
Symbolbild: Stärkste Spielerin der Welt. Photo KI Gemini
Auf dem Lichess Blog, den wir immer gerne lesen, ist ein interessanter Beitrag erschienen, der untersucht, wer die erfolgreichsten Frauen in der Schachgeschichte sind bzw. waren. Übrigens veröffentlicht der leider namentlich nicht genannte Autor auch auf Twitter Nachrichten zum Frauenschach unter dem Tital Women’s chess coverage.
Wir haben über die KI nachgeforscht: konkrete Angaben zum Betreiber hinter „Women’s Chess Coverage“ lassen sich nicht finden. Der Account scheint von Einzelpersonen oder einer kleinen Gruppe betrieben zu werden, die sich für die Sichtbarkeit und Berichterstattung im Frauenschach engagieren.
Doch zurück zum Artikel. Der Gedanke ist ganz einfach: die stärksten Frauen der Welt sind diejenigen, die Siege gegen die stärksten männlichen Spieler der Welt errungen haben. Und als die stärksten Männer der Welt werden diejenigen definiert, die Mitglied der Top 30 der Welt sind oder waren.
Das Ergebnis zu Platz 1 ist keineswegs überraschend, wir alle kennen diese Spielerin, sie ist natürlich GM Judit Polgar! Sie steht mit 76 Siegen gegen Weltklassegroßmeister ganz klar auf Position 1 der Liste, und darf sich damit GOAT nennen – also greatest of all time der Frauen! Judit Polgar hat sich leider vor etwa 10 Jahren vom aktiven Schach zurückgezogen, und ist nun in Ungarn als Schachpromoterin tätig, wo sie ebenfalls sehr erfolgreich ist. In ihrem Facebook-Profil bezeichnet sie sich wie folgt: „The greatest female chess player of all time. Ambassador of Chess in Education, European Chess Legend, and member of the World Chess Hall Of Fame.“ Bescheiden klingt das nicht gerade, aber in dem Fall wollen wir es ihr nachsehen, denn sie ist wirklich eine Ausnahmeerscheinung in der Welt des Schachs!
Doch schon beim zweiten Platz wird es spannend, denn hier liefern sich zwei Spielerinnen ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Altmeisterin Vera Menchik und die Chinesin GM Hou Yifan!
Laut Auswertung in dem Artikel hat Vera Menchik genau 11 Partien gegen die Besten ihrer Zeit gewonnen, und Hou Yifan sogar 13 Partien Nur muss man dazu zweierlei bedenken: zur Zeit von Vera Menchik gab es viel weniger Turniere als heute, und sie hatte eine längere Karriere: ihre Schachkarriere dauerte etwa 23 Jahre – von ihren ersten Erfolgen Anfang der 1920er Jahre bis zu ihrem Tod 1944 durch einen deutschen Bombenangriff auf London.
Die aktive Schachkarriere von Hou Yifan auf hohem Niveau erstreckt sich von 2006 bis mindestens 2025, also über rund 19 Jahre – und sie ist weiterhin aktiv, wenn auch nur gelegentlich. Hou Yifan war von 2010 bis 2017 insgesamt viermal Frauenweltmeisterin und ist seit 2015 (mit einer kurzen Unterbrechung) die Nummer 1 der Frauenweltrangliste.
Aus Sicht des Autors muss man Vera Menchik den Vortritt vor Hou Yifan lassen, denn hätte es vor 100 Jahren so viele Turniere gegeben wie heute, hätte sie sicher auch mehr Weltklasse-Gegner geschlagen! Dazu kommt auch noch, dass im Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945 die Schachaktivität aus verständlichen Gründen reduziert war. Für Hou Yifan spricht allerdings, dass auch sie wahrscheinlich mehr Gewinnpartien hätte, wenn sie nicht ab 2018 ihre schachlichen Aktivitäten nicht stark reduziert hätte, denn im Jahr 2018 sagte sie: „Ich möchte die Beste sein, aber man muss auch ein Leben haben.“ Im Jahr 2020 wurde Hou im Alter von 26 Jahren die jüngste Professorin aller Zeiten an der Universität Shenzhen, wo sie als Professorin an der Fakultät für Leibeserziehung tätig ist, die Schach in ihr Sporttrainingsprogramm aufnimmt.
Somit sind die Medaillenplätze für die besten Spielerinnen aller Zeiten (mit kleinem Fragezeichen beim zweiten Platz, den man auch ex aequo vergeben könnte) wie folgt belegt:
1. GM Judit Polgar |
2. Vera Menchik |
3. GM Hou Yifan |
Danach gibt es laut der Auswertung keine eindeutige Rangfolge mehr. Alle anderen Spielerinnen haben in ihrer gesamten Karriere maximal 4 Partien gegen Weltklassegroßmeister gewonnen, zum Beispiel Maja Tschiburdanidze, Nona Gaprindaschwili, Susan Polgar, Pia Cramling, Xie Jun, usw.
Auf Platz setzt der Autor die regierende Weltmeisterin Ju Wenjun: sie „ist die einzige andere Frau mit mindestens drei Siegen gegen Super-GMs, und sie hat fünf davon, nachdem sie letztes Jahr GM Alireza Firouzja und GM Vincent Keymer besiegt hat.“
Abschließend gibt der ungenannte Autor noch einen interessanten Hinweis:
„Es ist erwähnenswert, dass einer der Hauptgründe, wenn nicht sogar der Hauptgrund dafür, dass Frauen nicht mehr Siege gegen Super-GMs und Top-30-Spieler erzielen, darin besteht, dass sie einfach nicht so oft die Gelegenheit haben, gegen Spitzenspieler anzutreten. Die 13 Frauen, die genau einen Sieg gegen einen Super-GM errungen haben, haben im Durchschnitt nur etwa 8 Partien gegen Super-GMs gespielt, und nur die Russin GM Goryachkina hat mindestens 20 Mal gegen Super-GMs gespielt.“