
Herren naja, Frauen hurra
So könnte man das bisherige Turnier aus deutscher Sicht zusammenfassen. Abgerechnet wird jeweils am Ende. Noch haben die Frauen keine Medaille gewonnen, was für die Herren wohl bereits außer Reichweite ist – außer vielleicht ein Brettpreis für Frederik Svane. Neues Ziel der Herren ist womöglich „doch noch irgendwo in der top10, damit besser als Aserbaidschan anno 2023“. Was damit gemeint ist kommt später. Das Publikum weiß es vielleicht bereits: Aktuell liegen die an eins gesetzten Herren auf Platz 12, die an sechs gesetzten Damen sind Zweite. Letzteres ist kein Zufallsprodukt, sondern auch Ergebnis der bisher vier Begegnungen gegen nominell stärkere Teams.
„Crisis? What Crisis?“ könnte man dazu sagen (Vorschlag von Gerald Hertneck). Das entsprechende Supertramp-Album ist nun 50 Jahre alt. So weit zurück in der Zeit gehe ich sonst nicht, nur bis 2011 (einige wissen vielleicht, was gemeint ist) und 2005 (Lesende in einem Nachbarland wissen womöglich, was gemeint ist). Der Bericht ja zwar vor allem, aber nicht nur durch die deutsche Brille betrachtet,
Einige freuen sich offenbar über den Ruhetag. Ich selbst habe etwas gemischte Gefühle, warum am Wochenende? Sonst könnte ich die nächste Runde live verfolgen, so kann ich eben zum bisherigen Turnierverlauf schreiben. Selbst Schach spielen war übrigens auch eine Option, andere vertreten meinen Verein bei einem Schnellturnier in Bad Hersfeld. Viel Detail, Diagramme usw. gibt es nicht, eher kurz und knapp. „Ladies first“ hatte ich erwogen, aber beginne doch mit dem „Projekt Gold“ der Herren:
Herren – die nackten deutschen Ergebnisse:
Beim Gegner jeweils in Klammern der Platz in der Setzliste
Runde 1 Deutschland-Dänemark (21) 1,5-2,5 (Fehlstart)
Im Lichess-Chat wurde Deutschland „Arroganz“ unterstellt, da Blübaum gegen die „starken Dänen“ pausierte. Für Dänemark blieb es das bisher einzige volle Erfolgserlebnis im Turnier, aktuell sind sie etwa da wo sie laut Setzliste hingehören (an 21 gesetzt auf Platz 20). Aus deutscher Sicht später: wenn Blübaum spielte lief es nicht immer besser.
Runde 2 Deutschland-Schweiz (28) 3-1 (Pflichtsieg? Weiß gewinnt, Schwarz macht Remis)
Runde 3 Georgien 1 (23) – Deutschland 1-3 (Pflichtsieg? drei gewinnen, einer verliert)
Georgien hat seinen bekanntesten Spieler an Brett 4 gemeldet, war dann auch mal Brett 3. „The one and only“ Baadur Jobava (aktuell Elo 2573, war mal deutlich mehr) hatte insgesamt ein wechselhaftes Turnier. In dieser Runde besiegte er Matthias Blübaum, bzw. dieser hat sich im Damenendspiel selbst besiegt.
Runde 4 Ukraine (9) -Deutschland 2,5-1,5 (Deutschland Favorit, aber der Gegner räumt im Turnier bisher ab)
Runde 5 Deutschland-Bulgarien (22) 2-2 (zu wenig?)
Der Gegner hatte an Brett 1 einerseits einen bekannten Spieler, andererseits aktuell Elo 2587 [und in diesem Turnier bisher insgesamt IM-Niveau]). Gemeint ist ein gewisser Arkadij Naiditsch – nach zuvor drei Niederlagen nun immerhin Remis gegen den starken GM Keymer (und danach auch gegen den weniger starken GM Bogner). Topalov spielt ja nur noch sehr sporadisch, Cheparinov hat im Turnier eine andere Rolle – Teamkapitän der Türkei.
