
Bei den Perlen vom Bodensee habe ich das gefunden: https://perlenvombodensee.de/forum/topic/nadja-jussupow-offener-brief-ans-dsb-praesidium/
Die Problematik war übrigens bekannt: Selbstbestimmung über alles! – Schach-Ticker
Ich bin der Meinung, dass dieses Thema gemeinsam, ohne Hysterie, bearbeitet werden muss. Was ich nicht wusste, in Braunfels bei den deutschen Frauen-Ländermeisterschaften spielen seit Jahren Transfrauen mit, es gibt keine Probleme, warum auch?
Das ist meiner Meinung nach die Problemstellung:
https://www.youtube.com/watch?v=UEJNMkEr1Ls&list=RDUEJNMkEr1Ls&start_radio=1
Wann ist ein Mann ein Mann?
Wann ist eine Frau eine Frau?
Das ist schon fast eine philosophische Frage, die ich leider nicht beantworten kann.
Dies ist Nadja Jussupow besonders wichtig: „Die Landesreferentinnen für Frauenschach halten die Änderung des Geschlechtseintrags im Personenregister nicht für ausreichend. Es muss eine wissenschaftliche Analyse erfolgen, die aufzeigt, welche Unterschiede es zwischen Männern und Frauen im Schachsport gibt. Ebenso wird der Inhalt der letzten E-Mail des DSB-Vizepräsidenten zum Thema Transgender im Schach abgelehnt.“
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Offener Brief an das Präsidium des Deutschen Schachbundes (DSB)
Betreff: Kritische Stellungnahme zur Trans- und Frauenpolitik des DSB und Vorschläge zur konsensorientierten Lösung
Sehr geehrtes Präsidium,
mit großer Aufmerksamkeit und zunehmender Sorge verfolgte ich Ihre öffentlichen Äußerungen und die Positionierung des DSB zur Teilnahme von Transfrauen an Frauenwettbewerben, insbesondere im Artikel „Schach ist bunt und inklusiv“ vom 24. Juni 2025.
Ich möchte in aller Klarheit betonen: Es geht dabei nicht um Ausgrenzung oder Abwertung von transidenten Personen. Mir geht es um Fairness, Transparenz und Respekt für die berechtigten Anliegen und Gefühle einer großen Mehrheit im Frauenschach: der cisgeschlechtlichen Spielerinnen.
Begriffsklärung: Was verstehen wir unter „Frau“?
Wir erkennen an, dass das neue Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) es ermöglicht, den Geschlechtseintrag per Selbstauskunft zu ändern. In diesem Sinne ist jede Person mit weiblichem Eintrag rechtlich als Frau anerkannt. Diese Änderung kann ohne medizinische Maßnahmen und ohne psychologische Begutachtung erfolgen. Eine dreimonatige Bedenkzeit sowie eine Wartefrist von einem Jahr zwischen erneuten Änderungen sind vorgesehen.
Dies bedeutet faktisch: Auch Personen, die biologisch männlich sind und sich selbst nicht dauerhaft als transident verstehen, können sich rechtlich als Frau eintragen lassen – etwa aus strategischen, sozialen oder rechtlichen Motiven. Zwar ist Missbrauch theoretisch strafbar, aber die Schwelle zur Eintragung bleibt niedrig. Gerade im Sport, wo es um geregelte Wettbewerbsbedingungen geht, stellt das eine Herausforderung dar.
In anderen gesellschaftlichen Bereichen wird der Begriff „Frau“ unterschiedlich verstanden:
- In der medizinisch-biologischen Sicht ist eine Frau durch Chromosomen, Hormone und reproduktive Merkmale definiert.
- In der kirchlich-traditionellen Lehre (z. B. katholisch) gilt ausschließlich das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht.
- In der soziologischen und psychologischen Perspektive wird Geschlecht als gelebte Identität verstanden.
Für den Wettbewerb im Schach, der nicht rein psychologisch, sondern leistungsorientiert organisiert ist, halten wir es für notwendig, die Kategorie „Frau“ nicht ausschließlich über Selbstdefinition oder Personenstand zu bestimmen. Vielmehr müssen auch biologische und soziokulturelle Hintergründe berücksichtigt werden, insbesondere im Hinblick auf Chancengleichheit und Schutzräume für cis Frauen.
1. Kritik am Vorgehen des Präsidiums
Das Präsidium vertritt in der genannten Veröffentlichung eine Position, die sich deutlich pro Transinklusion ausspricht. Dabei stützt es sich einseitig auf ausgewählte Argumente und Quellen, während andere relevante Stimmen und Perspektiven systematisch ausgeblendet werden:
- Die restriktive Haltung der FIDE bleibt unkommentiert.
- Die vielfältigen kritischen Positionen, die auf dem Frauen-Referent:innen-Treffen geäußert wurden, werden nicht angemessen berücksichtigt und sind ohne Erlaubnis und aus dem Kontext dargestellt.
Zudem vermittelt der Artikel den Eindruck, als sei die Position des Präsidiums bereits final und konsensbasiert. Eine offene demokratische Debatte innerhalb des Verbands wird dadurch faktisch unterlaufen. Gerade weil die Thematik sensibel und kontrovers ist, erwarten wir Transparenz, Beteiligung und Respekt gegenüber allen betroffenen Gruppen – nicht symbolisch-politische Kommunikation von oben.
