Symbolbild Schachtraining. Quelle: Brunthaler
Ein neuer Beitrag von unserem Autor Heinz Brunthaler
Mir sind keine Daten dazu bekannt und für Hinweise wäre ich dankbar. Ich selbst habe mit einer Fragebogen-Aktion im inoffiziellen Olympialager München 1972 der DSJ schon damit begonnen, mehr zum Training zu ermitteln und befragte dazu zwei Gruppen von je ca. 100 jungen Spielern. Natürlich sind die Daten von damals schon seit langem obsolet.
Damals z.B. spielte Taktik noch eine geringe Rolle, was heute ein Schwerpunkt des Trainings ist. Der Grund war wohl, dass es – anders als in den USA und der Sowjet Union – keine großen Taktiksammlungen in Buchform gab. Wieder ein Punkt, wo die Weiterentwicklung von Technik (besonders beim Satz von Diagrammen, damals noch aufwendig und teuer) das Schachwissen befördert hat!
Das Erlernalter lag bei 10,8 Jahren bei der stärkeren Gruppe und ca. ein Jahr höher bei der schwächeren, was wohl schon einen Teil des Spielstärkeunterschieds bewirkte.
Eine weitere Umfrage wollte ich Ende der 1990er bei einer DLMM der Jugend durchführen. Doch die meisten der Teamchefs boykottierten dies aus unerfindlichen Gründen und nur wenige Fragebögen kamen zurück, teils nur unvollständig ausgefüllt.
1998 habe ich in einem Papier für die DSJ (dem „Grünen Heft“) einige Betrachtungen zum Training angestellt, was sich aber hauptsächlich auf den Leistungsbereich bezog.
Lediglich zum internationalen Leistungssport gibt es einiges Material, manches davon aber unqualifiziert wie die Anwendung der dubiosen 10.000 Stunden Regel von Ericsson in 1993, was u.a. auch von IM Dr. Gobet, dem weltweit führenden Schachpsychologen, widerlegt wurde. Ein wesentlicher Irrtum (der auch bei Studien anderer Wissenschaftler vorkommt) in Ericssons Modell ist, dass er die eher reproduktive Leistung eines Musikers mit der Kampfsituation des Schachspielers gleichsetzt.
Zudem sind solche Studien meist nur eine quantitative Erfassung von Trainingszeiten. Jeder erfahrene Trainer weiß aber, dass es nicht die Masse macht, sondern Talent, Auffassungsgabe, Inhalte und Umfeld zu großen Abweichungen in der Anzahl der nötigen Trainingsstunden führen, was ebenfalls Gobet untersucht und bestätigt hat.
Ich möchte mich zunächst auf das Training der jüngsten weiblichen Altersklassen konzentrieren; nicht zuletzt auch wegen der derzeit unbefriedigenden Ergebnisse im internationalen Vergleich. So erreichte von 9 Girls in u8w und u10w bei der aktuellen Europameisterschaft nur eine von ihnen einen Platz in der 1.Hälfte (26. von 93 in der u10w, aber mit Eloverlust -61,6), was für ein Schachland wie Deutschland, das mehr Jugendliche hat als die meisten Nationen Mitglieder allen Alters, viel zu wenig ist.
Da es absolut unwahrscheinlich ist, dass die deutschen Mädchen in der Masse so viel unbegabter sind als die Mädchen zahlreicher anderer Nationen muss daher der Unterschied im Training liegen. Interessant wäre natürlich, mehr über das Training in den erfolgreichen Nationen zu erfahren, aktuell etwa der Türkei, aber das dürfte nicht leicht sein. Wir müssen also von Grund auf nach den eigenen Defiziten suchen.
Doch dies scheint niemand besonders zu interessieren, obwohl Erfolge der Mädchen auch eine Vorbildfunktion bewirken können und damit mehr Mädchen zum Training, damit zur Leistungssteigerung und letzthin zum längeren Verbleib im Klub motivieren könnte.
Zum Training Informationen und Ideen zu sammeln ist der erste Schritt. Ich hoffe, dass die Leser ihren Teil dazu beisteuern werden. Eine Art Brainstorming wäre wünschenswert. In der nächsten Folge werden wir die hoffentlich eingegangenen Beiträge dann betrachten und Ziele zur Untersuchung formulieren