Runde 6 Slowakei (24) -Deutschland 1-3 (Pflichtsieg?)
Runde 7 Deutschland-Kroatien (16) – kommt morgen und wird ein Hinweis darauf, wohin die Reise insgesamt gehen kann.
Nach bisheriger Turnierlogik sind die Kroaten (Ivan Saric am Spitzenbrett, dahinter vier weitere GMs mit Elo ca. 2550) Favorit – aber nach dem Ruhetag kann Deutschland vielleicht anders aufspielen.
Deutsche Herren – „Einzelkritik“
Das mache ich dreigeteilt: Brett 1 und 5 (de fakto natürlich dann 4) zusammen, dann Brett 2, dann de fakto Brett 3:
Keymer und Frederik Svane:
Sie punkteten, jeweils 4,5/6 (TPR 2777 an Brett 1, TPR 2684 an Brett 4). Neben schachlichem Können brauchten sie dafür teils auch viel Sitzfleisch, Keymer in Runde 2 gegen die Schweiz anscheinend mehr als Bernd Vökler, der im Rundenbericht des Schachbunds schrieb
„Nach dem vierzigsten Zug und einer kleinen Verschnaufpause bemühen sich Vincent und Frederik um eine weitere Resultatsverbesserung. Ein wenig Balsam für die Seele wäre wünschenswert, aber 2,5 Punkte sind auch ein Mannschaftssieg. Ungleiche Läufer auf beiden Brettern lassen nicht mehr als Remis zu. Ein beinharter Arbeitssieg gegen die „Alpen-Underdogs“.“
[darunter dann das richtige Ergebnis 3-1, davor auch „Vincent Keymer siegte letztlich gegen GM Sebastian Bogner“]. Ab dem 60. Zug hatte Keymer im Endspiel mit Türmen, ungleichfarbigen Läufern und Mehrbauer laut Engines gelegentlich Oberwasser. Ab dem 88. Zug dann durchgehend, und nach 118 Zügen war das Ergebnis offiziell.
In Runde 6 gegen die Slowakei „verbesserte“ Frederik Svane das noch: mit derselben Materialverteilung der entscheidende gegnerische Fehler im hundertelften Zug, und 1-0 nach hundertachtundzwanzig Zügen. Jeweils dachten sie bei bereits entschiedenen Matches wohl auch an die eigene Elozahl – das ist legitim und nur dann nicht mannschaftsdienlich, wenn man dadurch dann den Bogen überspannt und noch verliert. Für die Endplatzierung können ja auch tiebreak-relevante Brettpunkte noch eine Rolle spielen. In Runde 1 hatte Keymer gegen Jonas Bjerre nur vorübergehend ein besseres Endspiel und konnte dann doch nicht jedenfalls einen Mannschaftspunkt gegen Dänemark retten: Vorteil nur für ein paar Züge vor der Zeitkontrolle, dann war er dahin und schon nach 50 Zügen konnte/musste er Remis akzeptieren.
Wie bereits angedeutet, Brettpreis für Frederik Svane an Brett 5 ist denkbar. Dafür muss allerdings der junge Moldawier Dmitrii Gubin (*2011) aufhören, fast alle seine Partien zu gewinnen (derzeit 3,5/4 gegen Elo 2117 und immerhin drei GMs der Kategorie 2500-2560, TPR 2770). Konkurrenz hat der junge Svane ansonsten am ehesten vom Ukrainer Ihor Samunenkov. An Brett 1 ist Keymer auch vorne dabei, aber Rapport, Mamedyarov und Giri machten es bisher noch besser als er.
