Ich habe viele im Schach mit der Fragen angeschrieben, was man im Mädchenschach unternehmen könnte und habe viele schlaue Antworten erhalten!
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Laura Schalkhäuser, die Referentin für Mädchenschach in Deutschland
„Schach für Mädchen“ ,
wenn man darüber nachdenkt, welche Faktoren wichtig sind, um mehr Mädchen in Schachvereinen zu halten ( die Neugierde auf Schach ist oft vorhanden), stellt sich für mich vor allem die Frage:
in welcher Umgebung funktioniert erfolgreiches Lernen besonders gut?
Eine Schlüsslfrage scheint sich hier zu verstecken:
„Wie zugehörig fühlt sich ein Kind in seiner Lerngruppe?“
Das gilt für ALLE Kinder – unabhängig vom Geschlecht.
Da Schachvereine nach wie vor von männlichen Mitgliedern dominiert werden, scheint es besonders wichtig zu sein, für Mädchen Räume zu schaffen, in denen sie sich wohlfühlen und in denen sie sich zugehörig zu ihrer Gruppe fühlen können.
Welche Maßnahmen können hierzu beitragen:
Zusatzangebote nur für Mädchen
Zusatztraining nur für Mädchen
Turniere nur für Mädchen
Mannschaftsspielbetrieb nur für Mädchen
Diese Maßnahmen dienen der Gemeinschaftsbildung innerhalb der Mädchengruppe und schließen eine Integration der Mädchen in das allgemeine Vereinsleben keineswegs aus – ganz im Gegenteil.
Die Vereinsführng sollte dafür sorgen, dass Diskriminierung aufgrund des Geschlechts keinen Platz im Verein hat!
Weibliche Ansprechpartnerinnen und Trainerinnen können dies zusätzlich unterstützen.
Herzliche Grüße
Laura
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Lilli Hahn, ehemalige DSJ 2. Vorstand, Mädchen- und Frauenschachexpertin bei der DSJ
– Verstehen was Mädchen wirklich wollen – und entsprechende Angebote schaffen
– Vernetzungsmöglichkeiten bieten: oft sind Mädchen im Schach eine Minderheit, in vielen Vereinen sogar die einzigen. Gibt es vielleicht Turniere bei denen die Mädchen andere Mädchen kennenlernen und Freundinnen finden können
– Vorbilder und Ansprechpartner:innen bieten
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Karoline Gröschel, Leiterin AK Mädchenschach der DSJ
1. Training explizit für Mädchen im Verein anbieten:
Wir müssen vor allem auf den Vereinsebenen das Mädchen- und Frauenschach stärken. Für Mädchen ist erfahrungsgemäß vor allem der soziale Aspekt wichtig, so kommen und bleiben sie meist nur in der AG, wenn sie da eine Freundin dabei haben oder einen guten Anschluss haben. Eine Gruppe mit Mädchen vereinfacht das.
2. Rahmenprogramm attraktiv gestalten (Vereinsalltag, aber auch bei Events wie z.B. Schachcamps):
Vorsicht, hier wird es etwas stereotypisch, deswegen möchte ich im Voraus sagen, dass das auch auf die einzelnen Mädels individuell ankommt. Basteln und kreatives Mitwirken, das kann auch das Ausmalen von Übungsblättern sein, kommt meist gut an. So kann das auch ein eigenes Schachbrett basteln sein. Bewegungsprogramm ist für Mädels und Jungs gleichermaßen positiv, das kann auch einen Schachbezug haben.
3. Vorbilder im Vereinsalltag
Es ist bekannt, dass nicht jeder Verein eine weibliche Trainerin hat, geschweige denn weibliche Spieler – das kann nicht erwartet werden. Was aber trotzdem viel bewirkt sind Plakate bspw. mit weiblichen Weltmeisterinnen oder siehe die Aktion des AK Mädchenschachs mit dem Plakat mit den vielen Schachspielerinnen. Im Trainingsalltag können auch Partien von weiblichen GMs analysiert werden, das hilft der Vorbildfunktion, da man sich mit dem eigenen Geschlecht oft besser identifiziert.
ich weiß gar nicht recht, was ich da antworten soll. Immer wenn mich jemand fragt, warum denn das Mädchenschach in Garching so stark ist, kann ich zwar das ein oder andere Details anführen, aber die alleine erklären meiner Meinung nach nicht, warum es so umfassend funktioniert.
Detail 1 – das übliche – Pokal für bestes Mädchen.
Aber! Wir haben dies im letzten Jahr umgestellt, weil bei unseren kleinen Turnieren vor Ort zu oft die Mädchen die Mehrzahl der
Podestplätze belegten, und die Jungs sich beschwerten. Seit dieser Saison gibt es einen Pokal ‚Herausragende Leistung‘ (egal, wie der
heißt), der geht an den besten Spieler desjenigen Geschlechts, dass unter den ersten drei Plätzen in der ‚Minderheit‘ ist.
Detail 2 – das aufwändige – jedes Mädchenturnier nutzen
Wo es etwas gibt, muss man auch hinfahren, auch wenn dann keine Jungs dabei sein können. Das bonding der Mädchen bei diesen Events ist unheimlich stark.
Detail 3 – das einfachste – alle gleich behandeln
Sicher kann man auf besondere Bedürfnisse Rücksicht nehmen, die die einen oder anderen haben – das spielt aber auch bei Kindern mit
Migrationshintergrund, bei Inklusionsbedarf, bei diesem und jenem eine Rolle, und im Endeffekt unterscheiden wir uns alle irgendwo. Aber
zuerstmal möchte ich alle gleich behandeln, es sollte keine Rolle spielen, ob ein Junge oder ein Mädchen in den Schachclub kommt, ich habe
da keine Schere im Kopf, sondern jeder ist willkommen, und ich versuche jeden als Individuum zu verstehen und so zu behandeln, wie es für ihn oder sie am Besten ist.
Am allerwichtigsten ist die eigene Einstellung – und dann ist es am Ende auch egal, von wem Mädchen trainiert werden – man entschuldige bitte den Seitenhieb, aber ich kenne weibliche Traierinnen, denen würde ich Schachkind anvertrauen, egal welchen Geschlechts – aber wenn wir im Kopf erkennen, dass da ein neues Kind mit Interesse und Begeisterung für Schach kommt, was kann es denn schöneres geben? Ich bin gerne dabei, diesem Kind so viel als möglich von der wunderbaren Schachwelt zu vermitteln.
Okay, das würde jetzt etwas Pathos, entschuldige bitte – ist sicher auch
nicht alles politisch korrekt – aber sie Zeiten sind ja eh vorbei…
Danke dir und viele Grüsse
Helge Frowein, Leiter vom Arbeitskreis Schulschach der Deutschen Schachjugend
Walter Rädler, 2. Vorstand Deutsche Schulschachstiftung
– Ausbau der Deutschen Grundschul-Mädchenmeisterschaft
– Einführung einer zunächst offenen Deutschen Mädchen-U10-Vereinsmeisterschaft
– Gründen eines Sponsorenpools, der dann mit diesen Mädchen Online-Training ermöglicht, Online-Kurse und Treffen untereinander, Girls day… Hierfür würde unsere Familie gerade stehen!
5 thoughts on “Ideen für das Mädchenschach: Was kann man das Mädchenschach sinnvolles machen? WELCHE IDEEN HABT IHR???”
Schöner Artikel, da scheint mir alles gesagt zu sein.
Ich hoffe, dass die guten Ideen gehör finden und es engagierte Leute genug gibt, die zusätzliche Angebote und Räume für Mädchen schaffen.
Den Vereinen täte es sicherlich gut.
Wir veranstalten hier Turniere, die neben einer DWZ-Gruppe auch eine Anfängergruppe anbieten, in der ohne Uhr und ohne Aufschreiben gespielt wird. Ohne daß es beabsichtigt war, hat es sich von selbst so ergeben, daß in dieser Gruppe im Durchschnitt 30% Mädchen spielen. (https://mfrnord.info/nest) In dieser Gruppe stellen wir die Gerechtigkeit hinten an und paaren (manuell!) Spieler ähnlicher Spielstärke (soweit es möglich ist). Das führt dazu, daß Mädchen viel mehr punkten als bei anderen Turnieren, nämlich so um die 50%. Das scheint ihnen zu gefallen.
Als Anschauungsmaterial habe ich nur meine eigene Tochter, der Artikel stimmt mit meiner Erfahrung völlig überein. Es ist für ein Mädchen nicht schwer, schnell eine ganze Schrankwand Pokale zu sammeln, während stärkere Jungs meist völlig leer ausgehen. Trotzdem sind die Pokale wichtig für die Motivation.
Ich möchte nur noch darauf hinweisen, das große Clubs in großen Städten ganz andere Möglichkeiten haben als die kleinen Vereine auf dem Land. Vereine auf dem Land werden meist geleitet von kauzigen alten Männern. Die können noch so nett sein, wie mag sich ein einzelnes Mädchen dort fühlen? Kein Verein alleine ist auf dem Land in der Lage, nur für Mädchen Zusatzangebote und Mädchentraining anzubieten. Dazu müssten mehrere Vereine zusammenarbeiten. Aber dann entsteht geradse auf dem Land schnell das Problem, das es ohne Autokilometer nicht geht, niemand kommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach 20 Uhr noch zu einem Ziel.. Auch C-Trainer und Kadertrainer sollten zusätzlich sensibilisiert werden für die Psyche der Mädchen. Mädchen sind oftmals viel breiter interessiert als Jungs, die sich auf das Schach fokussieren. Das sind zwei verschiedene Welten.
Wir haben keine Mädchen in unserem kleinen Schachclub, aber ich könnte es mir vorstellen, dass es so sei, dass tendenziell bei Mädchen sich das Interesse auf verschiedene Hobbies richtet, worunter Schach nur eines ist, und Jungen dann eher geneigt sind den absoluten Schwerpunkt auf die Schachspielerei zu richten. Das könnte Leistungsunterschiede beim Schach erklären, wenn man die Mädchen mit den Jungens vergleicht.
Ein halb ernst gemeinter Vorschlag: Vor genau 50 Jahren hatte Juliane Werding einen Schlager „Wenn Du denkst, Du denkst, dann denkst Du nur Du denkst, ein Mädchen kann das nicht.“ . Vielleicht könnte man den an jedem Spielabend des Schachvereins zu Beginn abspielen, gerne auch in einer Karaoke-Version.
Schöner Artikel, da scheint mir alles gesagt zu sein.
Ich hoffe, dass die guten Ideen gehör finden und es engagierte Leute genug gibt, die zusätzliche Angebote und Räume für Mädchen schaffen.
Den Vereinen täte es sicherlich gut.
Wir veranstalten hier Turniere, die neben einer DWZ-Gruppe auch eine Anfängergruppe anbieten, in der ohne Uhr und ohne Aufschreiben gespielt wird. Ohne daß es beabsichtigt war, hat es sich von selbst so ergeben, daß in dieser Gruppe im Durchschnitt 30% Mädchen spielen. (https://mfrnord.info/nest) In dieser Gruppe stellen wir die Gerechtigkeit hinten an und paaren (manuell!) Spieler ähnlicher Spielstärke (soweit es möglich ist). Das führt dazu, daß Mädchen viel mehr punkten als bei anderen Turnieren, nämlich so um die 50%. Das scheint ihnen zu gefallen.
Als Anschauungsmaterial habe ich nur meine eigene Tochter, der Artikel stimmt mit meiner Erfahrung völlig überein. Es ist für ein Mädchen nicht schwer, schnell eine ganze Schrankwand Pokale zu sammeln, während stärkere Jungs meist völlig leer ausgehen. Trotzdem sind die Pokale wichtig für die Motivation.
Ich möchte nur noch darauf hinweisen, das große Clubs in großen Städten ganz andere Möglichkeiten haben als die kleinen Vereine auf dem Land. Vereine auf dem Land werden meist geleitet von kauzigen alten Männern. Die können noch so nett sein, wie mag sich ein einzelnes Mädchen dort fühlen? Kein Verein alleine ist auf dem Land in der Lage, nur für Mädchen Zusatzangebote und Mädchentraining anzubieten. Dazu müssten mehrere Vereine zusammenarbeiten. Aber dann entsteht geradse auf dem Land schnell das Problem, das es ohne Autokilometer nicht geht, niemand kommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach 20 Uhr noch zu einem Ziel.. Auch C-Trainer und Kadertrainer sollten zusätzlich sensibilisiert werden für die Psyche der Mädchen. Mädchen sind oftmals viel breiter interessiert als Jungs, die sich auf das Schach fokussieren. Das sind zwei verschiedene Welten.
Wir haben keine Mädchen in unserem kleinen Schachclub, aber ich könnte es mir vorstellen, dass es so sei, dass tendenziell bei Mädchen sich das Interesse auf verschiedene Hobbies richtet, worunter Schach nur eines ist, und Jungen dann eher geneigt sind den absoluten Schwerpunkt auf die Schachspielerei zu richten. Das könnte Leistungsunterschiede beim Schach erklären, wenn man die Mädchen mit den Jungens vergleicht.
Ein halb ernst gemeinter Vorschlag: Vor genau 50 Jahren hatte Juliane Werding einen Schlager „Wenn Du denkst, Du denkst, dann denkst Du nur Du denkst, ein Mädchen kann das nicht.“ . Vielleicht könnte man den an jedem Spielabend des Schachvereins zu Beginn abspielen, gerne auch in einer Karaoke-Version.
Im Moment weise ich auch ein Youtube-Video zum Lied hin:
https://www.youtube.com/watch?v=sCJu71JxmbE
Viele Grüße, Ingo Althöfer.