2. Kritik an der Argumentation des Sportdirektors Kevin Högy
Herr Högy argumentiert, dass Schach keine körperliche Komponente habe und daher Transfrauen keinerlei Vorteile gegenüber cis Frauen hätten. Diese Aussage ist aus mehreren Gründen problematisch:
- Auch im Schach spielen mentale Ausdauer, Belastbarkeit, Frustrationstoleranz und psychische Energie eine Rolle, die mit körperlicher Konstitution und hormoneller Prägung verbunden sein können.
- Wenn Leistungsunterschiede zwischen Frauen und Männern rein soziokulturell erklärt werden, heißt das im Umkehrschluss: Frauen wurden systematisch benachteiligt. Dies rechtfertigt Schutzräume wie Frauenwettbewerbe und spricht gerade nicht für ihre Aufweichung.
- Die Argumentation von Herrn Högy ignoriert die reale Erfahrung vieler Spielerinnen, die sich durch plötzliche Teilnahmen von Transfrauen verunsichert oder ungerecht behandelt fühlen.
3. Die berechtigten Interessen von cis Frauen
Die große Mehrheit der aktiven Schachspielerinnen in Deutschland sind cis Frauen. Ihre Interessen dürfen nicht geopfert werden. Ohne ihre Zustimmung wird jede Öffnung zur Spaltung führen.
Natürlich, dass auch echte Transfrauen Schutz und Teilhabe verdienen. Aber eine Öffnung der Frauenklasse ohne Rücksicht auf Fairness und Akzeptanz wird langfristig nicht Inklusion, sondern Polarisierung schaffen. Schon jetzt zeigen sich erste Signale der Frustration und Resignation bei aktiven cis Spielerinnen.
4. Vorschläge zur Lösung
Ich schlage vor:
- Mindestens eine 1-jährige Sperrfrist für Transfrauen nach offizieller Geschlechtsänderung, bevor sie an Frauenwettbewerben teilnehmen dürfen.
- Eine verpflichtende Konsultation der Frauenkommission bei allen Entscheidungen, die Frauenkategorien betreffen.
- Eine Datenerhebung und statistische Auswertung über Leistungsergebnisse von Transfrauen im Vergleich zu cis Frauen, um faktenbasiert entscheiden zu können.
5. Schlussbemerkung
Ich appelliere an das Präsidium, seine Haltung zu überdenken und nicht durch überhastete Symbolpolitik genau das Gegenteil dessen zu bewirken, was beabsichtigt ist: Die Integration und Inklusion von Transpersonen kann nur gelingen, wenn sie auf einem stabilen Fundament von Fairness, Transparenz und gegenseitiger Anerkennung basiert.
Mit sportlichem Gruß,
Nadja Jussupow,
DSB Referentin für Frauenschach
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Ergänzend dazu: Protokoll der Frauenreferent*innen vom 21. Juni 2025
P r o t o k o l l
Traditionelles Treffen der Landesfrauenreferenten /-innen am 21.06.2025 in
Braunfels
Anwesende: Nadja Jussupow, DSB Frauenschach Referentin
Dan Peter Poekte, DSB Frauenschach Kommission
Ursula Hielscher, DSB Frauenschach Kommission
Sebastian Swoboda, DSB Frauenschach Kommission
Karoline Gröschel, DSJ Mädchenschachreferentin
Aylin Albayrak, Bayern Frauenschach
Ornella Falke, Schleswig Holstein Frauenschach
Inken Köhler, Schleswig Holstein Frauenschach
Mareike Dietrich, Thüringen
Andreas Jagodzinsky, NRW Vizepräsident Sport
Dagmar Aden, Niedersachen Frauenschach
Elke Zimmer, Saarland Frauenschach
Franziska Blaschke, Hessen Frauenschach
Dr. Sanja Perovic,Ottstadt, Rheinland Pfalz Frauenschach
Angelika Valkova, Württemberg Frauenschach
Diana Skibbe, Gast (LV Thüringen)
Sitzungsort: 35619 Braunfels, Kleiner Saal im Haus des Gastes
Protokollführer: Sebastian Swoboda Vorsitz: Nadja Jussupow
Tagesordnung:
1. DFMM LV 2025 Feedback
2. Projekt DSB/DSJ für Frauenschach
3. DJEM 2025 in Willingen / Transgender im Schach
4. Verschiedenes
Start der Sitzung: 21.06.2025, 16:10 Uhr
1. DFMM LV 2025 Feedback
Das Turnier wurde allseits gelobt, einziger Kritikpunkt für die Zukunft waren die Zugangstüren zum Spielsaal. Diese schließen eigenständig zu laut. Darüber bestand Einigkeit darüber, dass 24 Live-Bretter für die Übertragung der Meisterschaften zu wenig sind und dass dieser Standard aus der Vergangenheit für dieses Jahr nicht gehalten werden konnte.
2. Projekt DSB/DSJ für Frauenschach
Ein gemeinsames Projekt zwischen DSB und DSJ wurde gestartet. Die DSJ hatte noch 10T € an den DSB zu zahlen und dieser Betrag soll zweckgebunden für dieses Projekt verwendet werden. Ziel des Projektes ist die Entwicklung im Mädchen- und Frauenschach. Das Projekt läuft über 12 Monate: Im ersten Halbjahr werden Daten erhoben und Umfragen verteilt, während man im zweiten
Halbjahr eine Auswertung der Datenerhebung vornimmt und Regional- und Bundeskonferenzen abhält. Die Leitung vom Projekt übernehmen vier Personen jeweils zwei von DSJ und DSB. Alle vier leitenden Personen werden nominiert.
Die DSJ nominierte Jannik Kiesel (2.Vorsitzender DSJ) und Karoline Gröschel (DSJ Mädchenschachreferentin), als Vertreter der DSB wurden Lilli Hahn und Tatjana Galina benannt, die beide zuvor keine Funktionen im DSB bzw. der Frauenkommission hatten.
