Juni 27, 2025

33 thoughts on “Preisgeldauswertung von Seniorenturnieren

  1. Durchaus interessante Untersuchung, aber nur für höchstens 10 % aller Aktiven von praktischem Interesse. Weitaus die meisten Teilnehmer an Senioren-Turnieren schauen nicht auf die Preisgelder, weil sie dafür ohnehin nicht in Frage kommen.

    Sie wollen eben ihrem Hobby frönen und jedes Hobby kostet Geld, ob es sich nun um Reise- oder Unterbringungskosten oder Startgelder handelt, die bei internationalen Turnieren auch recht happig sein können.

  2. Vielleicht sollte man auch an diejenigen denken, die sich die Teilnahme an solchen Turnieren nicht leisten können, aber gerne teilnehmen würden. Ansonsten bleibt es doch eine recht exklusive Veranstaltung, wobei ich selbst erstaunt bin, wie viele es sich leisten können. Wohlgemerkt, ich spreche hier nicht von mir, aber man soll ja nicht nur an sich selbst denken…

    1. Ich schließe mich Hennings Meinung an. Für mich ist die Teilnahme an Seniorenturnieren ein Hobby, zugleich Urlaub (ich bin noch U65, muss also wirklich Urlaub dafür nehmen), Treffen mit vielen bekannten, netten Spielenden. Meine finanzielle Schmerzgrenze bzgl. Unterkunft bei einem Turnier liegt bei 1.000€, was sich aber nicht immer realisieren lässt. Dann muss man sich eben selbst kümmern, denn bei nationalen Turnieren gibt es i.d.R. keinen Hotelzwang des Ausrichters.
      Für finanziell nicht so gut gestellte Senioren gibt es die Möglichkeit, einmal im Jahr die Übernahme der Kosten des Turniers beim Förderkreis der Senioren zu beantragen. (https://www.foerderkreisdersenioren.de/). Und für alle anderen natürlich die Möglichkeit, mit 20€ Jahresbeitrag in diesem Förderkreis dieses tolle Anliegen zu unterstützen. 🙂

  3. besonders trauriges Thema sind die reduzierten Preisgelder für Frauen
    Das ist so nicht richtig. In einer Gesellschaft, in der Frauen gleichberechtigt sind und sein wollen, halte ich die Differenzierung der Preise nach Geschlecht ( was ist eigentlich mit Diversen?) für etwas aus der Zeit gefallen.
    Frauenförderung mit Antrittsprämie wäre vielleicht besser?
    Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – gleicher Preis für gleiche Leistung?
    Es sei denn, wir stellen fest, dass Frauen im Schach wie in anderen Sportarten auch objektiv nicht die gleichen Ergebnisse erzielen können.
    Auch Männer haben nicht alle die gleichen Voraussetzungen um im Schach erfolgreich zu sein. So ist es nun mal.

    1. Die Preisgelder für Frauen sind deshalb niedriger, weil viel weniger Frauen am Turnier teilnehmen. Beispiel Bad Neuenahr: In der Altersgruppe Ü50 haben sich 40 Spieler angemeldet, darunter fünf Frauen, also 12,5 Prozent. In der Gruppe Ü65 sind es Gruppe Ü65 sind es 165 Teilnehmer, darunter 8 Frauen, also etwa 5 Prozent. Wenn man danach gehen würde, dann wären die Preisgelder noch niedriger. So lange ich Schach spiele war es immer so, dass eine Handvoll Frauen in einem Turnier um die Frauenpreise konkurriert haben. So gesehen müsste sich der Frauenanteil erst mal erhöhen, bevor die Preisgelder steigen können. Insofern muss ich meine eigene Aussage korrigieren. Trotzdem bleibt ein schlechtes Gefühl zurück.

  4. Diese Preisgelder sind wirklich ein Witz und irreal. Ich gehe allerdings davon aus, dass die meisten Teinehmer aus Spaß an der Freude teilnehmen wollen. Allerdings können sich viele Rentner die Reisekosten nicht leisten und sind auf Mitfahrgelegenheiten und Sonderangebote der Hotels angewiesen.
    Wenn alles so bleibt, wie es ist, werden die Teilnehmerzahlen stagnieren.

