Juni 27, 2025

11 thoughts on “DSB und DSJ zum Thema Transfrauen

  1. Liebe Schachfreunde, die Chefredaktion bittet vorsorglich um sachliche Diskussion zu diesem äußerst kontroversen Thema! Im Interesse der Betroffenen, aber auch im Interesse des Schachkickers, der sich stets einem offenen Meinungsaustausch verpflichtet fühlt. Kommentare, die beleidigend oder herabwürdigend sind, werden nicht freigegeben!

  2. Eine Person fühlt sich in seiner „Haut“ nicht mehr wohl und unternimmt den sicherlich
    nicht leicht Schritt zwecks „Anpassung an das Geschlecht“. Die Gesellschaft sollte diesen
    Betroffenen mit großem Respekt entgegentreten.
    Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften hat eine betroffene Person wohl völlig verdient
    den Meistertitel (w18) errungen. Das sie sich. trotz der starken Gegnerschaft und den
    besonderen Umständen durchgesetzt hat, verdient zusätzlich große Anerkennung.

  3. Der Fall von Nora Heidemann kann zum Öffnen von Pandoras Box werden. Sosehr auch junge Menschen mit solchen Problemen zu bedauern sind, muss man doch auf die Auswirkungen schauen.
    Was ist, wenn sich solche Fälle häufen, wenn sich Jungs oder Männer einen Spaß daraus machen, das Mädchen- und Frauenschach mal richtig aufzumischen? Wie ist die Auswirkung auf die echten weiblichen Teilnehmerinnen? Wie fühlen sich Mädchen, die sich Chancen ausgerechnet haben, wenn ihnen plötzlich ein Junge (und vielleicht bald mehrere) vor die Nase gesetzt wird? Wie irritierend ist es für Mädchen, in ihrem eigenen Turnier gegen einen de facto Jungen zu spielen? Wie sieht es aus, wenn die „Siegerin“ vielleicht Bartwuchs hat?
    DSB / DSJ wollen Mädchen bewegen, in Schachvereine einzutreten bzw. dort länger zu bleiben. Eine solche Einstellung wie von Frau Lauterbach geäußert dürfte aber kaum dazu hilfreich sein.
    Schachfreund Lotzien schreibt: „Das sie sich. trotz der starken Gegnerschaft und den besonderen Umständen durchgesetzt hat, verdient zusätzlich große Anerkennung.“
    Das ist eher fraglich. Das Durchschnittsniveau der DEM U18w war Elo 1832 (von 1544 bis 2107; zum Vergleich U12 Boys 1775; von 1341 bis 2165) und das Spielniveau sehr schwach. Nora mit bescheidenen 1831 konnte sich klar durchsetzen – gibt es einen besseren Beweis für das Gender Gap?

    1. Hallo Herr Brunthaler, all diese Fragen werfen Sie völlig zu recht auf, und es sind ganz entscheidende Fragen! Hier hat man leider den Eindruck, dass die Betroffenen überhaupt nicht eingebunden wurden, also sowohl die Frauenkommission als auch die Aktivensprecherin und natürlich die Spielerinnen selbst. Hier wird einfach von oben herab verordnet, dass ab sofort ehemalige Jungen an Mädchenturnieren teilnehmen dürfen, wenn sie zuvor eine rechtsgültige Erklärung zur Neubestimmung des Geschlechts beim Standesamt abgegeben haben. Grundsätzlich folgt der Schachbund bzw. die Schachjugend damit dem Gesetz, und so scheint die Angelegenheit auf den ersten Blick eindeutig zu sein. Doch bei näherer Betrachtung nicht mehr, weil offensichtliche Spielstärkeunterschiede zwischen Männern und Frauen ignoriert werden, die nun wirklich evident sind (selbst wenn es im konkreten Fall nicht so gewesen sein mag). Niemand wird wohl zu der Ansicht kommen, dass das biologische Geschlecht sich sofort ändert, wenn man ein neues rechtliches Geschlecht eingetragen hat. Bei näherer Untersuchung müsste man hier auch auf das Thema Hormonbehandlung eingehen, aber das führt hier zu weit. Die Diskussion zu diesem Thema wird sicher nichts so bald abreißen, so viel steht jetzt schon fest.

