Im jüngsten Schachtalk am Sonntag sprachen Michael Busse und Jonathan Carlstedt (Chess Tigers) mit Brigitte Große-Honebrink, Vorsitzende des SC Kreuzberg und internationale Schiedsrichterin. Der Talk verbindet World-Cup-Aktuelles, Regeldiskussionen am Brett und einen Blick auf die Berliner Turnierszene.
World Cup: Keymer raus, Donchenko weiter
Von vier deutschen Spielern beim World Cup in Goa ist nur noch Alexander Donchenko im Feld.
Rasmus und Frederik Svane schieden aus, Vincent Keymer verlor ein enges Stechen gegen Esipenko. Donchenko dagegen setzt sich in einem umkämpften Stichkampf gegen Le Quang Liem durch und steht unter den letzten Acht. Ein Kandidatenplatz bleibt damit weiter im Bereich des Möglichen.
„Als Schiedsrichter bist du mehr oder weniger Servicekraft“
Im Mittelpunkt steht Große-Honebrinks Einsatz bei der Jugend-EM U16 in Budva. Gespielt wurde in einer improvisierten Zeltkonstruktion am Meer – mit Strom- und Wetterrisiko. Sie berichtet von deutschen Spielerinnen, besonderen Partiemomenten und der Realität des Schiedsrichteralltags:
„Als Schiedsrichter bist du ja mehr oder weniger Servicekraft. Dass man irgendwas zu entscheiden hätte, ist eigentlich relativ selten.“
Regelfall Maghsoodloo vs. Wei Yi: Was wirklich korrekt wäre
Besprochen wird auch die Szene, in der Parham Maghsoodloo seinen König regelwidrig ins Schach stellt und zurückzieht – ohne Reklamation durch seinen Gegner Wei Yi.
Große-Honebrink erklärt den korrekten Ablauf klar: Uhr anhalten, regelwidrigen Zug anzeigen, Zeitgutschrift von einer Minute, Inkrement zurücksetzen. Sie erzählt zudem eine eigene EM-Situation, in der eine Spielerin ihre Dame im Schach berührt und dadurch verbindlich verlieren musste.
Auch die Praxis im Amateurbereich kommt zur Sprache: In Ligen ohne Schiedsrichter übernehmen Mannschaftsführer gemeinsam die Turnierleitung – dieselben Regeln, weniger Komfort.
Von Telex bis Kreuzberg: ein Stück DSB-Geschichte
Ein Teil des Gesprächs widmet sich Horst Metzing, seit 61 Jahren Mitglied beim SC Kreuzberg und langjähriger Geschäftsführer des DSB. Große-Honebrink erzählt von ihrer Arbeit unter ihm zu Zeiten von Telex und Lochstreifen sowie von ihrer späteren Tätigkeit in Schreibbüros und Transkriptionen. Auch Levon Aronian, der einmal in Berlin gewohnt hat, kommt zur Sprache. Große-Honebrink erzählt, wie sie dafür bürgen musste, dass er ein Schahspieler sei, weil er bei der Team-WM in Düsseldorf von der Organisation nicht erkannt wurde.
U25 statt großes Open: Königsjäger im Olympiastadion
Die Berliner Szene kommt beim diesjährigen U25-Turnier der Königsjäger zur Sprache.
Wegen hoher Kosten im Olympiastadion wurde das Event von einem mehrtägigen Open auf ein kompaktes Blitz- und Rapidwochenende reduziert (Fr–So). Im Blitz gewann Großmeister Rouven Vogel.
Zypern 2026 und ein Blick auf die Termine
Zum Schluss geht es um das Kandidatenturnier 2026. Die FIDE hat angekündigt, dass das Turnier in einem Luxushotel auf Zypern stattfinden wird. Eine Nominierung als Schiedsrichterin ist für Brigitte Große-Honebrink nach eigener Aussage nicht sehr realistisch. Dafür wird aber vermutlich Dirk Poldauf für die Zeitschrift SCHACH vor Ort berichten.
Nächste Woche ist Nationalspielerin WGM Jana Schneider zu Gast im Schachtalk! (Sonntag 20:15 Uhr) .