Mit viel Vorfreude und Rückenwind sind die Schachfreunde Deizisau am letzten Septemberwochenende in die neue Saison der Schachbundesliga gestartet. Nach dem starken vierten Platz im Vorjahr und dem dritten Rang im Deutschen Mannschaftspokal peilt das Team einen Platz auf dem Podest an. Für zusätzliche Strahlkraft sorgte im Vorfeld vor allem Matthias Blübaum: Der 28-Jährige hat sich mit seinem zweiten Platz beim Grand Swiss in Samarkand als erster Deutscher seit Robert Hübner für das Kandidatenturnier 2026 qualifiziert.

Feierliche Ehrung: Goldener Lorbeerkranz für Blübaum

Vor Beginn der ersten Runde wurde Blübaum für diese historischen Erfolge besonders gewürdigt. Thomas Wiedmann, Geschäftsstellenleiter des Schachverbands Württemberg, überreichte dem Ostwestfalen in Diensten der Deizisauer den goldenen Lorbeerkranz – eine Auszeichnung, die der Verband am Samstag erstmals überhaupt verlieh. Mit ihr ehrte man Blübaums herausragende Verdienste: zwei Europameistertitel, die Qualifikation zum Kandidatenturnier und „weitere hervorragende Erfolge“, wie Wiedmann betonte. Der goldene Kranz zum Anstecken sei in seiner Bedeutung noch höher einzuschätzen als eine Ehrennadel.

Nach dieser feierlichen Geste hätte Blübaum die Lorbeeren eigentlich genießen können – doch direkt im Anschluss wartete bereits die erste schwere Aufgabe am Brett.

Kontinuität im Kader

Teamchef Sven Noppes setzt weiter auf ein eingespieltes Kernteam um Blübaum, Dmitrij Kollars, Benjamin Gledura, Daniel Dardha und Gata Kamsky. Sergei Movsesian, Neuzugang von der OSG Baden-Baden, kam nicht zum Einsatz. Routiniers wie Rustem Dautov und Alexander Graf stehen weiter zur Verfügung, ebenso wie der Ungar Tamas Banusz. Damit bleibt Deizisau eines der ambitionierten Teams hinter den Titelfavoriten Baden-Baden und Viernheim.

1. Runde: Punkteteilung gegen Bremen nach großem Kampf

Zum Auftakt empfing Deizisau am Samstag den SV Werder Bremen in der Gemeindehalle. Die Begegnung begann mit einem Rückschlag: Spitzenbrett Matthias Blübaum musste sich dem Bremer Neuzugang Haik Martirosyan geschlagen geben – möglicherweise eine Folge der strapaziösen Wochen nach dem Grand Swiss. Anschließend entwickelte sich ein zähes Ringen um den Ausgleich. Siege von Nikolas Wachinger gegen Rustem Dautov und von Alexander Graf gegen Spartak Grigorian sorgten für einen 4:3-Zwischenstand für Bremen.

Für den entscheidenden Ausgleich sorgte schließlich Tamas Banusz, der in einem fast sechsstündigen Endspiel mit Dame und Springer gegen Dame und Läufer Vlastimil Babula bezwang.

Schwarz hätte statt 53. … Lxh5?? die Gelegenheit zur Initiative mittels 53. … De1+!  ergreifen müssen. Stattdessen kam Weiß mit 54. Se6+ entscheidend in Vorteil. Nach 87 Zügen holte Banusz den vollen Punkt. Ganze 45 Mal gab es in der Partie ein Schachgebot, davon 39 durch Weiß und 6 durch Schwarz.

Das 4:4 war hart erkämpft und bewies die Nervenstärke der Deizisauer.

Ergebnisübersicht: SF Deizisau – SV Werder Bremen 4 : 4

2. Runde: Erneutes 4:4 gegen Kirchweyhe

Am Sonntag folgte das Duell mit SK Kirchweyhe, das ebenfalls in einer Punkteteilung endete. Dieses Mal verlief der Mannschaftskampf ausgeglichener: An allen acht Brettern kam es zu Punkteteilungen. Damit holte Deizisau einen weiteren Zähler, blieb aber ohne Sieg.

Dabei hatte Alexander Graf in Diensten der Deizisauer sogar Glück. Hätte Weiß in dieser Stellung 57. Tg7+ gefunden und die Türme getauscht, wäre das Endspiel für Weiß gewonnen gewesen. Doch nach 57. Kd5? nutzte Graf die Gelegenheit, 57. …Tc1! zu spielen – mit der durchschlagenden Idee, im weiteren Verlauf durch Schachgebote von hinten das Remis zu erzwingen.

Ergebnisübersicht: SK Kirchweyhe – SF Deizisau 4 : 4

Einordnung und Ausblick

Mit zwei Unentschieden zum Start sichern sich die Schachfreunde Deizisau solide erste Punkte, verpassen jedoch den ganz großen Sprung in der Tabelle. Besonders wertvoll war der Kraftakt von Tamas Banusz am Samstag, der eine drohende Auftaktniederlage gegen Bremen verhinderte. Der Sonntag gegen Kirchweyhe zeigte eine durchgehend stabile Mannschaftsleistung.

Gegen Bremen verloren, gegen Kirchweyhe immerhin mit einem halben Punkt: Deizisau-Routinier Rustem Dautov

 

Trotz des eher ruhigen Punktestarts bleibt das Ziel klar: oben mitspielen und einen Podestplatz anpeilen. Mit der Breite des Kaders, den etablierten Kräften und Neuzugang Movsesian sowie der besonderen Motivation durch Matthias Blübaums WM-Kandidatur ist die Grundlage dafür gelegt. Vorrangiges Ziel bleibt es weiterhin, den deutschen Nationalspielern Blübaum und Kollars zu ermöglichen, sich gegen Spitzenspieler aus aller Welt die notwendige Wettkampfhärte zu holen.

Die großen Favoriten Baden-Baden und Viernheim haben ihre Titelambitionen mit je 2 Erfolgen untermauert. Etwas überraschend stehen die Schachfreunde Wolfhagen mit zwei Siegen und der besseren Mannschaftswertung an der Tabellenspitze. Deizisau bleibt mit einem ausgeglichenen Punktekonto auf Platz 10 im Rennen.

Bereits am kommenden Spielwochenende wartet eine ernsthafte Bewährungsprobe: Am 6. Dezember geht es in München gegen Spitzenreiter Wolfhagen, einen Tag später gegen Mitfavorit SC Viernheim.

19. Int. Herbstopen steht bevor

Vorher gibt es aber noch ein Highlight: Vom 24. bis 27. Oktober findet in Deizisau das 19. Int. Herbstopen statt, eines der größten Turniere im süddeutschen Raum. Organisator Sven Noppes erwartet etwa 250 Teilnehmer. Ausschreibung und das Anmeldeformular gibt´s unter www.herbstopen.de.