  4. Ich glaube kaum, dass eine männliche Person auf den Gedanken kommt eine
    „Anpassung an das Geschlecht“ nur deshalb zu vollziehen um sportliche Erfolge zu haben.
    Mir widerstrebt es auch, dieses Problem nur aus sportlicher Sicht zu betrachten.
    Die menschliche Seite, wie so ein Betroffener sich fühlen muss, wird dabei offensichtlich
    völlig aus Acht gelassen. So einen Schritt begeht man bestimmt nicht aus Spaß.
    Die Siegerin des U18w Turniers hat, wenn ich den Turnierverlauf richtig verfolgt habe,
    einige der besten Nachwuchsspielerin Deutschlands hinter sich gelasssen. Es gibt daher
    kein Grund, diese Leistung herabzusetzen.

    1. Hallo Herr Lotzien, ich sehe das wie folgt: das Problem ist, dass es hier keinen vernünftigen Mittelweg gibt. Entweder muss die Transfrau zum Frauenturnier zugelassen werden, was dann auf Befremden bei den anderen Teilnehmerinnen stößt, um es mal vorsichtig zu formulieren, man könnte auch von unfairem Wettbewerb sprechen. Oder aber die Transfrau wird nicht zum Frauenturnier zugelassen, und damit kann sie eben nur im „Offenen Turnier“ (so bezeichnet man jetzt seltsamerweise Meisterschaften der Männer) spielen, aber genau dies wollte sie ja nicht. Im Open kann „sie“ natürlich jederzeit teilnehmen, völlig unabhängig vom Geschlecht, also besteht das Problem derzeit nur bei Frauenturnieren. Was ich mich in dem Zusammenhang frage: wieso sind keine umgekehrten Fälle bekannt, nämlich dass ein Transmann bei den Männern spielen möchte? Zufall oder Absicht?
      Des weiteren wiederhole ich noch mal, was ich an Herrn Neumeier geantwortet habe: mit dem ersten Platz in einer Altersgruppe qualifiziert man sich immerhin dafür, auf die Jugend-Europameisterschaft oder Jugend-Weltmeisterschaft zu fahren, und zwar trägt der Deutsche Schachbund dann die Kosten (für die Erstplatzierte). Und stellen Sie sich vor, ein Spieler mit 2400 Elo oder höher wird zur Transfrau. Dann bestünde sogar die Möglichkeit, an Brett 1 der Nationalmannschaft auf der Europameisterschaft oder der Schacholympiade eingesetzt zu werden (wenn der Bundestrainer „sie“ nominiert). Um es kurz zu machen: hier sehe ich schon eine erhebliche Missbrauchsgefahr!

  5. Das Thema Spielstärke ist doch nur eine Facette und spielt auf den meisten Veranstaltungen gar keine Rolle. Im Breitensport wird sich wohl kaum ein Mann zur Frau umdeklarieren, nur um in der Ergebnisliste weiter vorne zu landen.

    Aber: Viele Frauen spielen ja nicht ohne Grund nur Frauenturniere; weil sie sich unter ihresgleichen wohl und geschützt fühlen. Die Stimmung auf einem reinen Frauenturnier ist eine völlig andere, als auf einer offenen Veranstaltung mit überwiegend männlichen Teilnehmern.

    Daher kann es in meinen Augen nicht sein, dass ein Mann plötzlich bei den Frauen spielt, nur weil er in seinem Pass m zu w hat ändern lassen. Das ist invasiv. „Von oben“ wird ohne Diskurs festgelegt, dass das ok ist. Die, die es betrifft – die Frauen – werden gar nicht erst gefragt.