Rasmus Svane
bekam Brett 2, damit er da vor allem solide Remis spielt. Das machte er mit Schwarz konsequent, mit Weiß wurde es gegen nominell unterlegene und „unsolide“ Gegner 1,5/2: Der Georgier Pantsulaia spielte Benoni, landete in einer schlechten Stellung und griff dann daneben. Der Slowake Gazik spielte Holländisch und machte nach verpassten gegnerischen Chancen trotzdem Remis. Rasmus Svane insgesamt genau im Rahmen der Elo-Erwartung.
Blübaum und Kollars
Das war bisher weniger toll – 1,5/4 (TPR 2443) für Blübaum, 0,5/3 (TPR 2276) für Kollars. Einen formschwachen Spieler kann man noch kompensieren, notfalls landet er immer auf der Ersatzbank. Zwei sind einer zuviel. Bei Blübaum hatte ich bereits angedeutet, dass die Niederlage im Damenendspiel gegen Jobava „unnötig“ war. Danach misslang ihm gegen Volokitin bereits die Eröffnung – nicht der dreizehnte aber dann der vierzehnte Zug war suboptimal. Etwas ähnlich hatte er, direkt nach dem Grand Swiss, auch in der Bundesliga gegen Martirosyan verloren.
Kollars übersah gegen den Dänen Mads Andersen in ausgeglichener Stellung eine Grundreihen-Taktik – eine Figur war weg, der anschließende Widerstand eher symbolisch. Gegen den Bulgaren Dimitrov ist nicht ganz klar (bzw. nicht einfach zu erklären), warum er ein fast direkt aus der Eröffnung entstandenes Endspiel verloren hat – es war jedenfalls seine zweite Null im Turnier.
Ursachenforschung
Matthias Blübaum hat seinen Erfolg beim Grand Swiss offenbar noch nicht „verkraftet“, bzw. den Trubel danach – womöglich seither mehr Interviews als in seiner gesamten Schachkarriere zuvor? Vielleicht erwies es sich auch als Bumerang, dass er vorher vollmundig ankündigte „wir wollen Gold!“ – mein Eindruck auch, dass Jan Gustafsson dazu etwas gemischte Gefühle hatte. Zu dem Zeitpunkt war es dabei „legitim“ aber baute auch Druck auf. 2023 als Mitfavorit (an drei gesetzt) war es vielleicht einfacher – damals haben sie ja am Ende Silber gewonnen, aus meiner Sicht nicht Gold verloren. Noch eine andere Kiste war 2011 das „Wunder von Porto Carras“ – EM-Gold für das an zehn gesetzte Deutschland.
Vom damaligen deutschen Team (Naiditsch, Meier, Fridman, Gustafsson, Buhmann) sind zwei noch vor Ort – Gustafsson in anderer Rolle, Naiditsch für ein anderes Team. Georg Meier spielt nun für Uruguay, Fridman und Buhmann spielen auch noch aber nicht mehr in der Nationalmannschaft. In den Jahren dazwischen landete Deutschland generell etwa da, wo sie laut Setzliste hingehörten – dabei in wechselnder Besetzung und nach unterschiedlichen Turnierverläufen.
Um das Aserbaidschan-Rätsel nun aufzulösen: 2023 waren sie an eins gesetzt und daraus wurde Platz 18. Es begann mit einem 1,5-2,5 gegen Dänemark (weitere dänische Siege damals gegen Belgien und Nordmazedonien) einschließlich Mamedyarov – Mads Andersen 0-1. Diese matchentscheidene Partie unter etwas anderen Vorzeichen als nun gegen Kollars: Mamedyarov opferte korrekt und vorteilhaft eine Qualität aber verlor danach komplett den Faden. Im weiteren Turnierverlauf verlor Aserbaidschan auch noch gegen Kroatien, Griechenland und Moldawien und ließ das Turnier mit einem 2-2 gegen Italien ausklingen. Bei Aserbaidschan waren gleich drei Spieler formschwach: Radjabov (nun nur noch Käpten), Mamedyarov und Abasov (hat auch mal im Kandidatenturnier mitgespielt).