Die DSB Frauenschach Kommission wurde an diesem Projekt nicht beteiligt durch die Übernahme eines leitenden Postens, sondern es wurde lediglich die Frauenschachreferentin informiert. Erst nach dem Bundeskongress (31.05.2025) kam die Information, dass die Frauenkommission auch am Projekt teilnehmen soll und an der Umfrage sich beteiligt Über diese Tatsache gab es bereits eine
schriftliche Anfrage an das Präsidium. Die Frauenkommission erwägt eine Beschwerde beim DSB Schiedsgericht einzulegen. Neben dieser Nicht Beteiligung am Projekt wurde festgestellt, dass die Frauen Kommission auch nicht bei der DEM eingebunden war, auch hier wurde die Satzung vom DSB Präsidium nicht eingehalten. Es wird allgemein festgestellt, dass aufgrund dieser aufgeführten Punkte dem DSB Präsidium die Frage gestellt werden sollte, die Frauen Kommission abzuschaffen, da man diese sowieso nicht mehr einbezieht.
Zu guter Letzt wurde in der Runde gefragt, wer eigentlich vom DSB Präsidium bei der Siegerehrung zur DFMM LV 2025 anwesend ist. Diana Skibbe als Leiterin der DSB/DSJ Kommission sichert zu, dass sich die Kommission mit dem Thema befassen wird. Das Problem muss schnellstmöglich geklärt werden, notfalls über die DSB Schiedsgerichte. Die Abstimmung zum Protest wurde einstimmig mit
einer einer Enthaltung angenommen.
Die Frauenkommission beschließt einstimmig, dass ein Protest an das Schiedsgericht eingereicht sein sollte. Abstimmung: Einstimmig.
3. DJEM 2025 in Willingen / Transgender im Schach
Bei der letzten Woche beendeten DJEM 2025 in Willingen gewann in der Altersklasse U18w eine Transfrau den Titel. Unmittelbar nach Turnierende hagelte es von außen Kritik an der Zulassung der Spielerin zum Turnier.
Sie hatte einen Freiplatz erhalten, da zum Zeitpunkt der NRW-Meisterschaften noch keine Spielberechtigung in der Altersklasse U18w vorlag.
Der Hauptvorwurf an die DSJ lautet, dass man mit der kurzfristigen Zulassung der Spielerin zum Turnier, versuchte eine positive Haltung zu zeigen, um mit der Situation umzugehen.
Es erfolgte eine ausgiebige Diskussion über das Thema und es wurde angefügt, dass der Einbezug der Wissenschaft zwingend notwendig ist. Es bestand Einigkeit darüber, dass es in Zukunft klare Regeln für Ausschreibungen für Transgender im Schach geben muss. Diese Richtlinien müssen aufgestellt werden, um für Inklusion und Schutz der Teilnehmerinnen zu sorgen und einen Missbrauch zu verhindern. Ebenso wurde über einer Sperrfrist diskutiert, wann eine Transfrau im Frauenschachsport spielberechtigt ist. Hier wurden
verschiedene Ideen hervorgebracht. Im vorliegenden Fall gab es im laufenden Spielbetrieb die Zulassung unterjährig. Dies sollte in Zukunft vermieden werden, andere Diskussionsteilnehmer sprachen sich für eine Sperrfrist von 2-3 Jahren aus. Die Kommission erteilt dem DSB Präsidum den klaren Auftrag einen wissenschaftlichen Befund erstellen zu lassen und eine Sperrfrist festzulegen. Im Verlauf der Diskussion erfolgte der Einwurf, dass man keine Vorteilsnahme der Spielerin unterstellen sollte. Sie ist ebenso Leittragende der Situation um die
DJEM 2025 in Willingen.
Die Kommission ist sich einig, dass es für Transgender eine Wartezeit geben muss, dass eine wissenschaftliche Analyse zu erfolgen hat und dass es ab sofort klare Regelungen für Turniere geben sollte, damit auch die Landesverbände diese übernehmen können. Ebenso sollte man Transgender-Experten hinzuziehen.
Antrag NRW: Die DSB Frauenschach Kommission hält die Änderung des Geschlechts im Personenregister nicht für ausreichend. Es muss eine wissenschaftliche Analyse erfolgen, die darüber aufklärt, welche Unterschiede es zwischen Männern und Frauen im Schachsport gibt. Ebenso wird der Inhalt der letzten Mail von DSB Vize Präsident zum Thema Transgender im Schach abgelehnt.
Abstimmung: Einstimmig
4. Verschiedenes
Die DSB Frauenschach Kommission ist zwingend bei z.B. Frauenbundesliga Endrunde und bei allen Frauenschach Themen allgemein einzubinden. Wie schon erwähnt, gab es hierzu bereits eine schriftliche Anfrage von Nadja Jussupow die DSB Präsidentin Ingrid Lauterbach. Es wurde nochmals über die Live Übertragung der DFMM LV 2025 gesprochen.
Diana Skibbe warf ein, dass der Sparkurs des DSB vorbei ist man wieder mehr investieren muss.
Aus meiner Sicht wird hier keine wissenschaftliche Analyse benötigt, sondern eine biologische Geschlechtsbestimmung, wohl über einen Bluttest. Ich bin kein Mediziner, habe aber gelesen, dass man so das Geschlecht bestimmen kann.
