
FM Dirk Paulsen blickt auf ein bewegtes Schachleben: von frühen Erfolgen in Berlin über Begegnungen mit internationalen Größen bis hin zu heutigen Projekten als Autor, YouTuber und professioneller Sportwetter. In der 26. Folge des Schachtalks der Chess Tigers führt er die Hörer auf eine Reise voller ungewöhnlicher Turnierepisoden, kritischer Reflexionen über das moderne Schach und überraschender Wege abseits des Bretts.
Kasparov aus nächster Nähe
Besonders eindrücklich schildert Paulsen seine Erlebnisse mit Garri Kasparov. Bei einem Turnier stand er während der legendären Partie gegen Jaime Sunye-Neto direkt neben dem Weltmeister. Als Paulsen spontan eine Variante einwirft, reagiert Kasparov sofort – ein Moment, der die unmittelbare Nähe zum Spitzenschach jener Zeit spürbar macht und zugleich Kasparovs unnahbare Ausstrahlung unterstreicht.
Robert Hübner und unerwartete Begegnungen
Ein weiterer zentraler Punkt ist Robert Hübner, mit dem Paulsen die Leidenschaft für Denksportarten wie Backgammon verbindet. Eine Anekdote bleibt besonders hängen: Hübner ruft ihn an seinem Geburtstag an – jedoch nicht, um Glückwünsche zu überbringen, sondern mit einem ganz anderen Anliegen.
Chess960 und die Logik der Grundstellung
Engagiert spricht Paulsen über die Zukunft des Spiels. Chess960 sieht er als konsequente Antwort auf das zunehmend theorielastige klassische Schach: weniger auswendig gelernte Vorbereitung, mehr echtes Denken von Anfang an. Gleichzeitig betont er den besonderen Reiz der traditionellen Startaufstellung – die „Harmonie der Grundstellung“, bei der alle Figuren so positioniert sind, dass sie sich auf natürliche Weise entfalten können.
Fehlerkultur und Entscheidungspartien
Mit Beispielen aus der Schachgeschichte – etwa Emanuel Laskers dramatische Titelverteidigung – macht Paulsen deutlich, dass gravierende Fehler auf höchstem Niveau weit seltener vorkommen, als es die heutige Empörungskultur glauben lässt. Als Lektüre empfiehlt er das Buch „Entscheidungspartien“ von Ludek Pachman, weil es die Spannung und Menschlichkeit großer Schachduelle eindrucksvoll einfängt.
Berliner Wurzeln und Turnierreisen
Sein Weg führt zurück in die lebendige Berliner Schachszene, besonders nach Kreuzberg. Dort erinnert sich Paulsen an legendäre Klubabende, Mannschaftskämpfe gegen Vereine wie Lasker-Steglitz und Begegnungen mit Größen wie Ludek Pachman. Legendär sind auch seine Turnierreisen: Ein Ausflug nach San Bernardino endet damit, dass seine kleine Reisegruppe die ersten drei Plätze belegt – und das Preisgeld in dicken Bündeln italienischer Lire mit nach Hause nimmt.
Vom Schachbrett zum Sportwetten-Experten
Heute lebt Dirk Paulsen nicht mehr nur für das Turnierschach. Unter dem Spitznamen „Wettopa“ arbeitet er seit Jahren erfolgreich als professioneller Sportwetter, vor allem im Fußball. Muster erkennen, Wahrscheinlichkeiten berechnen, Quoten bewerten – all das sieht er eng verknüpft mit seiner Schachprägung. Parallel betreibt er einen YouTube-Kanal, auf dem er über seine Schach-Abenteuer spricht.
Ausblick im Schachtalk
Am Sonntag, 5. Oktober 2025, um 20:15 Uhr geht es live weiter: Dann ist der YouTuber und TikToker Willeinhelm zu Gast auf dem YouTube-Kanal der Chess Tigers.