Einige andere Herrenteams
Ukraine
hat (abgesehen vom etwas mageren 2-2 gegen die Türkei in Runde zwei) einen Lauf. Angeführt werden sie quasi von Front-Rückkehrer Igor Kovalenko an Brett 4. Beim Probeturnier Rubinstein Memorial hatte er neunmal Remis gespielt, das hat er nun fast komplett verlernt, stattdessen 4,5/5. Gegen Deutschland pausierte er. Generell spielen sie vorne Remis und punkten hinten – Ihor Samunenkov (3,5/5) hatte ich auch schon erwähnt.
Niederlande
an zwei gesetzt, da sind sie nun auch, kann sich morgen durch Sieg gegen die Ukraine ändern. Ich weiß nicht, welches Ziel sie vorab verkündet hatten. Der Leser muss akzeptieren, dass ich sie etwas ausführlicher bespreche – schließlich bin ich vier der fünf Spieler mehrfach persönlich begegnet (nur Max Warmerdam war tendenziell nach meiner Zeit in NL). Die Aufstellung hat mich etwas überrascht: Giri und Jorden van Foreest logisch, Warmerdam ist ihr aktuelles Jungtalent, aber dahinter immer noch bzw. wieder Loek van Wely und Erwin l’Ami? Es sind dabei tatsächlich die aktuell vier elobesten Spieler (dahinter Warmerdam auf Platz sechs knapp hinter Benjamin Bok und knapp vor Ivan Sokolov, der aber nur noch sporadisch spielt). Für Loek van Wely ist es jedenfalls bei EMs das erste Mal im Nationalteam seit 2015, bzw. dazwischen einmal in anderer Rolle.
Alle bis auf Warmerdam sind schachlich gut drauf, bisher haben sie nur zwei Mannschaftspunkte abgegeben – jeweils 2-2 gegen Polen und Aserbaidschan. Giri hat vorne 50% (drei Remisen und drei Siege, letztere gegen durchaus bekannte Gegner auch wenn die früher besser waren – Naiditsch, Shirov und Predke).
Historie
Da auf chess-results.com alles noch dokumentiert ist habe ich mich durchgeklickt: Teamkäpten ist nun zum vierten Mal Jan (dreimal nacheinander Smeets, zuvor einmal Gustafsson). Davor hatten sie einmal Loek (van Wely, wer sonst) und mehrfach Vladimir (einmal Tukmakov, zuvor mehrfach Chuchelov). Noch davor ein gewisser Herman Hamers – war mir gar kein Begriff, obwohl auch während meiner Zeit in den Niederlanden. Laut Internet ist/war er Schachfunktionär und Fernschachspieler. Unter ihm auch der grösste Erfolg für die Niederlande: Europameister anno 2005. Damals spielten sie mit Loek van Wely, Ivan Sokolov, Sergei Tiviakov, Jan Timman und Erik van den Doel (Deutschland mit Christopher Lutz, Jan Gustafsson, Alexander Graf, Rustem Dautov und Leonid Kritz – Gerald Hertneck in der Nationalmannschaft liegt noch etwas länger zurück).
Geht da nach 20 Jahren wieder etwas für die Niederlande? Ihnen würde ich es gönnen, der Ukraine dabei auch – Deutschland hat sich wohl ohnehin erledigt.
Serbien
zeigte generell, dass der Erfolg vor zwei Jahren kein Zufall war, hatte dann aber gegen Ukraine und die Niederlande das Nachsehen
Ungarn
an drei gesetzt und aktuell Zehnter. Gerade war Peter Leko offiziell inaktiv (letztes Turnier die Olympiade im September 2024) und schon spielt er wieder, und immer noch viel (in diesem Turnier nur) Remis. Wird er etwa, falls es zu dieser Paarung kommen sollte, Spitzenbrett Richard Rapport auf Vincent Keymer vorbereiten? Nun, der Ungarn-Rückkehrer macht ohnehin was er will, und das durchaus erfolgreich. Davor spielte Leko ja gelegentlich in der Bundesliga, seine letzten Einzelturniere waren 2019 (Biel und FIDE Grand Swiss).