  5. Warum sagt keiner, wie es wirklich ist? Die Senioren werden als „Melkkühe“ betrachtet, die man mit hohem Startgeld dazu zwingen kann, die Kosten der Turnierausrichtung selber zu tragen. Deswegen hatte der DSB seine Zuschüsse für das Seniorenschach stark gekürzt. Für üppige Preisgelder bleibt da natürlich nichts übrig. Dahinter steht offensichtlich die Überlegung, dass wohlhabende Pensionäre und Rentner das nötige Kleingeld für eine Teilnahme aufbringen können und folglich finanzielle Unterstützung durch DSB oder Landesverbände entbehrlich ist und bleiben kann. Solange die Senioren beim DSB keine „Lobby“ haben, wird sich daran auch nichts ändern!

    1. Hallo Herr Sommer, danke für die klaren Worte. Ich kann Ihnen allerdings aus meiner Erfahrung als ehemaliger Referent für Leistungssport sagen, dass es bei den jugendlichen Kaderspielern kaum anders ist, auch hier zahlen die Eltern oft erheblich hinzu. Und wenn ich bei den erwachsenen Kaderspielern sehe, dass der B-Kader Zuschuss von 1000 Euro auf 500 Euro p.a. gekürzt wurde, dann kann man wohl den Schluss ziehen, dass auf allen Ebenen stark gekürzt wurde. Und jetzt verrate ich Ihnen auch noch, weshalb die Budgets so stark gekürzt werden mussten (neben der schlechten Finanzlage in den letzten zwei Jahren): weil einige (große) Landesverbände auf dem Standpunkt stehen, dass man dem DSB für seine Aufgabenerfüllung nur das Nötigste gewähren sollte. Die letzte Beitragserhöhung hat zwar viel geholfen, aber im Grunde nur die Inflation der letzten 10 Jahre ausgeglichen. Jeder Antrag auf Beitragserhöhung wird normalerweise gnadenlos vom Kongress abgeschmettert, außer es ist wirklich Not am Mann (oder an der Frau).

      1. Naja Amateure und Senioren sowie Kinder sind schon immer ausgenommen worden.
        Aber die Vergangenheit hat auch den Grund gezeigt.
        Orginisatoren,Schachlehrer,Schachtrainer , Lebenskünstler Schachpädagogen,wegschauendes Präsidium sind mit in der Verlosung.
        Zumindestens in der Vergangenheit.
        Für ein kleines Format steht keiner mehr auf.

    2. Lieber Herr Sommer!

      Ich habe Sie weder beim DSB noch bei der FIDE gefunden und gehe deshalb davon aus, dass Sie die Senioren-Szene nur vom Hörensagen kennen.

      Ich selbst spiele seit über 20 Jahren bei Senioren-Turnieren mit und habe – von wenigen Ausnahmen abgesehen – kaum jemals gehört, dass sich die Senioren als „Melkkühe mit hohem Startgeld“ betrachten. Das Startgeld ist nun mal dazu da, die Kosten eines Turniers abzudecken – die Preisgelder sind dabei nur ein Teil. Mehr und mehr fallen Saalkosten ins Gewicht und dies auch für Spielsäle in öffentlichen Gebäuden. Dies gilt selbstverständlich nicht nur für Senioren-Turniere, sondern auch für ganz normale Open.

  6. Ich kenne die Senioren-Szene auch eher vom Hörensagen – selbst könnte ich 50+ Turniere spielen aber mache es nicht (immerhin spielen einige Spieler meines aktuellen und meines vorigen Vereins Seniorenturniere). Mein Eindruck: Seniorenturniere (nicht nur die im Artikel erwähnten, es gibt ja noch deutlich mehr) sind oft an Urlaubsorten und in (siehe Titelbild) etwas gehobenem Ambiente. Teilnehmende betrachten das auch als Urlaub, und das darf auch etwas kosten – die Zielgruppe „relativ vermögende Senioren“ gibt es offensichtlich. Wie oft das Angebot des Förderkreises der Senioren (in der Ausschreibung erwähnt) angenommen wird bzw. wieviel Geld da zur Verfügung steht weiß ich nicht.