Hallo Herr Hertneck,
könnten wir vielleicht mal davon wegkommen, mit “ich bin nicht … , habe aber gelesen …” wilde Dinge in die Welt zu setzen? Auf der DSB-Facebook-Diskussion gibt eine GM mit ähnlichem Viertel- bis Nichtwissen ein ganz und gar jämmerliches Bild ab.
Worauf beziehen Sie sich denn genau? Ach so, jetzt habe ich es gefunden. Aber nun frage ich mich, ob man bei Ihnen allwissend sein muss. Gerade bei dem Thema würde es sich ja anbieten, dass man in Personalunion Jurist, (Sport-)Mediziner und Psychologe oder Soziologe ist…. Man kann nun mal nicht alles wissen. Oder sind Sie anderer Meinung?
Google-Recherche: Künftig müssen Frauen in der Leichtathletik einmalig einen Wangenabstrich oder einen Bluttest machen, um nachzuweisen, dass sie XX-Chromosomen haben, um zu internationalen Wettbewerben zugelassen zu werden. Das berichten unter anderem „New York Times“ und „CNN“
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/sport/verpflichtende-geschlechtertests-die-leichtathletik-stellt-frauen-unter-generalverdacht-13433938.html
Absolut – man kann nicht alles wissen. Und schon mal danke, dass Sie in die Diskussion einsteigen; das weiß ich wirklich zu schätzen. Der Link, den Sie einen Post weiter unten teilen, beschreibt eine reine Überprüfung daraufhin, ob sich in der Leichtathletik jemand unrechtmäßig als Frau ausgibt. Sie richtet sich unter anderem gegen Sportler*innen, die – ohne es zu wissen – den Chromosomensatz XXY in sich tragen.
Wenn man solche Tests im Schach einführen würde, wären trans Sportlerinnen direkt ausgeschlossen – und man würde damit implizit unterstellen, dass Frauen biologisch bedingt schlechter Schach spielen als Männer. Sonst wäre ein solcher Test gar nicht notwendig.
Genau an diesem Punkt wird es interessant. Ich bin ganz offen: Ich bin zwar Soziologe und in sportwissenschaftlichen Debatten durchaus einigermaßen bewandert, aber Urteile wie in dem Post unten würde ich mir nicht anmaßen – und schon gar nicht Aussagen wie die der erwähnten Großmeisterin.
Differenziertere Einschätzungen zu Wissenschaftler*innen wie Vollbrecht würde ich mir schon zutrauen (etwa zur Frage, wie weit ihre „Expertise im Bereich Geschlecht“ reicht, da sie ja eigentlich zu „schwach elektrischen Fischen“ forscht und im Bereich Gender erkennbar eher als Aktivistin denn als Wissenschaftlerin auftritt). Aber mit meinem profunden Halbwissen würde ich mich schlichtweg niemals so weit aus dem Fenster lehnen – damit wäre niemandem gedient. Und damit sind wir wieder bei meinem Ausgangspost und Ihrer Antwort. Niemand muss allwissend sein. Manche Fragen lassen sich aber noch nicht mal angemessen andiskutieren, ohne wenigstens ein bisschen im Diskurs bewandert zu sein 🤷🏻.
Der konkrete Fall, an dem sich alles entsponnen hat, ist sowieso mit den Diskussionen, die ich bislang gesehen habe, so schrecklich (mit voller Absicht) missverstanden worden, dass ich nur hoffen kann, die Betroffene hat nichts dazu gelesen.
Im Übrigen, haben Sie sich mal angeschaut, wie in einigen Ländern aktuell die Teilnahme von trans Sportlerinnen tatsächlich ausgeschlossen wird? Da passieren Dinge, die man niemand zumuten will.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich diese plötzliche Aufregung nicht verstehen kann. Wir hatten das doch alles schon: Im Jahr 2003 wurde Annemarie Sylvia Meier, auch früher ein Mann, Deutsche Frauenmeisterin und dies ging wesentlich geräuschloser über die Bühne. Glaubt etwa jemand, dass jetzt jeder nur des Erfolges wegen in die Frauendomäne einbrechen will? Hat mal jemand darüber nachgedacht, wie die arme Nora sich bei dieser Diskussion fühlt? Ich persönlich würde mich freuen, wenn man die Gesetzeslage einfach akzeptiert und vielleicht hinterfragt, wie man „damals“ (2003) mit dieser Situation umgegangen ist.
Der Fall von Annemarie Meier liegt wohl etwas anders.
Sie hatte sich – nachzulesen bei wikipedia – bereits lange vorher einer operativen Geschlechtsumwandlung unterzogen.
Eine operative Geschlechtsumwandlung ändert aber nichts an der Art und Weise wie das Gehirn verschaltet ist.
Große Fragezeichen hätte ich, ob hier andere Hormone als zuvor, nach der Pubertät noch eine Veränderung bewirken.
Hallo Chris, ich bin ganz entschieden der Meinung, dass Turnierschach oder ganz allgemein sportliche Leistungen auch ganz wesentlich eine Frage des Hormonhaushalts sind. Da läuft so viel in unserem Körper ab, was noch gar nicht genau untersucht ist.
Hallo Herr Kaeding, vielen Dank für ihren Beitrag, aber sich nach der Änderung der deutschen Rechtslage zur Geschlechtsbestimmung zum 1. November 2024 (durch Selbsterklärung) auf einen Fall zu beziehen, der über 20 Jahre zurückliegt, klingt ziemlich absurd. Die Lawine kommt doch erst jetzt auf uns zu, und damit ist alles auf Null gestellt!