Aktuell nur Platz 10 liegt auch am Fehlstart – Niederlage in Runde 1 gegen Georgien, da Sjugirov gegen Jobava patzte. Ob da nun Luft nach oben ist wird sich in der nächsten Runde gegen Aserbaidschan herausstellen.
Frauen – die nackten deutschen Ergebnisse:
Da kann man sagen: nach der Pflicht auch die Kür bisher erfolgreich. Ich wiederhole mich: beim Gegner jeweils in Klammern der Platz in der Setzliste:
Runde 1 Georgien 3 (24) – Deutschland 1-3
Leichtere Aufgabe als danach Georgien 1, wurde gelöst
Runde 2 Deutschland – Türkei (16) 2,5-1,5
Das war knapp und womöglich etwas glücklich. Josefine Safarli entwischte aus einem verlorenen Endspiel, da die Gegnerin die im Prinzip richtige Idee zu früh ausführte. Matchwinnerin war Lara Schulze an Brett 4, dem einzigen Brett mit großem Elo-Unterschied. Soweit die Pflicht, und nun:
Runde 3 Georgien 1 (1) – Deutschland 1,5-2,5!
Dabei erstaunlich ungefährdet, eventuell war sogar mehr drin. Mir ist nicht ganz klar, ob Kateryna Dolzhykova mit Mehrqualität soviel besser stand wie Engines behaupten. Dann begnügte sie sich mit einer Zugwiederholung, vielleicht auch angesichts der glatten Gewinnstellung von Hanna Marie Klek. Die beiden anderen Schwarzremisen waren ungefährdet, für Dinara Wagner eher ein „Plusremis“ am Spitzenbrett.
Runde 4 Deutschland – Aserbaidschan (4) 2,5-1,5
Vielleicht wieder etwas glücklich, da Klek zwischenzeitlich verdächtig stand (im 40. Zug konnte sie dann plötzlich gewinnen). Dolzhykova benötigte und bekam für den Sieg „etwas gegnerische Hilfe“. Wieder zwei nicht unbedingt eingeplante Mannschaftspunkte!
Runde 5 Deutschland – Polen (2) 1,5-2,5
Die Polinnen waren insgesamt etwas besser. Lara Schulze opferte übereifrig und inkorrekt. Tief im Endspiel konnte Dinara Wagner einen halben Zug lang das Match ausgleichen, aber davor stand sie auch mal klar schlechter.
Runde 6 Ukraine (3) – Deutschland 2-2
Vier relativ korrekte Remisen. Das auch mal durch die gegnerische Brille betrachtet: Die Ukraine bereute vielleicht zwei Dinge: erstens dass Spitzenbrett Yuliia Osmak pausierte (die Muzychuk-Schwestern sind gar nicht dabei) wodurch es ein Match auf Elo-Augenhöhe wurde. Zweitens dass sie Partien nicht schärfer anlegten: am Spitzenbrett von Ushenina ein Alapin-Sizilianer (1.e4 c5 2.c3) in dem sich Weiß dann zwei schwarze Bauern schnappte, aber alles andere zugunsten von Schwarz. Dinara Wagner verwendete gut 40 Minuten für 10. – 0-0-0 und hatte es danach jederzeit im Griff – Rückgewinn der Bauern und Remis. An Brett 2 war Russisch von Gaponenko eher keine Kampfansage – aber sie hatte zuvor zweimal verloren und einmal pausiert.
Runde 7 Rumänien (17) – Deutschland
kommt als nächstes, ein auf dem Papier leichterer Gegner. Aber nach zuvor relativ unauffälligem Turnier haben die Rumäninnen immerhin gegen die an 5 gesetzten bulgarischen Nachbarinnen gewonnen.