    Startgeld einschließlich Organisationsbetrag („für Getränke während der Runden“, nicht separat aufgelistet) war übrigens 140 Euro, „durchaus üppig“? Bei 205 Teilnehmenden bleiben abzüglich knapp 7000 Euro Preisgeld (wobei das bei 250 Teilnehmern garantiert war und nun wohl etwas niedriger ausfallen wird) 21700 Euro oder gut 2400 Euro pro Tag. Die drei Schiedsrichter sind alle extern aus Berlin, ihre Kosten werden wohl übernommen. Ansonsten ist es wohl so kalkuliert, dass da niemand Geld _verdient_. Ob der Schachbund das (aus allgemeinen Mitgliedsbeiträgen) bezuschussen und/oder mehr Preisgeld ermöglichen sollte, darüber kann man diskutieren – es war ja auch ein Turnier für alle ohne Qualifikation auf Landesebene. Wenn gespart werden muss, dann eher bei den Senioren als im Jugend- oder Leistungssportbereich?

    Ein anderes Thema ist, ob es auch einen Markt für preisgünstigere Seniorenturniere gäbe. Bis zu einem gewissen Grad wäre das vielleicht mit bescheidenerem Ambiente (auch beengte Verhältnisse im Turniersaal?) möglich. Erst recht ginge es mit Doppelrunden – neun oder mehr Übernachtungen muss nicht unbedingt sein: es gibt auch neunrundige Turniere an fünf oder siebenrundige Turniere an vier Tagen. Aber zu viel Schach an einem Tag wollen Senioren wohl nicht, siehe auch die mäßige Teilnahme an Blitz- und Schnellschach (ein bzw. zwei Nachmittage ab 16:00 nach Turnierpartie morgens um 10:00).

    1. Man merkt, dass auch Thomas Richter in der Senioren-Szene nicht zuhause ist.

      Für „preisgünstigere“ Seniorenturniere gäbe es mit Sicherheit kein nennenswertes Interesse – ganz abgesehen davon , dass es genügend Seniorenturniere gibt und deshalb keinen weiteren Bedarf.

      Vor allem aber wollen Senioren keine Doppelrunden spielen – dies jedenfalls habe ich im Laufe der Jahre immer wieder gehört. Ihre Turniere finden meist in reizvoller Umgebung statt. Sie nutzen deshalb lieber die freie Zeit, um sich umzuschauen und mit Freunden etwas Schönes zu unternehmen.

      1. Generell bestätigt Henning Geibel ja das, was ich geschrieben habe. Meine Frage zu einem Markt für „preisgünstigere Seniorenturniere“ war eher rhetorisch, und bezog sich auf (im Artikel) „das kann sich nicht jeder leisten“. „Wir wollen in reizvoller Umgebung auch Urlaub machen und etwas Schönes unternehmen, und das soll dann subventioniert werden“ – so geht es nicht und das verlangt wohl auch kaum jemand.

        Bei offenen Turnieren „für alle“ ist es tendenziell umgekehrt: es gibt kaum Turniere ohne Doppelrunden. Das einzige starke Open in Deutschland mit neun Runden an neun Tagen, das mir spontan einfällt, ist die OIBM am Tegernsee – also auch „reizvolle Umgebung“. Da sind die Runden im Herbst so terminiert (generell um 16:00), dass man zuvor bei Tageslicht noch etwas Schönes unternehmen kann. Da spielen auch relativ viele Senioren (dort als Ü60 definiert). Dass sie dann mitunter auch reihenweise potentiell unterbewertete jugendliche Gegner bekommen gehört dazu – das „nervt“ z.T. auch schon 40-jährige Spieler.

