
Neuer Deutscher Meister in der Frauenbundesliga ist der SC Bad Königshofen. Nach einer überlegenen Saison mit Siegen gegen Topfavorit OSG Baden-Baden und Titelverteidiger Schwäbisch Hall ließ das Team aus Unterfranken um Spitzenbrett und Blitzschach-Europameisterin Aleksandra Maltsevskaya (Polen) und die deutsche Nationalspielerin Jana Schneider nichts mehr anbrennen und stand schon vor der letzten Runde als Meister so gut wie fest, fehlte doch nur noch ein halber Punkt. Vielleicht ließ man es deswegen auch etwas langsamer angehen, jedenfalls gab es ohne die beiden polnischen Neuzugänge Karina Cyfka und Klaudia Kulon ein 2,5-3,5 gegen Hamburg. Topscorerin Karina Cyfka musste zu einem Familienfest nach Polen, und Klaudia Kulon fuhr noch am Vorabend einmal quer durch Deutschland, um ihrer Mannschaft Kirchweyhe 2 zu helfen, den Aufstieg in die zweite Bundesliga im Stichkampf gegen Lübeck zu sichern, was auch gelang. Auch Jana Schneiders Sieg gegen die starke Niederländerin Eline Roebers in einer tollen Partie reichte nicht für den neuen Meister.
Im tabellarisch bedeutungslosen, aber doch prestigeträchtigen Aufeinandertreffen von Schwäbisch Hall und Baden-Baden gab es keinen Sieger. Man merkte den Spielerinnen schon an, dass es um nicht mehr so viel ging, und so endeten die ersten 3 Bretter recht schnell remis, und die anderen Bretter folgten, ohne dass in den Partien richtig viel los war. Auch die Neuauflage der letzten Runde der Europameisterschaft zwischen Irina Bulmaga und Mai Narva, die dort Silber und Bronze gewonnen hatten, endete remis. Offenbar war die nach wenigen Zügen entstandene ungewöhnliche Stellung in einem c3-Sizilianer beiden nicht so richtig geheuer. Als Letztes endete das Großmeisterduell zwischen Nino Batsiashvili und Alexandra Kosteniuk remis.
Baden-Baden wurde hinter Bad Königshofen Zweiter, Schwäbisch Hall landete am Ende auf Platz 3 und damit nach einer durchwachsenen Saison immer noch auf dem Podium.
Absteigen müssen Bayern München, Dippoldiswalde und Löberitz. Bayern München schaffte mit einem 3-3 gegen Deizisau noch einen Achtungserfolg, nachdem die Münchener Damen am Vorabend auch erfolgreich am Schießstand des Deggendorfer Volksfestes gewesen waren.

Dippoldiswalde war gegen Solingen beim 1-5 chancenlos, der durchaus mögliche Klassenerhalt war schon in den beiden letzten äußerst knapp und unglücklich verlorenen Runden vergeben worden. Dramatisch war es zwischen Hemer und Löberitz. Honorata Kucharska war die Matchwinnerin zum Klassenerhalt durch ihren Sieg gegen Laura Rogule an Brett 1, am Ende gewann Hemer, vor der Endrunde noch Tabellenletzter, mit 4-2 und hievte sich noch auf den rettenden Platz 9. Aufgestiegen in die Frauenbundesliga sind Kreuzberg, Chemnitz und Freiburg-Zähringen. Man muss sagen: in den letzten Jahren ist die Frauenbundesliga gerade in der Breite deutlich stärker geworden. Gerade für den deutschen Nachwuchs, der zu einem Großteil bei kleineren Vereinen spielt und dort auch regelmäßig zum Teil an vorderen Brettern zum Einsatz kommt, ist die Bundesliga eine tolle Gelegenheit, gegen internationale Topspielerinnen antreten zu können und dabei die ein oder andere Überraschung zu schaffen. So schlug zum Beispiel in dieser Saison Svenja Butenandt an Brett 1 von Bayern München die polnische IM Julia Antolak und erreichte ein Remis gegen die starke griechische IM Stavroula Tsolakkidou und gegen Exweltmeisterin Alexandra Kosteniuk. Charis Peglau aus Dippoldiswalde gelang ein Sieg gegen die deutsche Nationalspielerin Hanna Marie Klek.