Deutsche Damen – „Einzelkritik“
Da kann ich mich eher kurz fassen, da es kaum etwas zu kritisieren gibt. Rein formal ist Lara Schulze etwas unter der Elo-Erwartung, auf ihrem Konto auch die einzige individuelle Niederlage. Dinara Wagner remisierte am Spitzenbrett immer, Klek und Safarli remisierten auch oft aber insgesamt 2,5-1,5 reicht ja für zwei Mannschaftspunkte. Dolzhykovas Debüt in der Nationalmannschaft kann man als gelungen bezeichnen: 3/4, TPR 2485, momentan auch mit recht klarem Vorsprung der Brettpreis an Brett 5.
Ursachenforschung
Auch da fasse ich mich kurz da mir wenig dazu einfällt. Wenn man einen Lauf hat …. . Es geht also auch ohne Elisabeth Pähtz – seit Jahren war ja bekannt, dass es irgendwann ohne sie gehen muss.
Einige andere Teams
Polen
machte bisher bei 12-0 Mannschaftspunkten alles richtig, einziger Schwachpunkt im Team Klaudia Kulon (0,5/2, mehr Partien bekam sie nicht). Seit Jahren zählen sie zum Kreis der Favoritinnen, für eine Medaille (Bronze) reichte es zuletzt 2013, danach mehrfach Platz 4. Wird es nun mehr? Bei aktuell drei Mannschaftspunkten Vorsprung kann es nur noch (etwas) spannend werden wenn sie morgen (Sonntag) gegen die Ukraine verlieren sollten.
Ukraine
Der halbe Fehlstart (nur 2-2 gegen Österreich) beeinflusst auch ihre Wertung – das Match gegen Polen wird wichtig. Zusammen mit bzw. vor Aserbaidschan haben sie derzeit die beste Gesamtbilanz wenn man beide Turniere betrachtet. Hoppla, da hatte ich glatt Rumänien übersehen – aktuell Platz vier in beiden Turnieren.
Georgien 1
An eins gesetzt mit klarerem Vorsprung als Deutschland bei den Herren, dann ist aktuell Platz 5 etwas enttäuschend. Sie haben immer vorne mitgespielt, aber nach der Niederlage gegen Deutschland auch noch ein glatteres 1-3 gegen Polen. Eine Medaille ist noch in Reichweite – dafür müssen sie nun wohl Nachbarländer besiegen: erst Aserbaidschan und (diese Paarung wird es wohl auch noch geben) dann die Ukraine.
Bulgarien
An fünf gesetzt aktuell nur Platz 16. Nach drei Siegen gab es drei Niederlagen – eventuell einkalkuliert gegen Polen und Ukraine, überraschend auch gegen Rumänien.
Wie geht es weiter?
Das mal nur aus deutscher Sicht – im Schweizer System wird ja viel in den letzten Runden entschieden. Unterschiedliche Vorzeichen für Herren und Frauen: Die Herren müssen Paarungen gegen starke Gegner überhaupt erst bekommen, bis auf die Ukraine hatten sie diese noch gar nicht. Schon für Runde 7 waren neben Kroatien (16) auch Armenien (6) und Spanien (8) im „Lostopf“ (Bulgarien hatten sie bereits). Bei Sieg gegen Kroatien kommen wohl noch nominell schwerere Aufgaben. Aber keine sollte für den Ersten der Setzliste „unlösbar“ sein …. .
Bei den Frauen ist es umgekehrt: die stärksten Gegnerinnen hatten sie bereits, und das an fünf gesetzte Bulgarien sollte „von oben außer Reichweite“ sein. Nun müssen sie die sehr gute Ausgangsposition wohl gegen nominell schwächere Teams verteidigen. Eine Medaille ist in Reichweite. Gold kann es nur werden wenn die Polinnen mehrfach straucheln sollten. Aber angesichts des Ziels vorab „top10“ wären sie mit Silber (oder auch Bronze) sicher zufrieden.