        Startgeld da übrigens 95 Euro für Erwachsene, 55 Euro für Jugendliche (U18), Titelträger (WIM/IM, WGM/GM) startgeldfrei. Da kann wohl bei ca. 15.000 Euro Preisgeld anders kalkuliert werden: es sind mehr Teilnehmende (maximal 580, letztes Jahr waren es 554), vor allem haben sie eine ganze Reihe Sponsoren (darunter auch der Austragungsort Gut Kaltenbrunn, was auch immer das konkret beinhaltet).

        Auch bei offenen Turnieren für alle lohnt sich für Amateure die Teilnahme „in finanzieller Hinsicht“ eher nicht: je mehr Preisgeld, desto mehr Profis die das dann weitgehend absahnen und auch eher darauf angewiesen sind. Der Reiz für starke und ehrgeizige Amateure besteht darin, ihnen vielleicht mal am Brett zu begegnen. Ratingpreise sind vergleichsweise symbolisch und immer auch etwas Glückssache.

  7. Liebe Schachfreunde, ich danke für die rege Diskussion – genau so habe ich es mir vorgestellt. Ich möchte an der Stelle nur darauf hinweisen, dass es von mir nicht beabsichtigt war, gerade die Deutsche Seniorenmeisterschaft in Bad Neuenahr (auf die sich die Diskussion stark fokussiert) wegen der niedrigen Preisgelder zu kritisieren, sondern vielmehr ganz allgemein, dass die Preise in Seniorenturnieren zu niedrig sind (außer eben bei den Senioren-Weltmeisterschaft), und dass man dies ändern müsste, wenn man sie attraktiver machen wollte. Dies gerade vor dem Hintergrund, dass es sehr viele spielfreudige Senioren gibt.

    Zu den Preisgeldern: es sei mir verziehen, dass ich als Großmeister gewöhnt bin, erst mal auf das Preisgeld zu schauen, denn als starker Spieler schaut man eben erst mal nach, was es zu gewinnen gibt.

    Zur Frage, ob der Deutsche Schachbund die Seniorenmeisterschaft finanzieren sollte: Natürlich sollte er das! Es ist doch SEINE deutsche Meisterschaft!

    1. „Attraktiver“ heißt hier attraktiver für Spieler wie Gerald Hertneck? Zu viel Preisgeld sollte es dann vielleicht auch nicht sein, da dann andere auch Interesse haben könnten – nach Elo bist Du in der deutschen Ü50 gerade so unter den besten 50. Angeführt wird diese Liste von Artur Jussupow, der seit diesem Jahr Ü65 spielen kann – und das dieses Jahr bei der FIDE Senioren Team-WM auch tat (nach fünfjähriger Schachpause am Brett, Trainer ist er wohl weiterhin). Natürlich nicht klar, wer dahinter/dazwischen noch „spielfreudig“ d.h. aktiv ist, oder für so eine Gelegenheit „aufwachen“ würde und könnte (und welches Niveau sie dann nach längerer Schachpause hätten), oder sich umgekehrt noch zu jung fühlt für Seniorenturniere. Das gilt auch international.

      Für viele andere ist das Preisgeld offenbar ausreichend bzw. es ist ihnen egal, da sie sich ohnehin keine Chancen ausrechnen. Das ist die Masse, IMs die in Bad Neuenahr bei der Ü50 die Setzliste anführen (Arno Zude und Dieter Pirrot) wären in der obigen Liste „unter ferner liefen“.

      Sollte der Deutsche Schachbund die Seniorenmeisterschaft finanzieren? Aus meiner Sicht müsste es dann ein kleineres Turnier mit Qualifikation auf Ebene der Landesverbände sein (wie für alle anderen Altersklassen, „keine“ und im Jugendbereich). Momentan dürfen da alle mitspielen, auch wenn sie sich auf Landesebene allenfalls bei der jungen Jugend für die deutsche Ebene qualifizieren könnten. Tendenziell ist es ein Seniorenturnier wie viele andere, dabei mit dem Status Deutsche Meisterschaft (dadurch etwas stärker besetzt)

      1. Thomas, ich führe diese Diskussion völlig unabhängig von mir persönlich. Ist dir mal aufgefallen, wie viele Großmeister an der Seiorenmeisterschaft teilgenommen haben? Einer? Zwei oder drei? Oder fünf bis zehn? Rate mal… Und dann rate noch mal, woran es liegen könnte!

