
In der dreizehnten Ausgabe des „Schachtalk am Sonntag“ empfingen Michael Busse und Jonathan Carlstedt eine prägende Figur des deutschen Schachs: Großmeisterin Elisabeth Pähtz. Die mehrfache Nationalspielerin äußerte sich ausführlich zu aktuellen Entwicklungen – sowohl gesellschaftlicher als auch verbandspolitischer Natur.
Transfrauen im Wettbewerb: Zwischen Gleichberechtigung und Fairness
Gleich zu Beginn stand ein Thema im Raum, das derzeit für erhebliche Diskussionen sorgt: Sollten Transfrauen an Frauenturnieren teilnehmen dürfen? Die Frage berührt nicht nur rechtliche und ethische Dimensionen, sondern auch die sportliche Chancengleichheit.
Elisabeth Pähtz plädierte für eine solide wissenschaftliche Grundlage der Debatte. Bislang gebe es keine verlässlichen Studien zu möglichen leistungsbezogenen Unterschieden zwischen den Geschlechtern im Schach – eine Lücke, die dringend geschlossen werden müsse, um sinnvolle Regelungen treffen zu können.
Deutsche Strukturen: Pähtz kritisiert mangelnde Unterstützung
Ein weiterer Schwerpunkt war die Situation im deutschen Schachverband. Pähtz sprach offen über Förderdefizite und stellte konkrete Forderungen. Insbesondere kritisierte sie die DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach – vor allem in Bezug auf die Bereitschaft, internationale Turnierteilnahmen von Spitzenspielerinnen finanziell zu unterstützen.
Streitfall Kramnik: Rückhalt für Navara
Auch der laufende Rechtsstreit zwischen Wladimir Kramnik und David Navara kam zur Sprache. Die Diskussionsteilnehmer machten deutlich, dass viele in der Schachszene die Klage als grenzüberschreitend empfinden. Mehrere Spielerinnen und Spieler denken über konkrete Solidaritätsaktionen für Navara nach – als Signal gegen die Eskalation auf persönlicher Ebene und für einen respektvollen Umgang im Spitzensport.
Freestyle-Schach in Indien: Pause für ein ambitioniertes Format
Kurz angesprochen wurde auch die geplante Freestyle-Schachveranstaltung in Indien, die abgesagt wurde. Sponsor Jan Henric Buettner hatte offenbar keine lokalen Partner für das Vorhaben finden können – trotz der wachsenden Bedeutung Indiens im internationalen Schach. Ob Formate wie Chess960 langfristig bestehen können, wird auch davon abhängen, wie breit das Engagement für diese Variante außerhalb des Freestyle-Circuit getragen wird.
Nachwuchs im Fokus: Glöckler und weitere Talente
Auch positive Beispiele fanden Raum. Besonders hervorgehoben wurde Christian Glöckler, ein junger Spieler mit vielversprechender Perspektive. Zudem wurde ein weiteres Talent genannt, das derzeit unter Anleitung von Elisabeths Vater, GM Thomas Pähtz, betreut wird. Beide Fälle zeigen, dass es im deutschen Nachwuchs Potenzial gibt – sofern die Rahmenbedingungen stimmen.
Mädchen gezielt fördern – ein langfristiges Projekt
Abschließend gab Pähtz einen Ausblick auf ihre eigenen Pläne. Sie möchte künftig gezielt Mädchen im Schach ausbilden und ihnen eine professionelle Perspektive eröffnen. Die Idee, eine feste Trainingsgruppe aufzubauen – möglicherweise eine Art „Prinzessinnengruppe“ –, stieß auf großes Interesse. Ob daraus einmal Nationalspielerinnen hervorgehen? Das Projekt jedenfalls klingt vielversprechend.
Der Schachtalk geht weiter
Der nächste Schachtalk findet wie gewohnt am Sonntag um 20:15 Uhr statt – mit neuen Themen und Schachkommunikator Walter Radler als Spezialgast.
Es ist immer wieder erfreulich zu sehen, wie stark Elisabeth für die Interessen der deutschen Schachspielerinnen eintritt, auch wenn sie manchmal über das Ziel hinausschießt!