
Bei Sichtung des Stands des Münchner Opens, das heute in die letzte Runde geht, fiel uns ein Spieler auf, von dem noch wenig bekannt ist, der aber die ganze Zeit vorne lag, und mit 7 aus 8 Punkten in optimaler Position ist, das Turnier heute zu gewinnen. Sein Name Elmar Alham, seine Föderation Norwegen, sein Alter 20 Jahre, und sein Rating 2589, und da er derzeit 16 Punkte im Plus liegt, überspringt er wohl in der nächsten Liste die ersehnten Elo 2600. Und das in einem durchaus achtbaren Teilnehmerfeld mit zehn starken Großmeistern!
Seine Entwicklung verlief rasend schnell, 2022 wurde er zum Internationalen Meister ernannt, und 2024 bereits zum Großmeister. Schon im November 2023 mit 18 Jahren hatte er 2586 Elo, fiel dann jedoch wieder ein bisschen runter.
Wo liegt also das Geheimnis seines Erfolgs? Er spielt einfach ein Turnier nach dem anderen! Auf Lichess kann man seine beeindruckende Turnierhistorie verfolgen:
Das sind allein in dem Jahr schon 10 Turniere, und natürlich war er auch in New York bei der Blitz- und Schnellschachweltmeisterschaft dabei!
Natürlich gibt es noch jüngere Talente wie Faustino Oro, Yagiz Erdogmus oder auch unseren Christian Glöckler, die alle steil auf dem Weg nach oben sind.
Aber trotzdem ist sein Aufstieg bemerkenswert. und wir werden seine Entwicklung im Auge behalten!
Elo fast 2600 mit 18 Jahren ist durchaus beachtlich, sehr selten ist es dabei nicht: Aktuell haben in der Junioren-Weltrangliste vier Spieler im Alter von 18 oder jünger 2600+: neben Erdogmus auch der „andere junge Türke“ Ediz Gurel sowie Abhimanyu Mishra (jüngster GM aller Zeiten, zuletzt stagniert er tendenziell) und Marc’Andria Maurizzi. Ivan Zemlyanskii (*2010, Russe und vielleicht deshalb nicht so oft erwähnt) hat aktuell 2585. Es gibt noch eine Reihe Spieler – nicht nur Gukesh und Praggnanandhaa – die mit unter 18 bereits Elo 2600 hatten.
Tendenz bei Elham Amar aus meiner Sicht: durchaus starker immer noch junger Spieler, der als Vielspieler zuletzt ein paar erfolgreiche Monate hatte – aber eher nicht bisher übersehenes Supertalent und potentieller Weltklassespieler.
Sein Turniersieg in München (nach Wertung vor Safarli) steht nun fest. Wesentlicher Faktor war, dass er Elofavorit Alekseenko aus jedenfalls schlechter Stellung heraus beschummelt hatte. Man kann ihm da vielleicht Absicht unterstellen, d.h. die Falle war bewusst. Und dann entglitt Alekseenko die Partie noch komplett – heute verlor er auf grob ähnliche Art und Weise gegen Safarli. Leonardo Costa agierte in seinem ersten Turnier als „nun definitiv demnächst offiziell GM“ auch recht unglücklich.
Amars anderer Sieg gegen einen starken GM, gestern Demchenko in Runde 8, war auch „nicht ganz souverän bzw. mit kräftiger gegnerischer Hilfe“, wobei er da nie schlechter stand und Komplikationen mit einem vorübergehenden Figurenopfer selbst inszenierte. Das spätere Turmendspiel war dann trotz zwei Mehrbauern für Amar vorübergehend wieder Remis aber Demchenko konnte es nicht beweisen. Etwas Glück war für Amar durchaus dabei – 15 Elopunkte weniger (Niederlage gegen Alekseenko, Remis gegen Demchenko) war denkbar.
Wir gratulieren zum gefühlt 100. Kommentar auf dem Schachkicker von Thomas Richter der angenehm mit der Vielzahl der Beiträge des Autors kontrastiert, die bisher veröffentlicht sind, nämlich genau einem!