        1. Ich schrieb ja „Spieler WIE Gerald Hertneck“ – konkret z.B. Deine Elo-Nachbarn in der deutschen Ü50 mit GM-Titel: Jens-Uwe Maiwald, Thies Heinemann und Klaus Bischoff (es gibt noch aktuell elobessere, ich habe nicht im Detail überprüft wie aktiv sie noch sind). Bei mehr Preisgeld würden vielleicht mehrere GMs antreten, dann wäre es für keinen ein Selbstläufer und einige würden womöglich leer ausgehen.

          So mag es mehrere Gründe für null GMs geben, neben „finanziell uninteressant“ auch „sportlich uninteressant“ (unter der Annahme, dass man der einzige GM wäre) oder „kein Interesse an Seniorenturnieren“ oder „keine Zeit für dieses Turnier“.

          Bei der OIBM ist das Preisgeld für ein Turnier fast vergleichbar mit der Senioren-WM (wo sich der Topf ja über 50+ und 65+ verteilt), und das Teilnehmerfeld war relativ stark – nach Setzliste vorne zehn GMs mit 2500+, dann hinter Alexander Naumann (der wohl seine beste Zeit gehabt hat) die beiden damals U16-Spieler und aus damaliger Sicht wohl zukünftigen GMs Marius Deuer und Leonardo Costa. Arno Zude spielte auch mit, Ziel war da wohl nicht einer der Hauptpreise sondern allenfalls der Seniorenpreis (den er bekam) und/oder starke Gegner (die er nicht bekam, weil er gegen ihm nominell unterlegene junge Gegner zu viele Punkte abgab). Grenke Open hatte deutlich mehr Preisgeld und war noch stärker besetzt (wobei Weltklassespieler für noch mehr Preisgeld Freestyle Chess spielten).

          Neben Gründen, um ein Turnier NICHT zu spielen, gibt es unterschiedliche Gründe warum ein Turnier attraktiv ist: neben Chance auf „anständiges“ Preisgeld (je mehr Preisgeld, desto stärkere Konkurrenz) auch Chance auf starke Gegner und (falls noch erforderlich) Titelnormen, oder auch einfach Schach spielen und das vielleicht mit Urlaub verbinden. Alle entscheiden das von Fall zu Fall – wer als Amateur nur ein Turnier im Jahr spielen kann oder will sagt nur einmal „dieses wird es“.

  8. Liebe Schachfreunde,
    wenn ca. 15% und weniger des Startgeldes bzw. ähnliche Kosten als Preisgeld verwendet werden, ist das schon sehr mickrig. Leider bei vielen Turnieren üblich. Eine Diskussion über Kosten des Turnieres wird meist abgeblockt. Die Überschüsse kassieren wohl die veranstaltenden Verbände. Von einer Bezuschussung „ihrer“ Meisterschaften ist man weit entfernt. Es gibt aber auch Turniere, die ca. 40% des Startgeldes als Preisgelder zur Verfügung stellen.

