
Das deutsche Seniorenschach scheint gut dazustehen, denn es gibt viele Seniorenturniere gerade in Deutschland, und diese sind gut besucht!
Und doch fragt man sich gerade: wie geht es weiter im Seniorenschach auf Ebene des Deutschen Schachbunds? Denn auf dem Kongress in Paderborn passierte etwas fast unglaubliches: zwei Kandidaten wurden nicht ins Amt gewählt! Doch der Reihe nach, was war passiert?
- Amtsinhaber Wolfgang Block trat nicht mehr an, nachdem er das Verhältnis zum Präsidium nach internen Diskussionen als zerrüttet ansah. Dabei war er immerhin die letzten 6 Jahre im Amt!
- Neuer Kandidat war Wolfgang Fiedler aus Mittelfranken, der mit großen Hoffnungen nach Paderborn angereist war, und im Überschwang ankündigte, dass er das Amt 10 Jahre lang bekleiden würde, doch dann erhielt er bei der Wahl weniger als die Hälfte der Stimmen. Dabei hatte er sich bereits Mitte 2021 auf die Position beworben, und war ebenfalls durchgefallen. Für Manche keine Überraschung, da er bei der Organisation von Turnieren ab und an bei anderen Funktionären angeeckt war.
- Nach der Wahlniederlage zauberte dann der Amtsinhaber seinen Vorgänger, den Kandidaten Gerhard Meiwald aus dem Hut, der telefonisch seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärte, doch auch er fiel bei der Wahl etwas überraschend durch. Hieraus ließ sich ein Wunsch der Delegierten nach einem Neuanfang ablesen.
Weitere Kandidaten fanden sich zunächst nicht, sodass dieser nicht unwichtige Posten unbesetzt bleiben musste.
Hier lohnt ein Blick auf die Mitgliederstatistik des DSB: von rund 96.000 Mitgliedern sind immerhin knapp 24.000 Senioren Ü60, also genau ein Viertel. Es wäre daher gar nicht gut, wenn das Amt vakant bliebe.
Das Amt des Seniorenreferenten gibt es auch in den Landesverbänden, die Mitglieder in der Seniorenkommission sind. Insofern stellt sich jetzt die Frage, wer künftig die Sitzungen leitet. Vielleicht findet sich doch noch jemand aus dem Kreis der Landesreferenten, damit das Amt nicht unbesetzt bleibt?
Ein weiteres Problem das gelöst werden muss, ist das Budget für die Senioren auf Bundesebene. Hier vernahmen wir am Rande der Sitzung, dass der neu gewählte Vizepräsident Finanzen Alexander von Gleich bereit sei, den Etat, der zuvor arg geschrumpft war, wieder etwas aufzustocken. Wie hoch, das werden die Beratungen zeigen.
Das Problem bei der Sache: die Erwartungen an Referenten durch Präsidium und Landesverbände sind oft hoch, doch der Lohn der vielen Mühen ist Gotteslohn. Oder wie sich die Präsidentin Ingrid Lauterbach in ihrem Bericht ausdrückt: „Zum Abschluss möchte ich besonders allen Ehrenamtlern danken, die den Deutschen Schachbund direkt und indirekt unterstützen. Ohne Euch würde nichts funktionieren! Stimmt genau – doch man muss erst mal diese Engagierten finden, die oft noch auf Kosten des Berufslebens oder Familienlebens ihrer Tätigkeit nachgehen.
Zum Abschluss noch durchaus nicht unkritische Stimmen zum Kongress:
Carsten Karthaus, Landespräsident von Württemberg: „Der Kongress war wieder einmal von Geschäftsordnungsdebatten, Destruktivität und angespannter Atmosphäre geprägt. Es bleibt zu hoffen, dass der Wunsch nach inhaltlicher Debatte beispielsweise zum Thema Frauenschach oder Inklusion beim Hauptausschuss eintritt. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir werden uns auch weiter aktiv für aus unserer Sicht wichtige Themen und zur Förderung des Schachspiels in all seinen Formen und in allen Bevölkerungskreisen einsetzen.“
Niklas Prahl, Niedersächsischer Schachverband: „Das niedersächsische Credo »Der Mensch steht im Mittelpunkt« haben Andreas Jagodzinsky und Jannik Kiesel in ihren Reden aufgegriffen. Wir bedauern, dass dies im DSB augenscheinlich weiterhin nicht der Fall ist. Persönliche Abrechnungen und von außen klar sichtbaren Spannungen zwischen Ehrenamtlichen sowie Spitzen gegen die Geschäftsstelle, haben zu einer unwürdigen Veranstaltung beigetragen. Trotz der vorangegangenen Absätze sind wir optimistisch, dass in naher Zukunft keine belastenden Ereignisse im Dachverband vorfallen werden, die unsere Arbeit auf Landesebene erschweren. Wir werden die künftigen Entwicklungen aufmerksam verfolgen und auf Kongressen unsere Positionen und Anliegen in gewohnter Form aktiv, konstruktiv und mit klarer Stimme vertreten. Unser Ziel bleibt dabei unverändert – einen Beitrag zu einem erfolgreichen und modernen Schachsport zu leisten.“
Hinweis zum Abschluss: das Titelbild dieses Beitrags stammt von Fritz Jittenmeier und wurde mittels KI erzeugt. Es ist natürlich humorvoll gemeint, ein etwa 80-jähriger Großmeister Hertneck, der immer noch am Schachbrett sitzt.
Lieber Gerald,
natürlich wünsche ich Dir sehr, dass Du auch – wie viele andere von uns – mit 80 Jahren noch am Brett zu finden bist und dann erheblich jünger und vitaler aussiehst als auf dem Bild.
Vielleicht kannst Du dann ja auf einige Jahre als Senioren-Referent zurückblicken ??