Hallo Herr Hertneck, das ist mir durchaus klar. Aber von welcher Lawine reden wir denn? Gab es seit 8 Monaten so unzählige Fälle, von denen die Öffentlichkeit nie etwas erfahren hat? Ich habe auf den Vorgang von 2003 nur aufmerksam gemacht, um die von Ihnen und anderen prognostizierte „Lawine“ zu relativieren.
Die Frage ist tatsächlich an der Realität vorbei. Frauen und Mädchen haben im Schach faktisch und wissenschaftlich belegt keinen Nachteil außer das es zu wenige von ihnen gibt – deswegen kann man auch den Vergleich mit anderen Sportarten nicht anführen. Hätten wir endlich eine Parität, bräuchten wir nicht mal mehr getrennte Wettbewerbe. Wer ersthaft glaubt, dass jemand den kompletten Aufwand inkl. Folgen der Stigmatisierung und Ausgrenzung betreibt nur um dann Deutsche Meisterin zu werden liegt schlicht falsch und hat solche Personen noch nie kennengelernt. Mich und keinen Schachspieler, keine Schachspielerin die ich kenne und schätze interessiert am Brett etwas anderes als die Farbe der Figuren. Vielleicht noch ob der oder die Gegenüber nett oder zumindest höflich ist.
Und wer glaubt, dass man Frauen und Mädchen einen Gefallen damit tut, dass sie vor der Teilnahme am Wettbewerb erst mal beweisen müssen, dass sie weiblichen Geschlechts sind schadet vor allem denen, die er oder sie angeblich schützen will.
Es wäre interessant zu wissen, was der wissenschaftliche Beleg dafür ist, dass Frauen keinen Nachteil gegenüber Männern haben? Das Argument, dass die unterschiedliche Spielstärke auf die Anzahl zurückzuführen ist (Bilalic nahm dies irrtümlich an und gab seinen Irrtum in der Berechnung auch offen zu) wurde mittlerweile stark zurückgenommen und soll nur ca. 60% davon erklären. Und auch das ist noch fraglich, denn z.B. gibt es 1842 GM, darunter aber nur 50 Frauen. In Deutschland sogar auf ca. 100 GM nur eine Frau, nämlich Elisabeth Pähtz, die dies auch erst im Herbst ihrer Karriere geschafft hat. Man kann sich leicht ausrechnen, wie viele es bei ca. 10% Anteil weltweit sein sollten.
Faktisch zeigt sich auch anhand der Fehlerquote und Art in den Partien von Frauen im Bereich von bis zu ca. 2000 Elo ein großer Unterschied im Vergleich zu Männern.
Ich bin nun sehr gespannt auf den wissenschaftlichen Beleg deiner Annahme, der mit trotz Beschäftigung mit diesem Thema bislang entgangen ist, denn du aber netterweise erbringen wirst, oder?.
Hallo Heinz, die GM-Zahlen möchte ich korrigieren, nachdem ich sie in der Fide Rating Datenbank überprüft hab: es gibt nur 40 Frauen weltweit mit dem GM-Titel, damit mindestens 2 völlig inaktiv, nämlich Susan und Judit Polgar. Insgesamt stehen aktuell in der Liste 1.854 Großmeister, davon allerdings einige bereits gestorben, und nicht aus der Liste entfernt (weil anscheinend die Rating Officers schlafen). Und traurigerweise sind etwa 500 Großmeister derzeit inaktiv. So viel zu den Zahlen, zum Inhaltlichen kann ich nur sagen, dass es völlig evident ist, dass Frauen deutlich schwächer sind als Männer, und diese Diskussion sollte hier bitte nicht mehr aufgewärmt werden, weil sie völlig absurd ist!
Das ist richtig, ich habe mich vertippt, sorry! Kommt halt davon, wenn man alt und schlaflos ist und nach dem allzu frühen Aufwachen Aufwachen was tippt.
Hier eine andere interessante Zahl, die den Unterschied zeigt, ohne es am Titel festzumachen. Wir können wohl Elo 2.500+ als die Schwelle zu GM-Stärke annehmen und die erreichen (Daten aus der aktuellen FIDE-Liste):
854 Spieler/innen weltweit, aktiv 612; davon 16 Frauen, aktiv 11.
Nur 50 Punkte höher, also 2550, wird es noch krasser:
446 Spieler/innen weltweit, aktiv 336; davon 3 Frauen, alle aus China.
Lediglich Hou Yifan erreicht mit 2633 eine höhere Zahl, während 165 Männer (aktiv) Elo 2600+ aufweisen.
Woran diese großen Unterschiede genau liegen ist nicht exakt belegbar, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht existieren und so der faktische Beweis dafür sind, dass Frauen aus welchen Gründen auch immer klar schwächer als Männer sind.
Hallo Herr Brunthaler, ich finde trotz intensiver Suche leider keinerlei Beleg darüber, dass Bilalic diese Schlussfolgerung korrigiert haben soll. Ganz im Gegenteil wurde diese Annahme seither eher noch bekräftigt. Liest man die Studie kommt man tatsächlich zum Schluss, dass sie recht aussagekräftig ist. Statistische Regeln wie die Gauß-Verteilung unterstützen diese These auch weit über die spezielle Aufgabenstellung hinaus.
Was sicherlich nicht hilft ist die Tatsache, dass Mädchen und Frauen beim Schach vielfach belächelt werden und ihnen oft noch offen oder zumindest unterschwellig suggieriert wird, dass es sich dabei um eine Aktivität für Männer und Jungs handelt. Dass sie hier „beschützt“ werden sollen ist dabei sicherlich mehr Teil des Problems als eine Hilfe.
