint.