
Bei einem Open in Prag konnte der junge FM Christian Glöckler heute einen ganz besonderen Triumph feiern:
Mit 7 Punkten aus 9 Runden erreichte er seine dritte Norm für die Erlangung des Titels eines Internationalen Meisters. Gleichzeitig erzielte er einen ELO-Zuwachs, der ihn erstmals über die wichtige Grenze von 2400 bringt. Damit sind alle Voraussetzungen für die Titelverleihung erfüllt. Bis dies auch formell soweit ist, muss die FIDE die Ernennung vollziehen.
Hier der Link auf die Abschlußtabelle.
Besonders mitfreuen wird sich Großmeister Thomas Paehtz, der mit Christian bereits seit einiger Zeit trainiert.
Christian Glöckler, der aus der Nähe von Limburg/Lahn stammt und jetzt für einen Wiesbadener Schachverein antritt, gehört dem Jahrgang 2011 an. Bereits mit 11 Jahren wurde er FIDE-Meister und nun mit 14 Jahren Internationaler Meister. Er ist mit Sicherheit einer der jüngsten deutschen Spieler, der es jemals zu diesem zweithöchsten Titel gebracht hat. Einen sehr herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung!
Gefördert wurde (IM) Glöckler sowohl über die Weissenhaus Schachakademie (im Jahr 2024) als auch seit 2024 vom Münchner Immobilienunternehmer Roman Krulich. Von Christian werden wir sicher noch viel hören!
Ich wurde im Mai 2023 erstmals auf Christian Glöckler aufmerksam – im Stichkampf um den Klassenerhalt in der Verbandsliga (zweite Liga in Hessen) hätte ich womöglich gegen ihn gespielt und staunte nicht schlecht, wer der Spieler mit damals DWZ 2232 (im Saisonverlauf stark verbessert) gewesen wäre. [Dass wir, SC Fulda 2, danach erst den Stichkampf absagen mussten und dann wegen Rückzug des SV Griesheim doch noch ein Jahr Verbandsliga spielen durften ist ein anderes Thema]
Christian Glöckler wechselte dann aus Lindenholzhausen (Stadtteil von Limburg) zu „dem“ Wiesbadener SV 1885, bester Verein in erreichbarer Nähe (etwa 50km ab Limburg). Es gibt in Wiesbaden und Vororten noch andere Vereine aber das ist offenbar der bei weitem größte oder jedenfalls beste (und älteste?) und der einzige mit diesem Namen. Da spielt er in der Oberliga (erst Ost, nun Südwest) an Brett 1 vor GM Khenkin – erste Saison 5.5/11, zweite Saison wird wahrscheinlich besser (aktuell 5.5/6).
Auf die Schnelle: Keymer wurde mit 13 IM, Donchenko wie Glöckler mit 14 (oder sie waren jeweils noch 13, wer zum Zeitpunkt des Titels ein paar Monate jünger war/ist habe ich nicht recherchiert). Das war’s anscheinend in Deutschland – der etwa gleichaltrige (ebenfalls *2011) Hussain Besou hat aktuell Elo 2362 und zwei IM-Normen.
Schöne Grüße aus (Ost)Hessen nach München!
Nach Rücksprache mit seinem Trainer Thomas Pähtz wird Christian erst im November 14 Jahre alt. Bis dahin ist er sicher IM, sodass er tatsächlich bereits mit 13 Internationaler Meister sein wird. Auch seine Elozahl ist erstaunlich, denn in der nächsten Liste wird er über 2400 haben, wenn er dazwischen kein Minusresultat hat. Wenn ich an meine eigene Entwicklung denke, dann hatte ich diese Zahl erst mit 22 Jahren. Natürlich haben sich die Zeiten in den letzten 40 Jahren geändert, aber es ist trotzdem sensationell! Erstaunlicherweise ist er aber mit seiner Zahl noch nicht unter den 10 Besten der Welt in seiner Altersgruppe. Dort stehen Namen wie GM Erdogmus, IM Faustino Oro und IM Ethan Vaz an der Spitze.
Entscheidend ist dabei aus meiner Sicht, wann man alle Voraussetzungen für den Titel erfüllt hat – nicht wie lange es dann noch dauert bis die FIDE es offiziell bestätigt (generell Formsache). Ich wurde nun doch neugierig:
Keymer, Jahrgang 2004 und Geburtstag ebenfalls im November, erzielte seine dritte IM-Norm bei der Deutschen Meisterschaft Ende Juni 2017. Elo 2400+ hatte er bereits seit September 2016, demnach wurde er mit 12 IM (FIDE hat es dann im Oktober, auch noch vor seinem 13. Geburtstag, bestätigt).
Donchenko wurde am 22. März 1998 geboren und erfüllte alle Voraussetzungen für den IM-Titel Ende März 2012, also kurz nach dem 14. Geburtstag. Das Besondere bei ihm: drei IM-Normen innerhalb von fünf Wochen (Open in Frankreich, ebenfalls Deutsche Meisterschaft und Europameisterschaft, 14. Geburtstag während dem dritten Turnier) – Elo 2400 hat er, wie Glöckler, parallel zur dritten Norm geknackt.
Es kann also schon seit gut 10 Jahren schneller gehen als früher beim Jugendlichen/jungen Erwachsenen Gerald Hertneck. Ob es mittelfristig bedeutet, dass Glöckler „mehr als Donchenko und weniger als Keymer erreichen wird“, dafür ist es nun wirklich noch zu früh …. . Jedenfalls ist/wird er nun offenbar der zweitjüngste deutsche IM aller Zeiten, es sei denn ich habe jemand übersehen (die anderen ehemaligen Prinzen habe ich überprüft). International ist es tatsächlich „nicht sooo sensationell“, Ausnahmespieler sind da Erdogmus (bereits GM) und der noch jüngere Faustino Oro.