
Turnierteilnehmer
Fünfzig Kilometer hinter der bayerischen Grenze, auf der Rudolfshütte im Nationalpark Hohe Tauern, fand Europa höchstes Turnier statt. Auf 2315 Höhenmeter.

Manfred Grosse vom SV Jedesheim 1921 mag Turniere an coolen Orten. Früher spielte er auf der Schönbergalm am Krippenstein, doch dieses Turnier findet seit zehn Jahren nicht mehr statt. Nun war er zum fünften Mal beim Gipfelschach dabei und reiste vorbildlich mit dem Zug an. Morgens um acht startete er am Hauptbahnhof Ulm. Mit dem Deutschland-Ticket kamen schnell zwei Stunden Verspätung zusammen. Als er mit der Pinzgauer Lokalbahn am Bahnhof Uttendorf ankam, war der letzte Bus zur zwanzig Kilometer entfernten Talstation weg. Grosse behalf sich mit Autostopp, verpasste aber auch die letzte Seilbahn. Der ebenso bergerfahrene wie trittsichere Schwabe ließ ausrichten, dass er zu Fuß heraufkäme. Beim Aufstieg trotzte Grosse dem Regen und umwanderte eine wegen des nasskalten Wetters womöglich missmutige Kuhherde. Trotzdem schaffte er den Weg um mehr als eine Stunde schneller als angeschrieben stand.

Dass Gipfelschach dafür steht, Schach mit Bergwandern zu verbinden, haben auch Florian Raber, Gerhard Tober und Robert Wiesinger vom SV Steyregg (das liegt bei Linz) verstanden. Schon bei früheren Turnieren waren sie auf die 2315 Meter über dem Meer gelegene Rudolfshütte aufgestiegen. Dieses Mal wollten sie es in sieben Fußstunden von Kaprun aus schaffen, doch der Tag vor dem Turnier war ihnen zu nass und zu kalt. Kurz zuvor war noch einmal ordentlich Neuschnee gefallen.
Stattdessen nahmen sie die Seilbahn. Dass sie sich nicht beim Aufstieg verausgabten, kam der verhinderten Wandergruppe später am Brett zugute. Wiesinger, Nummer 9 der Setzliste, wurde mit 5,5 Punkten aus 7 Runden Erster. Unter den Verfolgern hatte Tober (Startnummer 5) die beste Wertung und belegte Platz zwei. Zusammen mit Raber holten sie 14,5 Punkte. Obwohl vier Teilnehmer gewertet wurden, gewannen sie zu dritt die Vereinswertung. Wie Grosse hat auch Wiesinger gute Erinnerungen an die Schönbergalm. Dort wurde er vor fast zwanzig Jahren überredet, zu Steyregg zu kommen.

Um den Turniersieg spielten bis zuletzt auch zwei Frauen mit. Die Tiroler Nationalspielerin Chiara Polterauer wurde Vierte. Magdalena Mörwald sicherte sich den Frauenpreis. Bei Großmeister Andreas Diermair war der Wurm drin. Parallel fand ein Kinderturnier statt, am Vorabend ein Tandemturnier mit wechselnden Partnern zum Kennenlernen. Das einzigartige Event wird vom Schachklub Uttendorf ausgerichtet und von Ortrun Göschl organisiert. Die frühere österreichische Nationalspielerin ist Lehrerin im Pinzgau und auch im Schulschach sehr aktiv. Das achte Gipfelschach findet wahrscheinlich am 4. Juli 2026 statt (vormerken!) und soll durch ein mehrtägiges Gipfelturnier mit langer Bedenkzeit eingeleitet werden.
Gipfelschach 2025 Tabelle
https://s3.chess-results.com/tnr1183105.aspx?lan=0&art=1&rd=7
SK Uttendorf
Fotos: Harald Sammer / Stefan Löffler