  9. Ich spiele regelmäßig Seniorenturniere auf deutscher, europäischer und weltlicher Ebene. Es gibt einige Aspekte, die hier bisher fehlen: Bei FIDE-WMs müssen die Organisatoren Vorqualifizierte mit verpflegen und unterbringen. Das ist ein erheblicher Kostenfaktor. Beim DSB gibt es das nicht. Die FIDE hat sich via Preisfonds entschieden, das Turnier formal attraktiver zu machen. Das kann man begrüßen, muss es aber nicht. Die Alternative war es, die Organisatoren massiv freizuhalten bei diesem Kostenfaktor. Dadurch wären die meisten Teilnehmer entlastet worden. Ein attraktiver Preisfonds dürfte nur wenigen Teilnehmern „etwas bringen“. Das Start- und Organisationsgeld in Bad Neuenahr ist mit 140 Euro in der Tat üppig und an der oberen Grenze gewesen. Man muss das Turnier übrigens mit privaten Seniorenturnieren in den Landesverbänden vergleichen und dann erkennt man die Kostendiskrepanz ziemlich deutlich bei ähnlich guten Spielbedingungen in Kurhäusern etc. Schach ist ein Zuschussgeschäft für die meisten Teilnehmer und meine Kosten belaufen sich je nach internationalem Turnier auf 1.500 bis 2.000 Euro. Preisgelder gewinne ich gelegentlich, aber meist eher um die 100 Euro. Der deutsche Schachbund sollte allerdings zumindest den Preisfonds, der m. E. nicht angehoben werden sollte, finanzieren und dadurch niedrigere Startgelder – unter 100 Euro sollten es sein – ermöglichen. Der Seniorenetat ist festgeschrieben mit 600 Euro. Das ist natürlich lächerlich und nicht angemessen. Der Hinweis auf die Melkkühe ist durchaus berechtigt und verbreitet unter Senioren. Ich würde Senioren und Kinder und deren Bezuschussung nicht gegeneinander ausspielen wollen. Aber es gibt in der Tat wenig Gründe als DSB Kinderbeschickungen zu Weltmeisterschaften zu fördern, um ein Beispiel zu nennen. Die Effekte solcher teuren Events und der sportliche Wert sind bei Großgruppen ohnehin begrenzt. Man kann bei besonderen Talenten meinetwegen eine Ausnahmeregelung entwickeln. Am besten wäre es Sponsoren zu suchen für bestimmte Aufgabenbereiche und Themen. Am anderen Ende des Altersspektrum haben wir zwei aktuelle Weltmeister im Seniorenalter (65+). Der DSB kann nichts dafür.

  10. … nur ein kleiner Hinweis am Rande: die 140 Euro sind Startgeld plus Organisationsbeitrag. Bei vielen anderen Turnieren wird das getrennt ausgewiesen.
    Wir hatten das komplette Kurhaus 9 Tage in Beschlag genommen (sehr gute Spielbedingungen), ein 4-Sterne-Hotel hat alle Teilnehmer*innen 9 Tage lang (von morgens bis abends) kostenlos mit Kaffee, Tee, Wasser plus Servicekräften versorgt. Ich frage mich, was Saalmiete und Catering normalerweise wohl kosten mögen?
    Natürlich ist so ein Schachurlaub kein billiges Vergnügen. Aber das kann man auch von jedem anderen Urlaub behaupten. Es ist höchst bedauerlich, dass es viele arme Rentner gibt, die sich keinen Urlaub leisten können. Umso mehr möchte ich den Aufruf von Britta Leib unterstützen, mit 20 Euro Jahresbeitrag den Seniorenförderkreis zu unterstützen. Alle Hauptamtlichen arbeiten dort ehrenamtlich und der Beitrag kommt wirklich unterstützungswürdigen Schachspieler*innen zugute.
    Nebenbei finde ich es schon erstaunlich, dass der DSB bei 30.000 Senioren deren Deutsche Meisterschaft – soweit ich weiß – mit Null Euro unterstützt.

    1. Hallo Stephan, ich möchte zunächst die Gelegenheit nutzen, zum guten Abschneiden zu gratulieren!

      Ich denke, im Kern fokussiert sich das Thema darauf, dass bei den nächsten Austragungen vielleicht auch ein paar Großmeister mitspielen (von denen es in Deutschland genügend gäbe), wenn das Turnier bzw. der Preisfonds attraktiver wird. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass der DSB in den letzten beiden Jahren hart sparen musste, um wieder auf Kurs zu kommen. Dies scheint nun gelungen, und könnte die Basis bilden für ein noch stärker besetztes Turnier, vielleicht schon nächstes Jahr in Dresden, und vielleicht würde der GM Hertneck dann ja auch erstmals an einem Seniorenturnier teilnehmen. Aber unter Wert verkaufen möchte ich mich ehrlich gesagt nicht! Informell war auch schon zu hören, dass der neue Vizepräsident Finanzen, Alexander von Gleich, den Senioren mehr Budget zugestehen wird. Wir warten einfach ab, wie es kommt.