Sorrry, die Antwort muss ich kurzfristig schuldig bleiben. Nach einem Festplattencrash habe ich nicht alles Material wieder überspielt und müsste das in aushäusigen Backups mühsam suchen. Ich erinnere mich dumpf, es bei einem Text von Gobet gelesen zu haben, kann mich aber irren.
Das Argument, dass Mädchen wegen „belächelt zu werden“ keine besseren Leistungen bringen, finde ich sehr dünn. Und wenn es zutreffen würde, wäre es ein Beweis für eine ernsthafte psychologische Schwäche. Sind die Girls solche Mimöschen, dass ein paar herablassende Worte sie vom Stärkerwerden abhalten? Eine Frau, die das Kämpferherz mitbringt, das man für Spitzenleistungen braucht, wird sich sicher nicht von solch kleinlichen „Barrikaden“ aufhalten lassen.
Zur quantitativen Betrachtung habe ich eine Frage:
Das kleine Norwegen mit seine 5,6 Mio. Einw. stellt den größten Spieler aller Zeiten plus einen Jugendweltmeister (Tari), während die riesigen Verbände zahlreicher großen Länder der Welt nichts Vergleichbares vorweisen können. Masse generiert nicht automatisch Klasse, was im Bezug auf Frauenschach heißt, dass doch einige (mehr) Frauen in die oberen Ränge hätten vordringen sollen. Judit Polgar kann sogar nur bedingt als Beispiel gewertet werden, weil sie das Ergebnis einer speziellen Erziehung ist.
Die mathematische Betrachtung kann nicht alles erklären, wenn auch zahlreiche andere Faktoren im Spiel sind. Schließlich sind es ja keine getrennten Welten, sondern jedes Mädchen / jede Frau hat eine Unzahl von Gegnern, an denen sie sich aufbauen kann, denn dazu spielt das Geschlecht keine Rolle.
Ich empfinde die Debatte zwischen uns an dieser Stelle als wenig zielführend, vor allem weil immer wieder Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen und in andere Bedeutungen umgedeutet werden, um sie angreifbar zu machen. Ich habe nicht behauptet, dass Mädchen keine besseren Leistungen erbringen könnten, weil sie belächelt werden. Vielmehr habe ich darauf hingewiesen, dass abwertende Kommentare für die schachliche Entwicklung nicht förderlich sind.
Erfolgreiches Schach beginnt bei den meisten Spielerinnen und Spielern bereits im Kindesalter. Wer meint, dass nur „Mimosen“ sich von herabwürdigenden Aussagen entmutigen lassen und dies als Schwäche ansieht, dem empfehle ich dringend den Austausch mit (Kinder-)Psychologen und soziologischen Fachleuten.
Das Argument, die norwegische Bevölkerung sei in diesem Zusammenhang besonders relevant, greift nur, wenn es sich um eine isolierte Gruppe handeln würde – was jedoch nicht der Fall ist. Schach ist international geprägt, insbesondere was Trainingsstrukturen betrifft. Natürlich spielt es eine Rolle, ob ein Land eine förderliche Schachkultur und gezielte Nachwuchsförderung bietet. Es erscheint mir zudem nicht unrealistisch, dass qualifizierte Trainer ihre Zeit bevorzugt in männliche Spieler investieren, weil sie sich davon mehr Erfolg versprechen. Dadurch entsteht leicht eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Abschließend möchte ich festhalten, dass Sie eine Erklärung dafür, warum Frauen und Mädchen im Schach allein aufgrund ihres Geschlechts einen Nachteil haben sollten, bislang schuldig geblieben sind. Es ist daher durchaus berechtigt, diese Annahme als kulturell anerzogen und nicht durch Fakten belegt zu betrachten.
Ich rufe Frau GM Elisabeth Pähtz in den Zeugenstand:
https://www.youtube.com/watch?v=6clUQ5RdEpE
Chesstigers chess talk vom Sonntag mit Elisabeth Pähtz, Michael Busse und Jonathan Carlstedt.
Ab ca. 8.30 Minuten beginnt das Thema und Elisabeth äußert sich da sehr offen.
Zunächst mal finde ich es gut wenn Frauen selber zum Thema was sagen – sie dürften dazu mehr Einsicht haben als wir beide. Aber Frau Pähtz hat zwei argumentative Probleme. Erstens führt sie das eigene, subjektive Empfinden von weniger Durchhaltevermögen an. Das ist nicht nur subjektiv, sondern in der Stichprobe zu klein. Zweitens spricht gegen den hormonellen Einfluss als grundlegend großen Unterschied, dass die gemessene, mittlere Leistungsstärke bereits vor dem Einsetzen der Pubertät einen großen Unterschied aufweist. Aber eine spannende Aussage ist es allemal.
Hallo Herr Höblich, irgendwie habe ich den Eindruck, dass Sie krampfhaft an Ihrer Meinung festhalten, genauso wie natürlich auch Heinz Brunthaler. Ich versuche mal, das Thema auf den Punkt zu bringen.
1. Seitdem ich Schach spiele, und das sind immerhin 50 Jahre, gibt es getrennte Wettbewerbe für Frauen und für Männer.
2. In dieser Zeit hat sich das Phänomen sogar noch stärker ausgeprägt, d.h. es wurden immer mehr reine Frauenwettbewerbe eingeführt, zum Beispiel der komplette Frauenspielbetrieb in den Bundesligen, den es in den 80ern noch nicht gab.
3. Man fragt sich: wieso ist das so? Weil Frauen im Schnitt viel schlechtere Elozahlen haben als Männer (etwa 250 Punkte Unterschied), man ihnen aber trotzdem eine Möglichkeit bieten will, auf ihrem Niveau Schach zu spielen, und das ist doch auch völlig richtig so! Frauenturniere sind, wenn man so will, ein Schutzraum.
