
Wenige Tage nach der Schachbundesliga und den zweiten Ligen hat auch die Frauenbundesliga die Aufstellungen der kommenden Saison veröffentlicht. Wie in den letzten Jahren ist an der Spitze wieder ein Dreikampf zwischen Titelverteidiger Bad Königshofen, Baden-Baden und Schwäbisch Hall zu erwarten. Als Topfavorit geht wie eigentlich jede Saison die OSG Baden-Baden in die Saison, die sich gerade in der Breite nochmal verstärkt hat. Jedoch wartet man schon seit 2022 auf den nächsten Meistertitel. In der letzten Saison verlor man gegen Bad Königshofen, die beiden Jahre davor war Schwäbisch Hall stärker.
Schwer haben werden es die drei Aufsteiger aus Freiburg, Chemnitz und Kreuzberg. Sie fallen nach ihrem Eloschnitt relativ deutlich gegenüber dem Rest der Liga ab und müssen darauf hoffen, dass die höher eingeschätzten Teams z.B. aus Hemer und Harksheide gerade in den entscheidenden Spielen nicht ihre Topspielerinnen an den Start bringen können.
Nach der mittleren Elo der ersten acht gemeldeten Spielerinnen ergibt sich folgendes Bild:
1 | Baden Baden | 2452 |
2 | Schwäbisch Hall | 2405 |
3 | Bad Königshofen | 2337 |
4 | Deizisau | 2307 |
5 | Hamburg | 2277 |
6 | Rodewisch | 2268 |
7 | Solingen | 2265 |
8 | Hemer | 2200 |
9 | Harksheide | 2196 |
10 | Freiburg | 2081 |
11 | Kreuzberg | 2019 |
12 | Chemnitz | 1973 |
Nun zu den Mannschaften im Einzelnen, richtig große Änderungen gab es nicht, aber schon die ein oder anderen Neuzugänge und Wechsel.
SC Bad Königshofen: Kaum Änderungen beim Titelverteidiger. Das Schweizer Toptalent Mariia Manko rückt in der Aufstellung weit vor, ansonsten setzt man weiterhin auf die polnische Achse.

OSG Baden-Baden: Neu im Team ist Alina Kashlinskaya, die allerdings die letzten Jahre in Schwäbisch Hall kaum spielte, es bleibt abzuwarten, ob das in Baden-Baden anders sein wird. Aus Rodewisch kommt Stavroula Tsolakidou, von ihr sind sicher mehr Einsätze zu erwarten. Nicht mehr im Team ist nach vielen Jahren Antonaeta Stefanova. Vorne ist Baden-Baden mit den beiden Inderinnen Divya Desmukh, die kürzlich den Worldcup gewonnen hat, und Ramehbabu Vaishali bärenstark, es bleibt abzuwarten, wie oft beide spielen. Die deutschen Nationalspielerinnen Dinara Wagner, Elisabeth Pähtz und Josefine Sarfali (vormals Heinemann) tauchen erst relativ weit hinten auf, werden aber sicher wie jede Saison zum Stamm gehören, auch wenn Elisbeth Pähtz ja nach ihrem Rücktritt aus der Nationalmannschaft schachlich kürzer treten will.

SK Schwäbisch Hall: In der letzten Saison war man erstmals seit dem Bundesliga-Aufstieg 2014 mit Platz Drei schlechter als Zweiter. Weiterhin setzt man auf die georgische Achse, neu im Team sind einige junge Spielerinnen, darunter die 16-jährige Anastasia Kirtadze, die bei der Frauen-EM in Rhodos mit 6/7 startete, bevor ihr dann etwas die Luft ausging. Nicht mehr im Team ist unter anderem Alina Kashlinskaya, die in den letzten Jahren fast nicht spielte, zurück nach ihrer Babypause ist Meri Arabidze, die Brett 1 übernimmt. Weiterhin zum Stamm gehören natürlich die altgedienten Deimante Cornette, Irina Bulmaga und Ekaterina Atalik.

SF Deizisau: Deizisau ist wieder eine ziemliche Wundertüte. Wenn das Team seine Topspielerinnen ans Brett bekommt, kann man gegen jede Mannschaft der Liga bestehen, nur war das in den letzten beiden Jahren selten der Fall. Änderungen gibt es im Team um Nationalspielerin Hanna Marie Klek wenige, neu im Team ist Elina Sedina aus Italien, weit vor rückt die französische Nachwuchsspielerin Manon Schippke, die aber noch auf ihr Bundesligadebüt wartet.

Hamburger SK: Auch Hamburg kämpfte in der letzten Saison häufig mit Aufstellungsproblemen und war gerade in der letzten Saison eine ziemliche Wundertüte. Mit 5 Spielerinnen schlug man Schwäbsich Hall, in der bedeutungslosen letzten Runde musste auch Meister Bad Königshofen dran glauben. Dafür verlor man unter anderem gegen Harksheide. Am Ende war daher nicht mehr als Platz 4 drin. Gerade bei Hamburg 2 sieht man, dass sich diese Saison in der Hansestadt einiges ändern muss: Die Zweitligamannschaft trat fast nie komplett an und stieg folgerichtig ab. Mit der 14-jährigen Schweizerin Or Shatil hat man ein Toptalent neu im Team, außerdem neu im Team Eline Roebers jüngere Schwester Bregie. Nicht mehr gemeldet ist Melanie Lubbe, die mit ihrem beruflich bedingten Karriereende Ernst macht, in den Schlussrunden in Deggendorf half sie ja nochmal durchaus erfolgreich aus.
Rodewischer Schachmiezen: Rodewisch ist neben Hamburg das Bundesliga-Urgestein schlechthin. Man verlor Stavroula Tsolakidou an Baden-Baden, neu im Team dafür Marina Brunello aus Italien. Außerdem neu ist mit Tereza Rodshtein ein weitere Tschechin. Auch Rodewisch ist an einem guten Tag alles zuzutrauen, gerade Bad Königshofen kann ein Lied davon singen, nicht nur einmal beerdigte man gegen Rodewisch seine Titelchancen.
SG Solingen: Erst auf Platz 7 taucht die SG Solingen aus, gefühlt ist das Team um Kateryna Dolzhykova, Machteld van Foreest und Annmarie Mütsch aber stärker. Solingen setzt an den hinteren Brettern auch immer auf die eigenen Nachwuchsspielerinnen. Neu im Team: Marharyta Khrapko, die aus München kam.
SV Hemer: In der letzten Runde schaffte man gerade so noch den Klassenerhalt, nachdem man die ganze Saison mit Aufstellungsproblemen kämpfte. Wenn man diese in der kommenden Saison in den Griff bekommt, sollte der Klassenerhalt kein Problem sein. In der Aufstellung gibt es wenig Änderungen, mit der Georgierin Kesaria Megladze hat man ein absolutes Toptalent in seinen Reihen, sie spielt kommende Saison an Brett 2. Außerdem wird man sehen, wie sich Lilian Schirmbeck entwickelt, die mit 12 Jahren schon eine Elo von über 2000 hat.

TuRa Harksheide: Die Norderstedterinnen sind vorne sehr stark besetzt, neu im Team ist Katerina Bräutigam, die von Absteiger Dippoldiswalde kam. Wenn die Topspielerinnen, unter ihnen Nationalspielerin Lara Schulze, in den entscheidenden Spielen dabei sind, sollte der Klassenerhalt gelingen.
SK Freiburg Zähringen: Die Freiburgerinnen schafften auf den letzten Drücker den überraschenden Bundesliga-Aufstieg und werden versuchen, mit ihrem Stamm um Bettina Trabert, Barbara und Sarah Hund den Klassenerhalt zu schaffen.
SC Kreuzberg: Die Berlinerinnen werden es schwer haben, die Klasse zu halten. Neu im Team an Brett 1: Sonja Maria Bluhm, mal sehen, ob sie wieder etwas mehr als in den letzten Jahren spielen wird.

Chemnitzer SC: Der dritte Aufsteiger ist das Elo-Schlusslicht der Liga, auch hier wäre der Klassenerhalt eine große Überraschung. Mit Dippoldiswalde ist ein „Familienteam“ abgestiegen, dafür kommt ein neues dazu: Gleich dreimal taucht der Name Czäczine in der Aufstellung auf. Auch hier blieb das Aufstiegsteam mehr oder weniger zusammen.
Die Saison startet am 20.09.2025 und geht am 19.04.2026 zu Ende. Eine gemeinsame zentrale Endrunde mit der Schachbundesliga wird es nicht geben, da die Berliner Location der Endrunde der Schachbundesliga (hier wird vom 24.-26.04.2026 gespielt) nicht genug Platz bietet. Aber es gibt berechtigte Hoffnungen, dass es wieder eine zentrale Endrunde der Frauen geben wird, dazu sicher in Kürze mehr.
Die Frauenbundesliga ist wieder eine spannende Mischung zwischen den besten deutschen Spielerinnen und ausländischen Weltklassespielerinnen, außerdem tauchen ausgesprochen viele nationale und internationale Nachwuchsspielerinnen in den Mannschaften auf. Die absolute Weltklasse fehlt mit wenigen Ausnahmen, da die Musik im Frauenschach wie auch bei den Männern inzwischen zunehmend in Asien spielt, und hier sind die Reisezeiten einfach zu lang und die Flugkosten zu hoch.
Alle Aufstellungen und den Terminplan der Frauenbundesliga gibt es hier.