Der 35. Live-Schachtalk der Chess Tigers bot diesmal eine Mischung aus Anekdoten und ganz viel Leidenschaft. Zu Gast war Hartmut Metz – Journalist, langjähriger Schachschreiber, Tischtennisliebhaber und wandelndes Archiv schachlicher Kuriositäten. Gemeinsam mit Michael Busse und Jonathan Carlstedt entspann sich wieder einmal ein interessantes und kurzweiliges Gespräch
1. Ein „Matt in acht“ und der erste große Betrugsfall
Gleich zu Beginn erinnerte Hartmut an einen der bizarrsten Fälle der deutschen Schachgeschichte: den Fall Clemens Allwermann. Als Amateur verkündet er übermütig nach der Partie ein „Matt in acht“. Daraufhin wurden einige hellhörig, und Metz überführte Allwermann des Betruges mithilfe des ChessBase-Programmes Fritz.
2. Von Kortschnoi bis Fischer – Geschichten, die bleiben
Hartmut hat es geschafft, Viktor Kortschnoi nicht nur persönlich erlebt zu haben, sondern gegen ihn sogar zu gewinnen.

Mit einem einzigen Wort – Karpov – konnte man ihn zum Reden bringen. Die Mischung aus Genialität, Sturheit und Leidenschaft war einzigartig. Bemerkenswert ist auch die Geschichte, wie Hartmut Metz dazu beitrug, dass der Manager von Leko und Kramnik (Carsten Hensel) einen Sponsor für die Schach-WM zwischen den beiden Spielern in Brissago 2004 fand.
Ebenso lebendig blieb Hartmut eine Reise nach Rejkjavik mit einem Besuch von Bobby Fischers Grab in Erinnerung. Und dass ein Weltmeister (Ding Liren) ausgerechnet im badischen Muggensturm einen georgischen Tiramisu isst, ist auch so eine Geschichte, die nur Hartmut erzählen kann.

3. Sindarov und der Blick nach Usbekistan
Der Talk streifte danach die neue Generation: Sindarov, Keymer, die Ergebnisse des FIDE World Cups und die Schachkultur Usbekistans. Sindarov bekam vom Präsidenten Usbekistans einen Ehrentitel und eine Dreizimmerwohnung geschenkt. Für Michael war das hart an der Grenze zur Propaganda, doch Hartmut und Jonny waren sich einig: In vielen Ländern der ehemaligen Sowjetunion genießt Schach weit mehr Anerkennung als in Deutschland. Talente werden gefördert, Strukturen aufgebaut, Trainer finanziert.
Hartmut machte eine einfache Rechnung auf: Wenn jedes Mitglied in Deutschland 10 € mehr zahlen würde, hätte der DSB eine Million zusätzlich. Davon könnten Trainer bezahlt, Talente gefördert und internationale Ambitionen ernsthaft unterstützt werden. Doch die Funktionäre, so Hartmut, wehren sich bereits bei 50 Cent Beitragserhöhung.
4. Schachpolitik: Führungskrise im Verband?
Einen großen Block nahm die aktuelle Lage im Deutschen Schachbund ein. Nach der von Michael Langer ausgerufenen „Vertrauenskrise“ erfolgte nun eine Einigung: Ingrid Lauterbach tritt im August als Präsidentin ab. Der Talk bewertete den Kompromiss als positiv. Er bringt Planungssicherheit und versetzt die amtierende Präsidentin in die Lage, auf positive Ergebnisse zurückzublicken. Denn schachlich ist Deutschland so stark wie lange nicht, was sich am EM-Titel von Matthias Blübaum und dem Weltranglistenplatz Nr. 4 von Vincent Keymer zeigt.
5. Ivanchuk, Shirov und die Sehnsucht nach einem Legendenturnier
Einer der schönsten Teile des Talks war der Block über Vasilij Ivanchuk.
Ein Genie, verpeilt und liebenswert.
Vor ein paar Tagen bei der Schnellschach-EM schrammte er wieder knapp an einem großen Titel vorbei – weil er in Gewinnstellung auf Zeit verlor.
Seine berühmte „fast verpasste“ Siegerehrung, weil er lieber Dame spielte, wurde im Chat gefeiert. Hartmut wünscht sich ein Turnier, in dem auch ältere Legenden wie Ivanchuk oder Shirov neben den Top-Ten spielen dürfen. Auch Arkadij Naiditsch, ein Garant für klare Meinungen und entschiedene Partien, wäre aus Hartmuts Sicht gesetzt.
6. VIP-Reise und ein Ausblick auf die Turniersaison
Zum Schluss folgte der Blick nach vorn: Die Chess Tigers haben eine einmalige VIP-Reise zum Bundesliga-Finale im Adlon geschnürt – inklusive Kaminabend, Fotos mit Starfotograf Sven Bonhage, Analysen und Rundum-Betreuung. Bis Jahreswechsel gilt ein Einführungspreis.
Dazu gibt es die Ausschreibung für das Baden-Badener Faschingsopen im Kulturhaus LA8 – einem der schönsten Turniersäle Deutschlands.
Zum Schluss die Frage, die inzwischen wieder fast täglich gestellt wird: Findet das grenke Open auch 2025 wieder statt? Dafür gibt es keine Garantie, doch wer Sven Noppes kennt, der weiß, dass hinter den Kulissen alles dafür tut, damit das größte Schachturnier Europas auch 2025 wieder über die Bühne geht.
Fazit
Ein Talk voller Anekdoten, Nostalgie und kluger Beobachtungen. Genau so, wie man es sich mit einem Gast wie Hartmut Metz wünscht.
Zum ausführlichen Talk:
Vielen Dank, dieser Austausch war wirklich sehr unterhaltsam!