4. Werden Frauen eines Tages des Abstand zu Männern aufholen? Natürlich nicht, da spricht alle Evidenz dagegen, auch wenn man einräumen muss, dass das Frauenschach in den letzten 20 Jahren gewaltige Fortschritte gemacht hat. Aber bei 2600 stoßen sie immer noch an die Decke, und da ist man ja nicht mal unter den Top 100 der Welt. Es gab nur eine krasse Ausnahme, nämlich Judit Polgar, aber die ist seit 10 Jahren inaktiv. Im Interview hat sie übrigens den Rücktritt sinngemäß wie folgt begründet: als ich Mutter wurde, hatte ich nicht mehr den Kampfgeist wie zuvor. Für mich ein klares Anzeichen, dass sich hier ihr Hormonhaushalt verändert hat.
5. Nun kommen wir zum Thema Transfrauen. Wer mal ein Mann war, wird nicht durch einfache Erklärung zur Frau, jedenfalls biologisch nicht. Elisabeth zeigt im Interview Verständnis für den Wechsel zum sozialen Geschlecht, ich persönlich finde es völlig falsch, dass man nur durch Erklärung sein Geschlecht ändern kann, und das ruft in der Praxis viele Probleme auf, wie man sieht. Von einer konservativen Regierung wäre diese Regelung auch nie eingeführt worden, nun soll sie noch mal evaluiert werden.
6. Gerade die Biologie spielt aber die entscheidende Rolle beim Spielstärkeunterschied, zumindest ist das stark zu vermuten. Ich gebe zu dass es im konkreten Fall vielleicht noch nicht so deutlich zum Ausdruck kam, aber lassen sie mal eine Transfrau mit Elo 2400, 2500 oder 2600 auf die biologischen Frauen los…
7. Aus all dem folgt zweifelsfrei, dass der Deutsche Schachbund jetzt aufgerufen ist, den Frauenspielbetrieb vor unfairem Wettbewerb zu schützen, und genau das fordern die Frauen ja auch, wenn sie sich überhaupt trauen, sich in der Sache öffentlich zu äußern.
8. Und so legt es übrigens auch das IOC in seinen Rahmenbedingungen fest: wenn ein Trans-Sportler einen unverhältnismäßig großen Wettbewerbsvorteil hat, dann soll der Zugang dieser Sportler zum Wettbewerb beschränkt werden. Ich werde dazu noch separat etwas veröffentlichen. Das Problem ist nur dass der Schachbund auf dem Ohr bisher taub ist. Und bisher ist ja noch nicht viel in der Hinsicht passiert, aber es WIRD definitiv passieren. Ich meine dazu, man muss nicht warten, bis das Unglück eingetreten ist, sondern proaktiv handeln.
9 Seit dem offenen Brief ist jetzt eine Woche vergangen, aber ich finde immer noch keine offizielle Stellungnahme auf der Homepage des Deutschen Schachbunds! Hier muss das Präsidium ganz offensichtlich auf seine Frauenreferentinnen und Spielerinnen zugehen.
Nein Herr Hertneck Sie irren sich bei der Einschätzung zu meinem Antrieb. Ich habe bisher kein schlüssiges Argument dafür erhalten, dass Frauen aus der Tatsache ihres Frauseins alleine einen Nachteil beim Schach haben sollen und deswegen bin ich schlicht davon nicht überzeugt – zumal es einige Gründe gibt die gegen diese These sprechen. Alles was Sie angeführt haben ist in dieser Aussage eingeschlossen. Schach ist ein Denksport und wer hier unterstellt, dass Frauen und Mädchen da einen Nachteil haben – noch dazu ohne das irgendwie belegen zu können – der unterstellt wortwörtlich, dass Frauen einen kognitiven Nachteil gegenüber Männern haben. Das stellt die Gleichberechtigung insgesamt in Frage und sollte somit wohl kaum leichtfertig geäußert oder unterstützt werden. Alle Frauen mit denen ich dazu spreche finden das bedenklich und genau deswegen spreche ich es hier an.
Wenn sie sagen, dass Frauen niemals den Abstand zu den Männern einholen sprechen Sie ihnen das Potenzial insgesamt ab. Überspitzt sagen sie damit: „Frauen sind nicht so klug wie Männer und können es auch nicht sein.“ Ist das ihre Meinung?
Hallo Herr Höblich, nein das ist ausdrücklich nicht meine Meinung! Ich meine dass die biologischen Faktoren in ihrer Gesamtheit dazu führen, dass der Abstand zwischen Männern und Frauen so groß ist, wie er jetzt ist. Damit will ich den Frauen nicht ihre kognitive Leistungsfähigkeit absprechen. Aber halten wir uns einfach an die Fakten, und die sind so, dass der Abstand sehr deutlich ausgeprägt ist. Ich bin auch ein ausgesprochener Zahlenmensch, und wenn ich Elozahlen und Turniererfolge und sonstiges vergleiche, dann ist die Lage für mich einfach eindeutig. Oder anders gesagt: mir fehlt völlig die Phantasie, dass es sich anders entwickeln könnte, als es jetzt ist. Wobei ich ja selbst eingeräumt habe, dass die Frauen international gesehen schon große Fortschritte gemacht haben, und ich hoffe, dass das auch weiter so bleibt. Umgekehrt müssten Sie beweisen, dass es auch anders möglich wäre, und sorry, das können Sie nicht!