      1. Die Frage wäre, wie attraktiv der Preisfonds sein müsste, damit „ein paar Großmeister“ mitspielen – sicher mehr als 500 Euro für Platz 1, und dann auch mehrere vierstellige Geldpreise (da nur ein GM ganz vorne landen kann)? Daniel Fridman wird nächstes Jahr 50 und könnte auch „erstmals“ an Seniorenturnieren teilnehmen – Klaus Bischoff machte es bereits mehrfach (auf internationaler Ebene d.h. viele relativ starke Gegner).

        Bei Gerald kann man es auch mit dem Kandidatenturnier der Deutschen Meisterschaften für alle vergleichen, etwas hinkend da ja für ihn vor Ort in München (keine zusätzlichen Kosten) und sportlich attraktiv – Qualifikation für das Meisterturnier 2026 war wohl nicht das Ziel. Attraktives Spiellokal in einer Metropole wohl teurer als in Bad Neuenahr (wird Dresden auch teurer?), Preisgeld insgesamt vergleichbar mit der Deutschen Seniorenmeisterschaft (wobei es in München beim Kandidatenturnier acht Geldpreise gab, und in Bad Neuenahr insgesamt über 40).

        Wie wurde das in München finanziert? Beim Kandidatenturnier offenbar von den entsendenden Landesverbänden und den Spielern selbst:
        „Die meldenden Verbände bezahlen an den Ausrichter ein Startgeld von 1080 € für jeden von ihnen benannten Spieler, der seine Teilnahme zugesagt hat. Die Verbände können einen Eigenanteil von den Spielern erheben.
        Die Spieler bezahlen an den Ausrichter ein Startgeld von 200 €, das in voller Höhe in den Preisfonds fließt. [bei 32 Teilnehmern kamen so 6400 von 7000 Euro zusammen]“

        Nur die Meisterturniere (mehr Preisgeld, und niemand ging komplett leer aus) wurden offenbar von Schachbund und Sponsoren (Krulich Immobilien, UKA) komplett finanziert.

        1. Hallo Thomas, die Angaben zu den Finanzen sind so richtig. Tatsache ist, dass man sich als Nichtqualifikant die Teilnahme am Kandidatenturnier erkaufen konnte, allerdings war die Sache nicht ganz billig, vor allem wenn man nicht in München wohnte (was bei mir nicht der Fall war), oder dort keine günstige Unterkunft hatte. Grundsätzlich hat auch jeder Landesverband (bei Qualifikanten) und jeder Teilnehmer (bei Freiplätzen) eine Rechnung vom DSB erhalten, was ja auch völlig in Ordnung ist. Der Deutsche Schachbund muss das Geld ja immer noch zusammenhalten.

          Persönlich bin ich gespannt, wie hoch die Kosten in Dresden ausfallen, aber ich denke, dass auch hier etwa 1.000 Euro für Übernachtung und Verpflegung anfallen werden, dazu kommt dann noch das Startgeld. Insofern kann man es wie folgt auf den Punkt bringen: wer nicht für das Masters nominiert wurde (wo alle Kosten vom DSB getragen werden), und wer sich nicht für das Kandidatenturnier qualifiziert hat (über die Turniere der Landesverbände), der muss selbst zahlen!

          1. Lieber Gerald, gerne würde ich gegen dich in Dresden spielen. Ich habe nicht verstanden was dich daran hindert. Die Diskussion führst du immer noch mit einer schiefen Einschätzung. Ich bezweifle, dass eine Vielzahl von Teilnehmern höhere Startgelder akzeptieren würde, damit „ein paar GMs“ dabei sind. Es gäbe bei einer Abstimmung einer fiktiven Budgetverwendung für das Seniorenturnier – wir wissen beide es gibt laut Planung kein Geld bis 2027 – m.E. eine Mehrheit für niedrigere Start- und Orgabeiträge, die allen zugute kommen. Der Preisfonds kann natürlich höher ausfallen, aber mehr Teilnehmer bringt das eher nicht. Besten Gruß.