    1. Hallo Herr Neumeier, sind Sie sicher? Mit dem ersten Platz in einer Altersgruppe qualifiziert man sich immerhin dafür, auf die Jugend-Europameisterschaft oder Jugend-Weltmeisterschaft zu fahren, und zwar trägt der Deutsche Schachbund dann die Kosten (für die Erstplatzierte). Und stellen Sie sich vor, ein Spieler mit 2400 Elo oder höher wird zur Transfrau. Dann bestünde sogar die Möglichkeit, an Brett 1 der Nationalmannschaft auf der Europameisterschaft oder der Schacholympiade eingesetzt zu werden (wenn der Bundestrainer „sie“ nominiert). Um es kurz zu machen: hier sehe ich schon eine erhebliche Missbrauchsgefahr!

  6. Schachfreund Lotzien schreibt: „Die Siegerin des U18w Turniers hat, wenn ich den Turnierverlauf richtig verfolgt habe, einige der besten Nachwuchsspielerin Deutschlands hinter sich gelasssen. Es gibt daher
    kein Grund, diese Leistung herabzusetzen.“
    Das habe ich auch nicht getan, allerdings das sehr schwache Niveau des weiblichen deutschen Nachwuchsschachs aufgezeigt, das wirklich beklagenswert ist. Die besten der jungen deutschen Spielerinnen machen dicke Fehler, können Vorteile nicht verwerten, spielen schwächer als Jungs in den jüngeren Turniergruppen. Ich habe mir die Mühe gemacht etliche der Partien zu analysieren, was vermutlich nicht viele getan haben. Das ein „Ex-Junge“ mit einer niedrigen Elozahl sich an die Spitze dieser „besten Nachwuchsspielerinnen“ setzen kann, zeigt ein Problem, das Antrags-Trans-Spielerinnen bewirken können.
    Das hat übrigens Nadja Jussupow in ihrem Schreiben ausgezeichnet erläutert. Wer mitreden will, sollte auch das gelesen haben.
    Es spielt keine Rolle, ob wir glauben, dass kein Mann sich zur Frau umdeklarieren wird, um dadurch einen Vorteil zu erhalten. Aber die Möglichkeit besteht und muss ernstgenommen werden. Und das Frauenschach wird weder attraktiver noch glaubhafter, wenn sich solche Fälle wie bei der DEM häufen, was gut möglich ist.

  7. Ich möchte auf den Leserbrief von Wolfgang Pajeken in Chessbase Nachrichten vom 26.6. hinweisen. Ich kenne Wolfgang als einen fairen Sportsmann und vorurteilsfreien Menschen und das zeigt sich auch in seinem wohldurchdachten Text.
    Erstaunlich finde ich, dass hier auf Schach.kicker von den Lesern so gut wie nichts zum Thema beigetragen wird, während an anderer Stelle die Diskussion hell aufflammt. Nur Mut Leute!

    1. Leserbrief von Wolfgang Pajeken

      Bei der kürzlich zu Ende gegangenen DJEM gewann in einer der Altersgruppen erstmals eine Transgender-Athletin den Titel einer Deutschen Jugendmeisterin – ein Mädchen, dem bei der Geburt das Geschlecht „männlich“ zugewiesen wurde. Bei den im Anschluss an solch ein großes Turnier üblichen Gesprächen stellte ich nun fest, dass viele Mädchen und Frauen bei der Teilnahme von Transgenderathletinnen an Frauenturnieren zumindest ein „ungutes Gefühl“ haben, da sie sportliche Nachteile befürchten. So habe ich mit Teilnehmerinnen der abgelaufenen DJEM, wie auch mit aktuellen und ehemaligen Spitzenspielerinnen über die Thematik gesprochen. All diese Mädchen und Frauen sind vorbildliche Sportlerinnen und völlig frei von jedwedem Verdacht transphob zu sein. Aber sie vereint die Sorge, dass Frauen und Männer im Schach von Natur aus nicht gleich stark sein könnten und Transgenderathletinnen daher im Kampf um Titel, Geldpreise, Qualifikationen und Kaderplätze einen Vorteil haben. Zusätzlich wurden Bedenken darüber geäußert, dass das neue Selbstbestimmungsgesetz möglicherweise missbraucht werden könne – etwa von Spielern, die sich in offenen Turnieren nicht durchsetzen konnten. Leider gibt es bei den genannten Mädchen und Frauen aber noch eine Gemeinsamkeit, nämlich die Angst, ihre diesbezügliche Meinung öffentlich kund zu tun. Sie befürchten Anfeindungen im Internet und soziale Ausgrenzung. Und das finde ich schlimm und daher schreibe ich diesen Brief. Wir dürfen es nicht zulassen, dass „Angst vor freier Meinungsäußerung“ und „Cancel Culture“ zum Teil unseres Miteinanders werden. Worin bitte besteht das Problem, eine Diskussion mit unterschiedlichen und kontroversen Meinungen zu führen? Wir dürfen niemals zulassen, dass Menschen aus Angst vor Repressalien ihre Meinung nicht mehr äußern – denn eine offene, angstfreie Debatte ist das Rückgrat einer jeden freien Gesellschaft.