Herr Hertneck, auch ich bin ein Zahlenmensch. Gleichzeitig bin ich jedoch jemand, der Wert auf Fakten legt. Wenn jemand behauptet, dass allein biologische Faktoren in diesem Fall zu einem großen Abstand in einem Wettbewerb führen, dessen Ausgang maßgeblich von kognitiven Prozessen abhängt, dann sagt diese Person letztlich: „Weniger kognitive Leistungsfähigkeit.“
Sie unterstellen dem DSB Versäumnisse und eine falsche Sichtweise, weil Sie die Auffassung vertreten, dass Transfrauen im Schach einen Vorteil hätten. Einen Beweis für diese These bleiben Sie jedoch schuldig. Stattdessen führen Sie als Begründung den aktuell gemessenen Leistungsstand, subjektives Empfinden oder fehlende Ideen zur Veränderung des Status quo an. Das ist argumentativ wenig überzeugend – zumal Sie gleichzeitig die erzielten Fortschritte selbst anerkennen.
Interessant ist auch, dass häufig die hormonelle Komponente angeführt wird, dabei aber ignoriert wird, dass diese bei Transfrauen in der Regel künstlich beeinflusst wird. Selbst wenn Hormone einen Einfluss hätten, wäre dieser durch die Behandlung weitgehend ausgeglichen.
In nahezu allen Bereichen, in denen es nicht ausschließlich auf Muskelkraft ankommt, sind Frauen und Mädchen entweder gleichauf oder haben in den letzten Jahrzehnten deutlich aufgeholt – abgesehen von Regionen, in denen sie unterdrückt werden. Gleicher Zugang zu Bildung, die Befreiung von dem alleinigen Rollenfokus auf Hausfrau und Mutter, das Brechen mit Konventionen haben das ermöglicht. Ich sehe keinen Grund zu glauben, dass dieses Potenzial ausgerechnet im Schach nicht vorhanden sein sollte. Frauen müssen nicht beweisen, dass sie kognitiv genauso leistungsfähig sind wie Männer. Schon die Forderung danach ist anmaßend. Wir beide werden uns da nicht einig – das ist okay. Die Zeit wird zeigen wer von uns beiden Recht hat.
Der Schacherfolg hat nur sehr bedingt mit Intelligenz / Klugheit zu tun, Die Annahme, dass das von Schachfreund Hertneck gesagte impliziert: „Überspitzt sagen sie damit: Frauen sind nicht so klug wie Männer und können es auch nicht sein.“ ist falsch. Was oft vergessen wird – z.B. bei der Theorie der 10.000 Stunden, die sich auf Annahmen aus dem Bereich von Violin- und Klavierspiel stützt – ist, das Schach im starken Maße das Element des Kampfes beinhaltet.
Männer und Frauen haben von Natur aus ein unterschiedliches „Grundprogramm“. Die Frauen gebären, ziehen den Nachwuchs groß, sind dadurch vorsichtiger und agieren kraftsparender als Männer. Die beschaffen die Nahrung (Jagd) und beschützen gegen innere und äußere Feinde, stehen in Konkurrenz mit anderen Männern, was genetisch vorteilhaft ist (Paarung der Fittesten). Es setzt eine aggressivere, mehr nach außen gerichtete Verhaltensweise voraus. Das ist seit seit Urzeiten der Fall, findet sich bei allen Primaten und bedingte im menschlichen Bereich die unterschiedliche Ausprägung verschiedener Fähigkeiten, was auch noch heute gilt, auch wenn sich die Jagd in den Supermarkt verlagert hat. Die teilweise Spezialisierung hat nichts „mit mehr oder weniger klug“ oder kognitiven Fähigkeiten zu tun, sondern ist nur anders.
Auch das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag ist bei Männern anders. Da sind in Sachen Schach Frauen sogar klüger, denn macht es objektiv wirklich Sinn, eine Menge Zeit und Kraft aufzuwenden, um durch anstrengendes Training 100 Elo-Punkte mehr zu haben, wovon sich Amateure nichts kaufen können? Es stärkt aber das Ego, was dem Mann wichtiger ist als der Frau, Streben nach Dominanz als eine Antriebsfeder.
Die psychologische Grundeinstellung ist mit Sicherheit ein Vorteil für die Männer. Das ein gewisses Maß an Aggressivität und Risikobereitschaft förderlich für den Schacherfolg ist, dürfte unbestritten sein.
Elisabeth Pähtz Kummer mit der Ausdauer ließe sich wahrscheinlich durch ein spezielles Trainingsprogramm reduzieren, die Menstruation ist aber das wirkliche Problem, das man nicht wegleugnen kann. Von einem Spielervater weiß ich, dass seine Tochter in dieser Zeit keine Turniere mehr spielt, da sich das sehr negativ auf ihre Spielstärke auswirkt. Auch die negative Wirkung auf Zuversicht und Selbstbeweusstsein sollte man nicht unterschätzen,
Lieber Heinz, ich habe überlegt, ob ich an dieser Stelle nochmals meine Meinung und Argumente und Meinungen darlegen soll, aber ich gebe auf, denn es ist sinnlos. Kurz gesagt gibt es Menschen, die alle empirischen Fakten ignorieren, und aufgrund einer vorgefassten Meinung genau zum gegenteiligen Schluss kommen, natürlich völlig ohne Beleg, und dagegen kommt man nicht an! Unabhängig davon warte ich darauf, dass der DSB nun endlich Stellung zum offenen Brief bezieht, und nicht nur ich, sondern alle betroffenen Frauen, also Kaderspielerinnen und Nachwuchsspielerinnen!