Franz Jittenmeier. Photo: privat
Franz Jittenmeier, der Gründer und langjährige Motor des Schachtickers, hinterließ mit seinem Tod vor einem Jahr in der deutschen Schachszene eine Lücke, die sich nicht schließen lässt. Sein Name bleibt untrennbar mit der Idee verbunden, Schachnachrichten täglich, leidenschaftlich und aus Liebe zum Spiel zu verbreiten.
Leben und Persönlichkeit
Franz Jittenmeier wurde 1940 im Ruhrgebiet geboren und widmete der zweiten Hälfte seines Lebens dem Schach, zunächst als Spieler, und zwar als publizistischer Begleiter der Szene. Er galt als bodenständig, oft sehr direkt und zugleich herzlich, ein Mensch, der lieber anpackte als große Worte zu machen und für viele Weggefährten zu einem Freund wurde.
Der Schachticker als Lebenswerk
Mit dem Schachticker schuf Franz Jittenmeier eine der prägenden deutschsprachigen Schachseiten, die über fast drei Jahrzehnte hinweg Turniere, Personen und Debatten sichtbar machte. Tag für Tag sammelte, redigierte und veröffentlichte er Meldungen, oft im Alleingang, und machte den Schachticker zu einer festen Anlaufstelle für Schachfreunde im ganzen Land. Im Lauf der Zeit wurde die Anzahl der redaktionellen Mitarbeiter immer größer. Für seine Verdienste als Betreiber einer bedeutenden Schachseite im Internet wurde er 2015 vom Deutschen Schachbund mit dem Deutschen Schachpreis geehrt, eine Auszeichnung, die sein jahrzehntelanges Wirken würdigte.
Besonders bemerkenswert war, dass er noch im Alter von über 80 Jahren sich intensiv mit neuen technischen Entwicklungen auseindersetzte, und zwar vor allem der aufkommenden künstlichen Intelligenz und den Bildgeneratoren. Keiner verstand es so meisterhaft wie er, der KI schachlich passende und oft auch lustige Bilder zu entlocken. Er nutzte auch die KI, um Beiträge zu veröffentlichen, was ihm viel Arbeit abnahm.
Dabei scheute er auch keine Konflikte und setzte sich zeitweise sowohl kritisch mit dem Deutschen Schachbund und Verhaltensweisen von Spielern auseinander, die er nicht schätzte. Zum Beispiel stand er den Eskapaden von Weltmeister Magnus Carlsen nach Verlustpartien sehr kritisch gegenüber. Ja mit Franz Jittenmeier konnte man sich auch ganz schön zoffen, wenn man unterschiedlicher Meinung war, in diesem Sinn war er wohl nicht der größte Feingeist!
Dazu befragt, wieso er sich auch im hohen Alter noch die Arbeit machte, die ihm durchaus Energie abforderte, meinte er: man hat auch im Alter noch etwas Sinnvolles zu tun! Dazu kam dass er sich vor dem Computer am wohlsten fühlte, und das Haus nur noch zum Einkaufen verließ.
Vermächtnis und Erinnerung
Auch nach seinem Tod zu Weihnachten 2024 bleibt der Einfluss Franz Jittenmeiers spürbar, weil sein Wirken uns inspirierte, das dokumentarische Erbe des Schachtickers zu bewahren. Die Tatsache, dass mit dem Schachkicker eine neue Plattform entstand, um sein Vermächtnis fortzuführen, zeigt, wie nachhaltig sein Beispiel wirkte und wie sehr sein Name mit lebendiger Schachkultur verbunden bleibt. Mit Franz Jittenmeier verliert das deutsche Schach einen unermüdlichen Arbeiter im Hintergrund, dessen Herz für jede Partie, jede Meldung und jede Initiative schlug. Sein Vermächtnis lebt in den Erinnerungen derjenigen weiter, die er begleitet hat, und in der Idee, dass Schach mehr ist als ein Spiel – nämlich eine Gemeinschaft, der er sein Leben lang treu geblieben ist.