
Wappen Görlitz
Die Stadt Görlitz und das Osterschachturnier in Görlitz sind immer eine Reise wert! So zumindest lautet die Meinung der vielen Stammgäste, die alljährlich das Turnier und die Stadt besuchen. Heuer fand das Turnier, das vom örtlichen Schachverein Görlitz ausgerichtet wird, bereits zum 39. Mal statt.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es das Turnier bereits gab, als die DDR noch existierte. Denn die Wiedervereinigung ist ja erst 35 Jahre her, und in den Corona-Jahren 2020 bis 2022 fiel das Turnier ganz aus. Das Turnier gibt es also etwa seit Mitte der 80er Jahre.
Doch wo genau liegt eigentlich die architektonisch beeindruckende Stadt Görlitz? Zugegeben in Randlage an der Grenze zu Polen in Sachsen, in der Mitte zwischen den Ortsteilen fließt die Neiße. Auf polnischer Seite liegt Zgorelecz und auf deutscher Seite eben Görlitz. Fährt man so wie der Autor Görlitz von München an, darf man sich auf eine lange Zugfahrt von acht Stunden einstellen.
Görlitz hat heute immerhin rund 57.000 Einwohner. Doch geschichtlich war das noch ganz anders, denn 1949 überschritt die Einwohnerzahl vor allem durch die Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Und im 19. Jahrhundert zog es viele Berliner Pensionäre hierhin. Altstadtfans kommen hier auf ihre Kosten, denn fast jedes Haus ist schmuck saniert, und so reiht sich oft in den Gassen ein sanierter Altbau an den anderen.

Photo: privat
Hier der schöne Rathausturm am zentralen Platz von Görlitz, dem Untermarkt.

So reich verziert sind oft die sanierten Häuserfassaden in Görlitz!

Photo privat
Das Turnier unter Leitung von Thomas Liebs zieht vor allem Teilnehmer aus Sachsen und aus Polen an, aber es ist trotzdem international besetzt. Früher waren es übrigens zwei Turniere – das Äskulap-Turnier und das Apotheken-Turnier, aber seit seit 2023 (?) gibt es nur noch eine Turniergruppe, in der alle Teilnehmer spielen, heuer übrigens rund 150. Das ist natürlich nicht viel im Vergleich zum zeitgleich stattfindenden Grenke-Open, das heuer über 3.000 Teilnehmer*innen hatte aber auch nicht wenig.
Traditionell nehmen an dem Turnier übrigens viele starke Jugendliche teil, und nicht nur die „Schachzwerge“ aus Magdeburg.
Der Turniersaal ist das Jugendhaus „Wartburg“ mit angrenzender Kantine für die Turnierteilnehmer, wo man günstig zu Mittag essen kann. Sponsor des Turniers ist die Firma Birkenstock, die in Görlitz eine Fabrik mit 2.000 Mitarbeitern hat.


Das Turnier wurde eine leichte Beute des ukrainischen IMs Bogdanov, der mit Elo 2530 auch der stärkste Teilnehmer war. Dahinter folgten drei Großmeister, wobei GM Tazbir schon vor dem Turnier für den ausrichtenden Verein verpflichtet wurde.
Beste Frau war die Ärztin Anne Czäczine, die immerhin 5 Punkte holte, und stets sehr kämpferisch am Brett wirkt.
Besonders beeindruckend war die Leistung von IM Egor Bogdanov, der am ersten Brett fünf Großmeister nacheinander hatte, und aus diesen Partien vier Punkte holte.

Ein besonders netter Teilnehmer war der Danziger Wojciech Traczewski, von dem auch Photos im Artikel stammen.
Im nächsten Jahr zu Ostern steht dann also mit dem 40. Turnier ein Jubiläum für die Görlitzer Schachfreunde an, das sie sich redlich verdient haben.