          2. Dieser Kommentar ist mal wieder ein Musterbeispiel dafür, dass einem etwas in den Mund gelegt wird, das man gar nicht gesagt oder geschrieben hat. Wo steht denn, dass ich die Startgelder erhöhen will? Was ich will, ist dass der DSB das Turnier finanziell vernünftig ausstattet!

  11. Der Förderkreis der Senioren ( http://www.foerderkreisdersenioren.de ) wurde in einigen Kommentaren im Nebensatz erwähnt. Als Leiter der Geschäftsstelle des Förderkreises möchte ich gerne einige Fakten aus erster Hand beifügen. Kernaufgabe des Förderkreises ist die Bezuschussung einer Senioren-Turnierteilnahme. Mitglieder haben die Möglichkeit, einmal im Jahr bis zu maximal 600,00 Euro als Zuschuss zu erhalten. Im vergangenen Jahr haben wir 15.100,00 Euro ausgeschüttet. 30 Turnierteilnahmen waren das exakt. In der Regel reicht als Nachweis der Bedürftigkeit der Grundsicherungsbescheid. Der Verein finanziert sich aus den Mitgliedsbeiträgen seiner Mitglieder und aus Spenden. Aktuell hat der Förderkreis 930 Mitglieder. Der Mindestbeitrag beträgt 20,00 Euro/Jahr; einige Mitglieder zahlen freiwillig etwas mehr. Wir haben ein jährliches Beiragsaufkommen von rund 20.000,00 Euro plus Spenden. Wer sich für die Mitgliedschaft als Förderer oder Geförderter interessiert, darf gerne die Geschäftstelle kontaktieren.

    1. Hallo Herr Scharf, das ist wirklich eine tolle Sache, dass auch finanziell schlechter gestellten Senioren die Teilnahme ermöglicht wird. Weiter so!

  12. Gerald, du weichst weiter aus. Woher soll das Geld für einen höheren, attraktiveren Preisfonds denn sonst kommen? Der DSB hat mit jeweils 600 Euro bis 2027 geplant, so steht es geschrieben. So wird es geschehen, so muss man zumindest planen. Die Turniere bei den deutschen Senioren sind zurzeit komplett selbst finanziert aus Startgeldern. Einblick in die Kalkulationen habe ich nicht, aber ich vermute, dass da nicht viel Spielraum vorhanden ist. Dein Hinweis, dass du keine Startgeld-, Orgagelderhöhungen gefordert hattest, ist insofern politische Augenwischerei und erinnert mich an die Forderungen bestimmter Parteien, welche die Schuldenbremse einhalten, aber gleichzeitig Ausgaben erhöhen wollten, freilich ohne jemand anderem in die Tasche zu greifen oder Steuern zu erhöhen. Es wäre natürlich toll, wenn sich ein Sponsor für das Seniorenschach fände. Es gibt sogar solche Leute, aber die arbeiten insofern eher nicht mit dem DSB zusammen und sind eher als Teamsponsoren unterwegs.

    1. Du hast mich immer noch nicht verstanden. Der Deutsche Schachbund ist Ausrichter der Deutschen Seniorenmeisterschaft. Und als Ausrichter muss er auch dafür sorgen, dass das Turnier vernünftig ausgestattet ist, daran gibt es nichts zu deuten. Zum Budget: so wie ich verstanden habe, wird es für den Schachgipfel 2026 in Dresden einen Sonderetat geben Aber selbst wenn dieser nicht zum Teil auch ins Seniorenturnier fließen sollte, müsste eigentlich jedem ersichtlich sein, dass man mit einem Jahresetat von 800 Euro das Seniorenreferat nicht verwalten kann. Insofern muss einfach im Rahmen eines Nachtrags das Seniorenbudget erhöht werden. Wie es dann aufgeteilt wird, ist dann natürlich die nächste Frage. Was sich auf jeden Fall ändern muss, dass die Senioren das Stiefkind des Deutschen Schachbunds sind!

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