      Ich bitte darum, dieser überfälligen Diskussion über die (möglichen?) (naturgegebenen?) Leistungsunterschiede zwischen Frauen und Männern im Schach erneut eine Plattform zu verleihen und sportwissenschaftliche Expertinnen und Experten, wie auch Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger im DSB anzuhören, denn als Konsequenz der aktuellen Entwicklungen sehe ich eigentlich nur zwei Möglichkeiten: A) Die sofortige Abschaffung aller Mädchen- und Frauenklassen. B) Die umgehende Nichtzulassung aller Transgender-Athletinnen bei Frauenturnieren. Wichtig ist mir, diese Diskussion sachlich, wissenschaftlich und frei von ideologischen Vorannahmen zu führen. Zu oft werden solche Themen emotionalisiert, bevor überhaupt ein faktenbasierter Diskurs möglich ist.

      Zur Thematik selbst kann ich – wie viele andere auch – nur persönliche Eindrücke beisteuern. Im Laufe der Jahre sind einige meiner Schülerinnen Deutsche Jugendmeisterinnen geworden und haben dabei ganz hervorragende sportliche Leistungen erbracht. Dennoch habe ich stets einen sehr großen Unterschied gegenüber dem Jungentraining und auch der schachlichen Entwicklung vergleichbarer Jungen empfunden. Die Jungen sind nach meiner Wahrnehmung in ihrer schachlichen Entwicklung meist noch schneller und noch steiler vorangegangen und waren auch in der Lage intensiver zu trainieren als die vergleichbaren Mädchen. Aber das ist eben nur gefühlt und möglicherweise ist mein Gefühl ja auch durch klischeehafte Rollenbilder und ein Denken in überholten Stereotypen geprägt.

      Bei einer (oberflächlichen) Recherche nach nicht sozial oder statistisch bedingten Spielstärkeunterschieden zwischen Frauen und Männern, bin ich im Internet auf folgende Erklärungsansätze gestoßen:

      1.Männer verfügen über mehr Muskelmasse und ein leistungsfähigeres Herz-Kreislauf-System, was auch die Ausdauer während Partien und Training positiv beeinflussen könnte.

      2.Männer haben angeblich ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen, insbesondere bei geometrischen Aufgaben.

      3.Männer sollen besser darin sein, schnelle Entscheidungen (vor allem Ausschlussentscheidungen) zu treffen, während Frauen sorgfältiger abwägen, aber dafür mehr Zeit benötigen.

      4.Männer scheinen im Schnitt als risikofreudiger als Frauen zu sein.

      5. Der weibliche Menstruationszyklus führt zu hormonellen Schwankungen führen, welche die kognitive Leistungsfähigkeit beeinflussen können.

      Ich stelle diese Aspekte einfach mal zur Diskussion in den Raum. Weiß jemand mehr und/oder hat bessere Lösungen als die oben genannten A) oder B)?

      Liebe Grüße und eine gute lebhafte Diskussion! Möge uns die gemeinsame Suche nach Lösungen stets mehr verbinden als unsere Meinungsunterschiede uns trennen. Nur mit Respekt füreinander kommen wir weiter!

      Wolfgang Pajeken

      FM und A-Trainer DSB

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert