Schiedsrichter Michael Rütten verrät neues Bundesliga-Format!
In der neuen Folge von Schachtalk am Sonntag (Chess Tigers) sprechen die Moderatoren Michael Busse und Jonathan Carlstedt mit Michael Rütten über aktuelle Entwicklungen im deutschen Schach – von der Reform der Bundesliga über Online-Etikette bis zu Schulschachprojekten und neuen Ideen im Fernschach.
„Ohne Schiedsrichter gibt es keine Turniere – irgendjemand muss es tun“, sagt Rütten über seine Motivation, sich in dieser Rolle zu engagieren. Zugleich schätzt er die Nähe zu den Spitzenspielern und den Einblick in das Geschehen hinter den Kulissen.
Bundesliga kompakter – neue Struktur, neue Chancen
Ein zentrales Thema war die neue Terminstruktur der Schachbundesliga. Durch die Verdichtung internationaler Spitzenturniere wurde die Saison von sieben auf fünf Spielwochenenden verkürzt. Gespielt wird künftig freitags bis sonntags – kompakter, aber intensiver.
Diese Umstellung soll Vereinen die Verpflichtung starker Spieler erleichtern und gleichzeitig für mehr Planungssicherheit sorgen. Das Ergebnis: Ein Bundesliga-Wochenende als kleines Schachfestival.
World Cup: Deutsche Chancen und alte Meister
Auch der FIDE World Cup kam zur Sprache. Deutsche Duelle wie Vincent Keymer gegen Andrei Esipenko oder Matthias Blübaum gegen Alexander Donchenko sorgen für Spannung. Frederik Svane ist ebenfalls noch im Rennen – die Runde zeigte sich optimistisch: Selten standen die Chancen deutscher Spieler so gut.
Besonders hervorgehoben wurde Peter Leko, der mit 46 Jahren ein starkes Comeback feiert und unter die letzten 32 vorgedrungen ist – ein Beweis, dass Erfahrung im modernen Schach noch immer zählt.
Online-Schach zwischen Technik und Ethik
Ein längerer Abschnitt widmete sich dem Online-Schach. Auslöser waren Äußerungen von Gata Kamsky, der ein Verbot von Engines und Premoves gefordert hatte – eine Idee, die Rütten und die Moderatoren als nostalgisch, aber unrealistisch einordneten.
Premoves und Engines seien längst integraler Bestandteil der modernen Schachwelt – wer sie ablehne, könne jederzeit am Brett spielen.
Im selben Zusammenhang wurde über Cheating-Vorwürfe gesprochen, insbesondere über die jüngsten Anschuldigungen von Wladimir Kramnik gegen Matthias Blübaum, David Navara und Daniel Naroditsky.
Einig war man sich darin, dass unbelegte Behauptungen nicht nur einzelnen Spielern, sondern der gesamten Szene schaden.
Schulschach als Schlüssel zum Nachwuchs
Positiv fiel der Blick auf die Entwicklung des Schulschachs. Beim Deutschen Schulschachkongress in Bremen standen Projekte wie „Schach macht schlau“ im Mittelpunkt, das von Marco Bode unterstützt wird.
Lehrkräfte und Schüler lernen dort gemeinsam Schach – ein Modell, das Bildung und Vereinsarbeit auf vorbildliche Weise verbindet.
Fernschach: Ein neues Punktesystem gegen den Remis-Tod
Zum Abschluss ging es um ein überraschendes, aber spannendes Thema – das Fernschach.
Dort wird derzeit das neue Rutar-Scoring-System getestet, das die Punktvergabe nach dem verbliebenen Material bewertet. Ziel ist es, mehr Spannung in Fernschachpartien zu bringen, auch wenn sie Remis ausgehen.
Erfolge und Ausblick
Auch sportlich gab es Grund zur Freude:
Mykola Korchynskyi gewann die U16-Europameisterschaft – ein weiterer Erfolg eines deutsch-ukrainischen Nachwuchstalents.
Nächste Folge
Die kommende Ausgabe von Schachtalk am Sonntag steht ganz im Zeichen des Berliner Vereinsschachs – mit Brigitte Große-Honebrink vom SC Kreuzberg.