XSL93883 Credit: The Conjuror (oil on panel) (pre-restoration) by Bosch, Hieronymus (c.1450-1516) ©Musee d'Art et d'Histoire, Saint-Germain-en-Laye, France/ Giraudon/ The Bridgeman Art Library Nationality / copyright status: Netherlandish / out of copyright
Bekanntlich kommt es im Endspiel oft auf jeden Zug an. Die folgende Stellung aus der Partie Daniel,D-Hertneck, G vom Open in Görlitz ist fast schon etwas paradox. Schwarz hatte eben Kf6 gespielt, und harrte der Dinge, die da kommen. Viel Hoffnung auf den Sieg machte ich mir nicht mehr, aber man kann ja noch ein bisschen spielen. Nun gut es war wohl unwahrscheinlich, dass Weiß auf e5 abtauschen würde, was die schwarze Bauernstruktur gestärkt hätte. Doch wie kommt Schwarz voran, wenn Weiß sich einfach abwartend verhält? Deutlich in Zeitnot fand Weiß tatsächlich den „einzigen“ Zug, der die Partie verliert, was auch von Stockfish bestätigt wird. Die heutige Frage lautet somit: welchen Zug darf Weiß hier NICHT spielen, oder anders gefragt: mit welchem Zaubertrick gewinnt Schwarz?
Sieht leider so aus, als ob diese Schachaufgabe keinen Anklang bei den Lösern gefunden hat, daher hier die Auflösung: der verbotene Zug lautet 1.Sf3? (was auch in der Partie kam), wonach Schwarz mit 1…Txe3 2.Txe3 f4! ein gewonnenes Endspiel erreicht, und zwar deshalb, weil der Bauer auf b3 mittels Lf5-c2 oder auch Le8-h5 angegriffen werden kann, sodass der Springer ihn von d2 aus verteidigen muss Und danach kann der schwarze König über e5 in die Stellung eindringen. Eine mögliche Abfolge lautet wie folgt:
1.Sf3? Txe3
2.Txe3 f4!
3.Txe8 Lxe8
4.g4 fxg3+
5.Kxg3 Kf5! (nur dieser Zug gewinnt)
6.Sd2 Lh5!
und Schwarz gewinnt
Alternativ
1.Sf3? Txe3
2.Txe3 f4!
3.Td3 Lf5
4.Td2 Te3!
5.Tb2 Le4!
und Schwarz gewinnt.
Hallo Herr Hertneck,
bezüglich Ihrer Befürchtung, dass diese Schachaufgabe wohl keinen Anklang bei den Lösern gefunden hat, kann ich Ihnen daher gerne mitteilen, dass ich diese Aufgabe sehr interessant gefunden und mich auch damit beschäftigt habe. Meine Vermutung, dass Sf3 der Verlustzug ist, hat Stockfish und eine weitere Analyse dann bestätigt.
Aus meiner Sicht also gern weitere ähnliche Artikel und Aufgaben zu Endspiel oder auch Taktik.
Ich denke, wir werden keine regelmäßigen Aufgaben veröffentlichen, weil das nicht unser Fokus ist, in dem Fall hielt ich das Endspiel aber für so bemerkenswert, dass ich nicht darauf verzichten wollte. Außerdem wollte ich damit die Resonanz testen, aber Sie sind leider der Einzige, der geantwortet hat! Falls ich künftig wieder mal eine spannende Stellung habe, werde ich sie gerne veröffentlichen.
Sf3 hatte ich auch im Fokus gehabt, aber keine zwingende Lösung ohne Analysebrett gefunden gehabt.
Bitte weitere Aufgaben, diese war sehr schön.
Ich hatte vergessen, die Partiefortsetzung anzugeben.
1.Sf3? Txe3!
2.Txe3 f4!
3.Te2 Txe2+!
4.Kxe2 Lf5
5.a5 a6
6.h4 h5
und bei Weiß fiel die Zeit
Fall Weiß versucht, mit dem König zum Damenflügel zu gehen, um den b-Bauern zu schützen, ergibt sich folgendes Abspiel:
1.Sf3? Txe3
2.Txe3 f4
3.Txe8 Lxe8
4.Ke2 Lg6
5.Kd2 Le4!
Jetzt droht einfach Lxf3 mit gewonnenem Bauernendspiel
6.Se1 Kf5 usw.
Merkwürdigerweise hatte ich den Schwenk des Läufers nach F5 , g6 nicht im Auge.
Spiele ich morgen nach. 🙂
Eine Bitte:
Die ganzen Schachrätselseiten zielen auf Matt in ein, zwei, drei Zügen ab.
Wie wäre es, Schachrätsel zu veröffentlichen, in denen gefragt wird, ob es hier eine Lösung gäbe, wenn auch nur im Gewinn eines Bauern. Und dann evtl. zu veröffentlichen: Hier exakt gibt es keine Lösung.
Viele Novizen lernen, auf h7 zu opfern, weil sie eine entspr. Aufgabe vorgesetzt bekommen.
Gut wäre es , Aufgaben zu präsentieren, in denen es eine naheliegende „Lösung“ gibt, die aber falsch ist. Das käme einer Partiesituation nahe!!
All die ganzen Puzzles im Netz und in Büchern gehst du ja an, mit dem Wissen, es gibt da Matt in 1, 2, 3.
Solch ein Buch, mit Puzzles, bei denen die Hälfte keine Lösungen haben, wäre deutlich besser.
Ich habe mal KI befragt: Solch ein Buch oder solch eine Seite gibt es nicht!
Interessante Idee, ich habe auch schon oft reine Mattaufgaben als künstlich empfunden. Oder klare taktische Lösungen, die sofort zum Sieg führen – wie häufig kommen die in einer Partie vor? Meist ist es doch ein Ringen um kleine Vorteile, das am Brett passiert. Trotzdem muss ich Sie enttäuschen: auf dem Schachkicker werden eher selten Aufgaben präsentiert werden, da unser Schwerpunkt auf Beiträgen liegt.
Das muß auch nicht unbedingt sein. Offenbar trainieren heutige Topspieler mit einem Puzzlerush, in dem es um schnelle Erkennung von Motiven – für Blitzpartien – geht.
Ihre Lösung, den Läufer auf eine andere Diagonale zu hieven (man will ja ständig auf a4 opfern..), erinnert mich an eine Partie von Carlsen im Grenke:
https://www.chess.com/events/2025-grenke-chess-festival-freestyle-open/08/Mamedov_Rauf-Carlsen_Magnus
30. …Tc6!
Dieser Lift von c8 nach c6 überraschte mich, ist m.E. der Gamechanger.