Preis für die besten Spielerinnen der Frauenbundesliga
Der Preis für die beste Spielerin und die beste Nachwuchsspielerin (U23) wird ab dieser Saison als Franz-Jittenmeier-Gedächtnispreis vergeben im Andenken an den Gründer und Betreiber des Schachtickers, der Ende 2024 verstorben war. Die Kriterien waren wie in den letzten Jahren, der Preis wurde dieses Jahr zum 11. Mal vergeben, das beste Ergebnis in Prozent bei mindestens 8 gespielten Partien. Bei Punktgleichheit entscheidet der bessere Gegnerschnitt.

Der Preis für die beste Spielerin ging an Karina Cyfka vom neuen deutschen Meister Bad Königshofen mit 8 Punkten aus 9 Partien. Sie konnte aufgrund einer Familienfeier in der letzten Runde nicht mehr antreten und war damit nicht mehr abzufangen. Der Preis für die beste Nachwuchsspielerin entschied sich in der direkten Partie zwischen Jana Schneider (Bad Königshofen) und Eline Roebers (Hamburg). Jana Schneider konnte die Partie eindrucksvoll gewinnen und sicherte sich so den Nachwuchspreis.
Schachbundesliga
In der Schachbundesliga waren fast alle Entscheidungen schon vor der letzten Runde gefallen. Als Meister stand Düsseldorf schon eine Runde vor Schluss fest. Absteigen müssen neben Kiel, das seine Mannschaft vor Saisonbeginn zurückgezogen hatte, Mülheim Nord und Aufsteiger Bad Mergentheim. Aufsteiger in die Bundesliga sind Wolfhagen, Zugzwang München und die SF Berlin.
Siegerehrungen
Am Ende der gelungenen Veranstaltung in Deggendorf stand die Siegerehrung beider Bundesligen, auf die man einige Zeit warten musste, bis der Baden-Badener Topsorer der Schachbundesliga Bennet Hagner auch seine letzte Partie im Damenendspiel gewonnen hatte. 9/10 mit GM-Norm sind für einen 17-Jährigen schon ein Ausrufezeichen. Die Siegermannschaften der Frauenbundesliga
…und die Sieger der Schachbundesliga
Hier können die Partien der Frauenbundesliga und der Schachbundesliga nachgespielt werden. Alle Ergebnisse und die Tabelle der Frauenbundesliga und der Schachbundesliga gibt es hier. Noch mehr Bilder gibt es auf der Seite des SK Schwäbisch Hall.
Ich habe mir gerade noch mal die Mannschaft von Schwäbisch-Hall angesehen. Da sind 16 Spielerinnen aufgestellt ohne eine einzige Deutsche. Nein es stimmt nicht ganz: Sarah Papp ist Deutsche, firmiert allerdings inzwischen unter der Föderation Ungarn, und hat auch nur zwei Partien gespielt. Ich meine, dass es definitiv keine gute Sache ist, wenn eine Mannschaft in der Frauenbundesliga um die Meisterschaft spielt, ohne irgendeinen Bezug zu Deutschland herzustellen (außer den Vereinsnamen und dass der Käptn Deutscher ist).
In dem Zusammenhang muss man vor allem Baden-Baden loben, die immerhin fünf deutsche Spielerinnen in der Aufstellung haben, die auch zum Einsatz gekommen sind. Und auch Bad Königshofen spielt immerhin mit Jana Schneider und Tatjana Melamed.
Mir ist durchaus bewusst, dass die Spielerdecke bei starken deutschen Spielerinnen eher dünn ist, aber das sollte nicht so weit gehen, dass Mannschaften ganz ohne deutsche Spielerinnen überhaupt zur Liga zugelassen werden. Das ist meine Meinung zu dem Thema. Auf den Antrag den ich zum nächsten Bundeskongress in Paderborn gestellt habe (für die zweite Bundesliga der Männer), wird verwiesen.